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Kurzbeschreibung des Verlags
Das neue Buch von Heinz Strunk erzählt eine Art norddeutsches «Tod in Venedig», nur sind die Verlockungen weniger feiner Art als seinerzeit beim Kollegen aus Lübeck. Ein bürgerlicher Held, ein Jurist und Schriftsteller namens Roth, begibt sich für eine längere Auszeit nach Niendorf: Er will ein wichtiges Buch schreiben, eine Abrechnung mit seiner Familie. Am mit Bedacht gewählten Ort – im kleinbürgerlichen Ostseebad wird er seinesgleichen nicht so leicht über den Weg laufen – gerät er aber bald in die Fänge eines trotz seiner penetranten Banalität dämonischen Geists: ein Strandkorbverleiher, der Mann ist außerdem Besitzer des örtlichen Spirituosengeschäfts. Aus Befremden und Belästigtsein wird nach und nach Zufallsgemeinschaft und irgendwann Notwendigkeit. Als Dritte stößt die Freundin des Schnapshändlers hinzu, in jeder Hinsicht eine Nicht-Traumfrau – eigentlich. Und am Ende dieser Sommergeschichte ist Roth seiner alten Welt komplett abhandengekommen, ist er ein ganz anderer …
Von der Kritik zunächst als Gaudibursch belächelt, ist Heinz Strunk seit seinem grausam-schönen Serienmörder-Roman "Der goldene Handschuh" (2016) plötzlich zum Autor von Rang geworden. Das Feuilleton bringt sich bei jeder Neuerscheinung in Stellung, um diese auf ihre Bedeutung abzuklopfen. Strunk spielt da gern mit. Man kann sich vorstellen, wie er Rowohlt "Ein Sommer in Niendorf" als seinen "Tod in Venedig" angekündigt hat - und das Jauchzen der Verlagsmitarbeiter dazu. Klarer Fall: Nummer eins auf der Spiegel-Bestsellerliste.
Der Vergleich mit Thomas Mann ergibt zumindest in einer Hinsicht Sinn. Auch hier geht eine Schriftstellerfigur ihrem eigenen Verfall entgegen; allerdings an der Ostsee und mit drei Promille im Blut. Die Hauptfigur wird zunächst nur schemenhaft gezeichnet. Der Mann heißt Roth, ist Anfang 50 und Jurist. Geldnot hat er keine, Freunde oder Familie offenbar ebenso wenig. Er mietet sich für einen ganzen Sommer im kleinbürgerlichen Ort Niendorf ein. Niemand vermisst ihn.
Roth will ein "autobiografisches Sachbuch" schreiben, eine Abrechnung mit seinen Vorfahren. Doch es geht schleppend voran, was nur zum Teil an seiner mangelnden Schreiberfahrung liegt. Breda, sein stets volltrunkener Vermieter, lässt ihm keine Ruhe. Wenn auch widerwillig, folgt Roth ihm immer häufiger in zwielichtige Kaschemmen.
Roth passt in eine Reihe von Strunk-Helden mit misanthropischen Zügen, urteilt harsch über seine Umgebung, in lichten Momenten schließt er sich selbst mit ein. "Ein Sommer in Niendorf" balanciert gekonnt zwischen Tragik und Komik. Sprachlich ist das Buch ein Fest; Strunk erweist sich einmal mehr als Meister im Schildern von Abstürzen, Krankheiten und Peinlichkeiten. Das Vokabular ist derb, doch kennt es für jedes Stadium der Trunkenheit und des Katers feinste Abstufungen.
Nun gebt dem Mann doch den Deutschen Buchpreis und den Büchner-Preis gleich dazu!