

Lebenskunst für Frauen
Kirstin Breitenfellner in FALTER 10/2017 vom 10.03.2017 (S. 57)
Frauen wird so manches abgesprochen: über Menschheitsprobleme zu schreiben, das Leben zu genießen, gerne allein zu sein – und Alkohol zu lieben. Weswegen der Titel von Elisabeth Raethers schmalem Band „Die trinkende Frau“, der aus einer Kolumne des Zeit Magazins hervorging, auch auf ihr Frausein Bezug nehmen musste. Raether lässt sich den Spaß trotzdem oder gerade deswegen nicht nehmen.
Zum Trinken braucht sie keine Ausrede. Sie genießt Alkohol einfach, auch zu Hause und alleine. Aber mit einer Freundin in einer Bar mit guten Drinks macht es noch mehr Spaß. Trotzdem sorgt sich Raether, Jahrgang 1979, bisweilen über ihr Aussehen am nächsten Morgen, über Fältchen, Tränensäcke und Rötungen. Ansonsten pflegt sie eine maximal entspannte Haltung.
„Jeder kann machen, was er will, aber was man trinkt, hat immer eine soziale Bedeutung“, lautet ihre Devise. Wenn man etwas sehr gern möge, solle man nicht immer gleich von Abhängigkeit sprechen bzw. sich davon nicht sofort nervös machen lassen.
Ihre mit Nonchalance, Charme und Humor vorgetragenen Gedanken zur Kulturtechnik Alkoholtrinken im Allgemeinen und in Bezug auf das Frausein kommen genau zur richtigen Zeit: erschienen nach der genügend weit fortgeschrittenen Frauenemanzipation und vor dem vermuteten Sieg der Antispaßfraktion.
Die Kunst des Trinkens ohne Hemingway
Kirstin Breitenfellner in FALTER 43/2016 vom 28.10.2016 (S. 31)
Womöglich ist es nur noch eine Frage der Zeit, dass auf Weinflaschen ähnlich abstoßende Etiketten angebracht werden müssen wie auf Zigarettenschachteln – man könnte hier an rote Nasen denken, vernarbte Lebern oder Magenkarzinome. Denn natürlich ist zu viel Alkohol schädlich, genauso wie Nikotin oder zu viel Fett und Zucker. Und gerade für Frauen schickt es sich nicht sonderlich, ihm öffentlich zuzusprechen.
Frauen wird, wie Elisabeth Raether betont, so manches abgesprochen: gerne allein zu sein, einfach das Leben zu genießen oder über Menschheitsprobleme zu schreiben. Deswegen nimmt der Titel ihres schmalen Bandes „Die trinkende Frau“, der aus Raethers Kolumne im Zeit Magazin hervorging, auch auf ihr Frausein Bezug. Und Raether weist mit einem Augenzwinkern darauf hin, das „weltweit erste Buch über die Kunst des Trinkens“ vorzulegen, „in dem weder Hemingway noch Bukowski eine wichtige Rollen spielen“. Ebenfalls im Zeit Magazin veröffentlicht Raether auch die Rezeptreihe „Wochenmarkt“, in der Hochkalorisches, also Zucker und Fett, eine tragende Rolle spielt.
Zum Trinken braucht Raether keine Ausrede. Sie genießt gern ein Gläschen Alkohol, auch zu Hause und alleine. Aber mit einer Freundin in einer Bar macht es noch mehr Spaß.
Trotzdem sorgt sich Raether, Jahrgang 1979, bisweilen um ihr Aussehen am nächsten Morgen, Fältchen, Tränensäcke und Rötungen. Ansonsten pflegt sie eine maximal entspannte Haltung. „Jeder kann machen, was er will, aber was man trinkt, hat immer eine soziale Bedeutung“, lautet ihre Devise. Wenn man etwas sehr gern möge, solle man nicht immer gleich von Abhängigkeit sprechen beziehungsweise sich davon nicht sofort nervös machen lassen.
Ein „Buch der Stunde“ geben ihre mit Nonchalance, Charme und Humor vorgetragenen Gedanken zur Kulturtechnik Alkoholtrinken im wahrsten Sinne des Wortes ab: erschienen nach dem Beginn des Zeitalters der Emanzipation der Frau und vor dem vermuteten Sieg der Antispaß-Gesundheitsfraktion.