Gebrauchsanweisung für die Welt

224 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783492276085
Erscheinungsdatum 17.09.2012
Genre Reisen/Reiseberichte, Reiseerzählungen/Welt, Arktis, Antarktis
Verlag Piper
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Piper Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags


Die Einsamkeit ägyptischer Provinzhotels. Überlandfahrten im stinkenden Bus. Moderne Raubritter in Kolumbien. Gefrorenes Zahnputzwasser in Sibirien. Gepökelter Schafskopf zum Frühstück. Materialmüde Hängebrücken. Hitze. Durchfall. Fieber. Angst. Aber auch: die Zartheit eines Abends in Kabul. Verständigung mit Händen und Füßen. Staunen im Tempel. Freude beim Überlisten eines Grenzbeamten. Der Herzschlag des Zugfahrens. Die Großzügigkeit von Fremden. Mit Shakespeare und Eric Clapton in Nowosibirsk. Eine Liebelei in der Wüste. Das Spätnachmittagslicht über dem Berg Sinai. Kaum jemand hat sich dem Zauber und den Härten fremder Länder so ausgeliefert wie Andreas Altmann, und seine Anweisung ist nichts weniger als eine wilde Liebeserklärung an das Reisen.


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FALTER-Rezension

Der Widerspruch von Freiheit und Fremde

Maik Novotny in FALTER 41/2012 vom 12.10.2012 (S. 44)

Tourismus: Drei Reisebücher, die keine Reiseführer sind, über Geschichte und Kunst des Unterwegsseins

Seit das Reisen nicht einfach Wegfahren bedeutet, sondern zu Tourismus und weiter zur Tourismusindustrie geworden ist, firmiert es als Lieblingsgegenstand von Forschung, Literatur und polemischer Kritik. Schon 1958 haute ihm Hans Magnus Enzensberger seine "Theorie des Tourismus" um die Ohren: Romantik ohne Revolution, Ferne als Erlösung, die Sehenswürdigkeit als Befreiung vom schlechten Gewissen des Nichtstuns und der pikierte Dünkel der Pioniere über die nachfolgende Masse.
Daran hat sich nicht viel geändert. Allerdings hat, wie Enzensberger heute schreibt, im Easyjet-Zeitalter, in dem jeder Trafikant New York und Bali längst auswendig kennt, das Fernweh seinen Glanz verloren. Wie eine Wanderheuschrecke zieht der Mensch mit der Masse um die Welt.

Freiheit und Fremde
Beide Enzensberger-Texte finden sich im Sammelband "Die Zukunft des Reisens", herausgegeben von SZ-Feuilletonchef Thomas Steinfeld. Entstanden als Auftragsarbeit für den Schweizer Tourismuskonzern Kuoni, stellt er eine eigenartige Mischung aus Feuilleton und Marktforschung dar, eine Kombination, die dem Thema Tourismus wie angegossen passt.
In manchmal keine zwei Seiten kurzen, manchmal breit angelegten Essays (windungsreich: Roger Willemsens erschöpfende Abhandlung über Reiseliteratur, die tatsächlich bei Adam und Eva beginnt) finden das Damals, das Heute und das Morgen des Unterwegsseins zusammen. Das grenzt manchmal ans abgespreizt Elitäre, trifft aber fast immer ins Schwarze.
Etwa bei Wolfgang Scheppe, der in einer virtuosen Tour de Force den Homo touristicus seziert: den Urlaub als Erlaubnis zur Regeneration von Arbeitskraft, das Gebirge als Ziel des gehobenen Bürgertums auf der Suche nach Reinheit, den Strand als proletarisch-nivellierend – kurz: den Widerspruch, in einer Welt, in der fast jedes Ziel erreichbar erscheint, das Versprechen von Freiheit und Fremde einzulösen.
In der Folge analysiert Andrian Kreye den Einkaufstourismus (mit der schönen und lang überfälligen Aufzählung: "Dubai, Metzingen") und Straßen in München und Manhattan, die immer mehr wie Shoppingmalls funktionieren, Zubehör für unterwegs wie Reiseführer, Mitbringsel und Reisebekanntschaften. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit ergibt sich so eine unterhaltsame wie tiefgehende Spekulation darüber, wo in Zukunft die Reise hingeht.

Rundreisen im Metaphernkarussell
Ähnliche Kategorien finden sich in Andreas Altmanns "Gebrauchsanweisung für die Welt". Auch hier werden die Grundbausteine des Reisens – Fortbewegungsmittel, Essen, Gefahr, Gewalt, Tricks – abgehandelt. Und Altmann, der vom Heroinhandel in Peschawar bis zum Polizeieinsatz in Südafrika einiges erlebt hat, ist ohne Zweifel der ideale Autor für dieses Buch.
Leider etwas zu ideal: Die Rundreisen im Metaphernkarussell ("Der Schaum des magischen Moments, kann als Blitz auftreten oder mit einer Kerze") können noch als unterhaltsam durchgehen. Ärgerlicher ist, dass die Großartigkeit des Reisens sich hier immer wieder an den von Altmann verachteten Daheimgebliebenen, den Spießern in ihren "Büros in Quakenbrück", aufrichten muss. Als könne einem Abenteurer so etwas nicht wurscht sein (abgesehen davon, welche magischen Geheimnisse Quakenbrück bergen mag).
Schade, denn Altmann hätte viel zu erzählen, aber die "magischen Momente" gehen unter in einer Flut aus Klaus-Kinski-Pathos ("Ich fühle, als wäre ich die Erde selbst. Jede Warze Hässlichkeit, jeder Betonklotz, jede Schneise Raffgier ist ein Schwinger auf mein Herz"), dessen aufgeplustertes Raunen einem weniger das Faszinosum Fernweh näherbringt als die wettergegerbte Einzigartigkeit des Autors. So wird das Buch immer mehr zu einer Gebrauchsanweisung für Andreas Altmann.
Zwar nimmt er sich selbst von der Kritik nicht aus, am aufrichtigsten sind daher die Passagen über Bettler und Drogen, die zeigen, dass der Reisende in der Fremde kein edelmütiger Heiliger bleibt. Doch das ist spätestens dann dahin, wenn ihm kurz darauf in der schaurigsten Szene ein Chirurg die Hand dramatisch um das offene Herz eines Operierten legt: "Es zuckt, flüsterte ich, ungläubig wie ein Kind."

Der Blick für das Unbekannte
Bescheidener, langsamer und stiller geht es in Annett Gröschners Reisegeschichten zu, die im Band "Mit der Linie 4 um die Welt" versammelt sind. Von Aix-en-Provence bis Zürich hat sie sich in die jeweilige Vierer-Linie gesetzt – diese Zahl trug auch die Straßenbahnlinie ihrer Magdeburger Kindheit. Sich bei der Stadterkundung selbst gesetzten willkürlichen Regeln zu unterwerfen, das wussten schon die Situationisten, schärft den Blick für das Unbekannte.
So zieht Gröschner durch jede Stadt einen linearen Wahrnehmungsausschnitt entlang von Straßenbahn- und Buslinien, ruhig beobachtend, nebenbei Hintergrundinformationen einflechtend. Trainspotting von innen sozusagen. Wer wusste schon, dass Alexandria die einzige Straßenbahnlinie Afrikas besitzt, und das seit 1860?
Ergänzt um wunderbare Schwarzweißfotos von Arwed Messmer und der Autorin selbst, wie nebenbei aufgenommen, oft verschwommen, durch zerkratzte Scheiben, begegnen wir schrulligen alten Damen mit Schoßhündchen in Manhattan, rattern durch die Steppenwinde von Kasan und Kasachstan, durchmessen die asiatischen Suburbs von Istanbul und umrunden in mehreren Etappen die Innenstadt Berlins – der längste, dichteste und auch kritischste Reisebericht, wohl weil die Autorin hier seit Jahren lebt. Mit der "Krawallseifenoper" der besoffenen europäischen Jugend, den "Prenzlbergwichsern", stillen Industriehinterhöfen und kleinen Inseln des ganz alten Berlins.
Die Wiener Buslinie 4A ist dagegen zwar weniger aufregend, doch die linearen Exkursionen zeigen, dass die Reise ins Unbekannte auch heute noch unvermutet hinter der Ecke lauert.

In dieser Rezension ebenfalls besprochen:

weiterlesen

"Gutmenschen sind mir zu gut"

Laura Ari in FALTER 41/2012 vom 12.10.2012 (S. 16)

Der Reiseschriftsteller Andreas Altmann über sein neues Buch "Gebrauchsanweisung für die Welt"

Andreas Altmann ist Reisereporter. Für Wirbel sorgt er aber nicht mit einem Reisebuch, sondern mit seiner 2011 erschienenen Autobiografie "Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend". Die Traumata sind niedergeschrieben, jetzt wendet Altmann sich wieder seinem Genre zu.

Falter: Ihr Buch liefert eine Anleitung zum wahren Reisen – was war die Intention dahinter?
Andreas Altmann: Da muss ich sofort lachen, wenn ich "wahres Reisen" höre. Das gibt's so wenig wie ewige Wahrheiten. Nun, lassen Sie mich zuerst den wunderbaren, in Wiener Neustadt geborenen Elazar Benyoëtz zitieren: "Ein Mensch kann nicht bescheidener sein, als wenn er nur von sich allein spricht." Soll sagen, ich schrieb das auf, was ich für richtig halte, eben meine Wirklichkeit. Wer sich das antun will, soll das Buch lesen. Die Intention? Na, immer dieselbe: ein passabel intelligentes Buch zu veröffentlichen, das den Leser begeistert. Und ihn nicht das Geld reut, nicht die Lebenszeit.

Werden nach der Lektüre der "Gebrauchsanweisung" aus Touristen Weltenbummler?
Altmann: Was weiß ich, was der Leser mit dem Buch anstellt. Sobald der Autor sein Buch loslässt, gehört es dem Leser, er hat dann die Deutungshoheit. Weltenbummler sollte er allerdings nicht werden, denn Bummeln ist etwas für Dösige. Er soll losziehen, sich hergeben, sich verausgaben, soll sich antreiben lassen von seiner Neugier.

Ein Kapitel widmen Sie dem Thema Drogen. Es beginnt mit: "Das ist ein explosives Thema. Zumal in Zeiten, in denen der Gesundheitsterrorismus umgeht." Gibt es persönliche Gründe dafür?
Altmann: Natürlich, ich rede immer nur von Dingen, die ich auf sinnliche Weise, sprich, mit meinen fünf oder sechs oder sieben Sinnen erlebt habe. Ich war Zeuge gräulicher Drogenexzesse und Teilnehmer himmlischer Tal-und-Berg-Fahrten. Und so steht es im Buch.

Sie schreiben: Über die Jahre wurde Ihnen bewusst, "dass Gutmenschen besonders unter meinen Büchern leiden". Warum?
Altmann: Weil sie mir zu gut sind. Ich misstraue ihnen, vielleicht tragen sie nur die Maske des Guten. Zudem haben sie den Kopf voller Flausen statt voller Wirklichkeit. Sie schauen nicht hin, sie schauen weg. Sie wollen die heile Welt, mit lauter heilen Menschen. Aber die haben wir nicht. Wir haben augenblicklich einen Planeten, der von ziemlich vielen Unheilvollen ruiniert wird. Ach ja: Gute, gütige Menschen verehre ich.

Ein Kapitel heißt "Eros". Worauf soll man bei der Liebe in der Ferne achten?
Altmann: Erstens, dass sie lodert und funkelt. Und zweitens, dass der oder die "Eingeborene" schön dort bleibt, wo er geboren wurde. Denn warme, verschlungene Nächte unter Palmen sind Freuden, die für den Alltag nicht taugen. Weder in Grinzing noch in Quakenbrück. Die Liebe in der Ferne ist nicht bedroht vom gemeinsamen Wüstenrot-Häuschen, von trägem Ehesex und den mürben Visagen der Nachbarn.

Was entgegnen Sie jenen, die behaupten, Reisende seien in Wahrheit auf der Flucht, würden sich dem Alltag nicht stellen?
Altmann: Lachen würde ich und jubelnd ausrufen: Ja, Sie haben Recht!

Sie verbrachten viel Zeit in Zen-Klöstern. Warum?
Altmann: Um mich zu konzentrieren. Um das Aufregende vom nassen Furz unterscheiden zu lernen. Um nicht als iPhone-Bimbo zu enden, der 300 Mal am Tag auf sein Telefon glotzt und nie auf die Idee käme zu leben.

Dennoch bezeichnen Sie sich als Narziss, der nach Anerkennung strebt. Auch das buddhistische Ideal des "frei von Ego sein" gelingt Ihnen nicht. Eine Entscheidung oder menschliche Schwäche?
Altmann: Kennen Sie einen im Weltall, der ohne Anerkennung auskommt? Und natürlich ist das keine freie Entscheidung, denn Anerkennung ist ein Grundnahrungsmittel der Seele. Ohne das geht der Mensch vor die Hunde. Und eine "menschliche Schwäche" ist sie gewiss auch nicht. Vielleicht für Gutmenschen und andere Scheinheilige. Suche nach Anerkennung ist ein Urtrieb aller Kreativität.

Bietet die buddhistische Geisteshaltung Ruhe im unsteten Leben eines ständig Reisenden, eines "bekennenden Flüchtlings"?
Altmann: Weiß ich nicht. Ich jedenfalls bin kein Buddhist. Mir gefallen jedoch eine Reihe seiner Ideen. Auch die, dass mich der Buddhismus mit einem Herrgott verschont. Herrgötter und andere Unheilstifter gibt's dort nicht. Ansonsten halt ich mich bedeckt, denn ich habe mir schon vor langer Zeit vorgenommen, dass ich niemands gesammelte Sprüche nachleiern werde. Auch die nicht von Herrn Buddha. Und: Ruhe will ich schon gar nicht. Ich will fiebrig sein, nervös, auf der Lauer.

Sie haben in Wien in der Berggasse gewohnt, vor Ihrer Zeit als Schriftsteller. Wie haben Sie die Stadt damals erlebt?
Altmann: Ich liebe Wien, so viel Genialität hat es der Welt geschenkt, so viel umwerfende Sprache und Literatur. Leider hat mich Wien nicht geliebt. Wohl weil ich ein mäßiger Schauspieler war. Wien ist wie eine schöne, fordernde Frau, man muss ihr imponieren. Dann umarmt sie einen.

Diesen Sommer waren Sie im Nahen Osten unterwegs. Dürfen wir ein Buch erwarten?
Altmann: Böse Zungen würden sagen: Uff, schon wieder eins vom Altmann. Hurra, das höre ich gern, denn ich schreibe auch aus Rache – um mich zu rächen an den Schafsköpfen, die sich vorgenommen haben, uns zu verblöden.

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