Das violette Hündchen

Große Literatur im Detail | Vom Autor des Bestsellers "Die Schlange im Wolfspelz"
592 Seiten, Hardcover
€ 35
-
+
Lieferung in 2-5 Werktagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783498002916
Erscheinungsdatum 12.08.2025
Genre Sachbücher/Kunst, Literatur/Literatur
Verlag Rowohlt
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Rowohlt Verlag GmbH
Kirchenallee 19 | DE-20099 Hamburg
produktsicherheit@rowohlt.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags


Nicht nur der Teufel steckt im Detail, auch das Geheimnis großer Literatur – wenn man dafür ein Auge hat. Michael Maar zeigt, was die Werke der Weltliteratur dem aufmerksamen Leser offenbaren: was Sherlock Holmes’ Methode von derjenigen Sigmund Freuds unterscheidet, welches deutsche Vorbild hinter Nabokovs Lolita hervorschimmert und worum es in Stevensons Dr. Jekyll und Mr. Hyde und in Stokers Dracula eigentlich geht. Was hatte Mark Twain gegen Jane Austen, und wie nimmt Virginia Woolf in Mrs. Dalloway ihr eigenes Schicksal vorweg? Daniel Kehlmann, Jonathan Franzen, Salman Rushdie: Auch die Werke der Gegenwart funkeln von oft übersehenen Details. Und das violette Hündchen? Es taucht ganz beiläufig in Tolstois Krieg und Frieden auf – und begleitet uns durch das Buch.


Michael Maar führt nicht nur bedeutende Werke und ihre Schöpfer lebhaft vor Augen; er ist selbst ein großartiger Erzähler und versammelt eine beeindruckende Fülle an fiktionalen wie ganz realen Begegnungen, Verwicklungen, Geschichten. Dabei wird das Detail zum Ausgangspunkt einer Entdeckungsfahrt durch die Weltliteratur – die nicht zuletzt zeigt, wie sehr es sich lohnt, die großen Romane immer wieder neu zu lesen.


Mehr Informationen
ISBN 9783498002916
Erscheinungsdatum 12.08.2025
Genre Sachbücher/Kunst, Literatur/Literatur
Verlag Rowohlt
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Rowohlt Verlag GmbH
Kirchenallee 19 | DE-20099 Hamburg
produktsicherheit@rowohlt.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

Der liebe Gott steckt im Detail

Klaus Nüchtern in FALTER 41/2025 vom 08.10.2025 (S. 29)

Michael Maar ist so etwas wie der Sherlock Holmes unter den Literaturkritikern. Er sammelt Indizien, erwägt Motive und zieht daraus seine Schlüsse. Bereits in seiner Dissertation von 1995 hat er sich an die Fersen Thomas Manns geheftet und nachgewiesen, wie ausgiebig sich der Lübecker beim dänischen Märchenprinzen Hans Christian Andersen bedient hat. Dem "Geheimnis großer Literatur"(so der Untertitel) war Maar, Sohn des Kinderbuchautors Paul Maar ("Das Sams"), bereits in seinem Opus magnum "Die Schlange im Wolfspelz" (2020) auf der Spur.
Seine durch zahlreiche Beispiele belegte Schlussfolgerung: Sie sollte halt gut geschrieben sein!

In seinem soeben erschienenen und nur um ein Weniges schlankeren Buch "Das violette Hündchen" legt nun Maar, selbst ein Stilist im altmodischen Sinne, das ein oder andere Schäuferl nach. Die Heilige Dreifaltigkeit Mann/Proust/Nabokov wird verlässlich ador-und investigiert, allerdings finden sich unter den aufgerufenen Schriftstellern und - ja, doch! - Schriftstellerinnen wie Jane Austen, Virginia Woolf oder Colette auch der nur noch selten gelesene isländische Nobelpreisträger Halldór Laxness oder der so gut wie vergessene Balte Werner Bergengruen. Der stand zwar nicht eben "auf Duzfuß mit dem Zeitgeist", sei in Sachen Selbstironie sowie motivischer und sprachlicher Feinarbeit offiziellen Heroen der deutschen Nachkriegsliteratur à la Böll und Grass aber haushoch überlegen. Na, wenn das keine Ansage ist!

Apropos Sherlock Holmes. Auch der findet seinen Platz in Maars buntscheckigem literarischen Pantheon. Dass der Detektiv-Roman und die Psychoanalyse in etwa gleich alt sind, ist schon anderen aufgefallen. Maar ergänzt den Befund um die hübsche Beobachtung, dass der schottische Sherlock-Schöpfer Arthur Conan Doyle just im gleichen Jahr nach London übersiedelt, in dem Freud in die Berggasse 19 zieht, und bringt die Gemeinsamkeit der beiden Spurenleser auf den Punkt: "Bei Freud wie bei Doyle wird das Detail zum Indiz", es gerät unter "Schuldvermutung".

Maars eigentlicher Held ist aber nicht der (so wie Freud) Kokain konsumierende Meisterdetektiv, sondern dessen vermeintlich tumber Sidekick Dr. Watson. Der nämlich liefert nicht nur die Leitmaxime, indem er Holmes Sinn für Details preist ("an extraordinary genius for minutiae"), sondern wird auch als "der eigentliche Schriftsteller" gewürdigt, dem die Leser die opulenten Landschaftsschilderungen und funkelnden Dialoge verdanken: "Holmes denkt; Watson schreibt."

Sein investigativer Ehrgeiz stachelt Maar an, sich auch abseits des literarischen Feldes umzutun und etwa forensische Gutachten zu Christi Kreuzestod (nicht bloß Koma?) zu studieren oder der alten Streitfrage nachzugehen, ob Shakespeare tatsächlich Shakespeare (aus Stratford on Avon) oder eben doch Edward de Vere, der 17. Earl of Oxford war. Er ist freilich bescheiden und redlich genug, dergleichen nicht entscheiden müssen zu wollen; und so bleibt schlussendlich auch ungeklärt, welches traumatisch-schuldhafte Vergehen Thomas Manns die Blutspur verursacht hat, die sich durchs Gesamtwerk zieht.

Die in "Das violette Hündchen" versammelten Beispiele bieten einen Querschnitt durch jahrzehntelange Lektüren -quasi Lebenslesewerk. Da wird dann auch noch einmal die Akte "Lolita" geöffnet und nachgewiesen, wo Nabokov Plot und Personen seines berüchtigten Romans geklaut hat (beim deutschen Schriftsteller Heinz von Lichberg).

Am unterhaltsamsten aber ist Maar immer dort, wo er tatsächlich den Details nachspürt, in denen eben -wie der Kunsthistoriker Aby Warburg wusste -nicht nur der Teufel, sondern auch der Liebe Gott steckt. Bei der Exegese von Ernest Hemingways "Fiesta" warnt Maar alle, die das Buch noch nicht gelesen haben: bis hierher und nicht weiter; Graham Greenes "End of an Affair" aber mag gewiss "ein Buch wie Kaschmir-Seide" sein, federleicht und unzerstörbar, es wird aber auch ziemlich gnadenlos gespoilert. Ein besonders maliziöses Vergnügen stellt das Kapitel über Robert Musil dar. Dessen Monsterfragment "Der Mann ohne Eigenschaften" ist auch Maar nicht bis ans Ende gefolgt: "Man liest Musil nicht, man liest im Musil". Aber nicht nur dort, selbst auf der Kurzstrecke des keine zwei Seiten langen Textes "Das Fliegenpapier" stolpert, wie Maar nachweist, der vermeintlich "größte Sprachbild-Schöpfer seiner Generation" wiederholt über die eigenen Metaphern und Vergleiche. Autsch! Dergleichen wird man Michael Maar nicht nachweisen können. Also alles im grünen Bereich?

Nun, das ein oder andere Teuferl findet sich auch bei ihm: So war Samuel Taylor Colridge, als er sein Poem "Kubla Khan" verfasste, nicht auf Haschisch, sondern auf Laudanum; die Identität von Jesu Jünger Johannes und dem gleichnamigen Evangelisten gilt heute als widerlegt, und die Muttergottes heißt definitiv nicht "Magdalena", wie auf Seite 295 behauptet wird.

weiterlesen