Les Fleurs du Mal - Die Blumen des Bösen

Gedichte. Neu übersetzt von Simon Werle
528 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783498006778
Erscheinungsdatum 21.07.2017
Genre Belletristik/Lyrik, Dramatik
Verlag Rowohlt
Übersetzung Simon Werle
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Rowohlt Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags




Les Fleurs du Mal - Die Blumen des Bösen von Charles Baudelaire, dem bedeutendsten Dichter Frankreichs, ist ein Werk, das die europäische Lyrik nachhaltig geprägt hat.


Bei seinem Erscheinen 1857 in Frankreich sorgte der Gedichtzyklus für einen riesigen Skandal, wurde mehrfach verboten und verbrannt. Doch gerade dadurch wurde er zu einem zentralen Text der Moderne. Baudelaire analysiert in den "Blumen des Bösen" schonungslos das Dämonische, das an der Wurzel jeder existentiellen Erfahrung lauert. Mit ihrer Sprachmagie, ihren Exorzismen der Verzweiflung, ihrer Ästhetisierung des Makabren, Bizarren und Morbiden sowie ihrer gewagten Erotik markieren die Gedichte einen Höhe- und Wendepunkt der französischen Dichtung. Formal noch der Verskunst des Klassizismus und der Romantik verpflichtet, sprengen und überschreiten sie inhaltlich deren Modelle und erschließen völlig neue psychologische und soziologische Dimensionen.


Diese zweisprachige Neuübersetzung anlässlich des 150. Todestages von Charles Baudelaire macht das bahnbrechende Werk einem breiten deutschsprachigen Publikum zugänglich.


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FALTER-Rezension

Funken der Schönheit aus dem Dreck der Welt

Thomas Leitner in FALTER 50/2017 vom 13.12.2017 (S. 37)

100 Jahre nach der ersten deutschen Übersetzung wagt sich wieder wer an „Die Blumen des Bösen“ von Baudelaire

Du heuchlerischer Leser, du mein Bruder, mir so gleichend …“ Anstelle des klassischen Musenanrufs endet das dem größten und geschlossensten Zyklus der französischen Lyrik vorangestellte Gedicht mit dieser direkten Anrede: eine höchst ungemütliche Umarmung, mit der Charles Baudelaire sich sein Publikum eingemeindet. Denn gleich ihm ergeht es uns: „Der Sünde Blindheit, Dummheit, Knauserei, Gebresten / zermürben unseren Körper und besetzen unseren Geist.“
Schon die Anfangszeilen schlagen den vorherrschenden Ton an, der bei aller Vielgestaltigkeit der Stimmungen immer wieder in den „Blumen des Bösen“ anklingt: Die Erbsünde christlicher Tradition feiert unfröhliche Urständ in allerschwärzester ­Nuance. Allgegenwärtig in der Welt des Poeten ist die Herrschaft Satans. Intention ist nicht barocke Belehrung, der Dichter will Funken der Schönheit aus der Wirklichkeit des Hässlichen schlagen. Hin- und hergerissen zwischen „Schrecken und Ekstase“ findet er sich im Spannungsverhältnis von Spleen und Ideal (so der Titel der ersten Abteilung). Spleen oder Ennui – mit „Überdruss“ nur behelfsmäßig übersetzt, da er sich bis zum Ekel steigert – ist das „Monster, das da faucht, knurrt, kreischt und kriecht / in der infamen Menagerie all unserer Perversionen“.
Das Ideal hingegen existiert nur in der geglückten Form des Gedichts. Wenn sich das Gemüt einmal erhellt, zaubert Baudelaire Zeilen von berückendem Wohlklang: „Là, tout n’est qu’ordre et beauté, / luxe, calme et volupté“ (in der Übersetzung von Stefan George: „Dort, wo alles friedlich lacht, / Lust und Heiterkeit und Pracht“). Doch schnell wird der Dichter auf die Planken der Wirklichkeit gezerrt, einem gefangenen Albatros gleich: „Wie ist er plump und lahm, dieser geflügelte Trabant …“
In den folgenden „Tableaux parisiens“ entsteht der Eindruck, dass „Leidensblüten“ eine weniger theologische und hier vielleicht passendere Übersetzung wäre. Denn bei aller Verachtung für das moderne Leben, das Gewimmel der Großstadt, finden sich Schilderungen der durch den Boom und die Restauration unter Napoleon III. an den Rand Gedrängten, die voller Mitge­fühl und warmer Töne sind: „Geschrumpfte Schatten, die ihr mit gebeugtem Rücken, / euch eures Daseins schämend, bang die Mauern streift, / es zollt euch keiner einen Gruß, euch seltsamen Geschicken, / als Menschheitstrümmer für die Ewigkeit gereift!“ Kein Wunder, dass der Marxist Walter Benjamin gerade diesen Teil übersetzt hat.

In den Kapiteln „Wein“, „Revolte“ und „Tod“ streben Exzess und Verzweiflung dem letalen Ende zu. Wie kaum anderswo erfährt man in dieser Reisebeschreibung einer „permanenten Katastrophe“ die Identität von Werk und Leben. Als 1840 die ersten Gedichte entstehen, hat der Kurzzeitstudent sich schon mit Syphilis infiziert, damals lebensbestimmend und todbringend – die Legende gibt der infrage kommenden Prostituierten den klangvollen Namen Sarah, das Schielauge.
Die 48er-Revolution erlebt Baudelaire als renommierter Kunstpublizist auf den Barrikaden; mit seiner Familie, großbürgerlich und borniert, liegt er im Dauerclinch. Die stattliche Erbschaft ist so schnell durchgebracht, dass man ihn unter Kuratel stellt. Eben noch stadtbekannter Dandy, lernt er nun als Outcast die dunklen Seiten von Paris kennen.

In diesen turbulenten Jahren baut der Dichter stetig an der Architektur seines Werkes, spielt mit den klassischen Formen von Sonett und Alexandriner, um diese dann zu brechen. Öffentliches Interesse erregt die Erstausgabe nur durch den Prozess, in dem sechs Gedichte als obszön verboten werden. Die damit verbundene Geldbuße trifft Baudelaire hart, mehr aber noch die Beschädigung der Gesamtkomposition.
Heute verwundert das Urteil, denn im Vergleich zur ­Schlüpfrigkeit so mancher Verse der Romantik oder gar zu gewagten Bildern von ­Courbet oder Delacroix erscheint die Erotik der „Blumen“ harmlos. ­Überraschend bleibt anderes unbeanstandet: In der „Leugnung Petri“ etwa zeigt ­Baudelaire tiefes Verständnis für ­dessen Abfall, und in einer satanischen Litanei ruft er Kain an – Blasphemien, die nur einer zutiefst katholisch ­imprägnierten Seele entspringen können und deren Nichtahndung von erfolgreich vollzogener Trennung von Kirche und Staat zeugt.
Die letzten Jahre verbringt Baudelaire in Belgien, das er bald mehr hassen lernt als seine Heimat. Nur vom Barock zeigt er sich entzückt. Seine Lieblingskirche, St. Loup in Namur, schildert er bewegt als „Leichenwagen, ausgeschlagen mit schwarzer Stickerei“. Genau dort ereilt ihn, als Folge der Syphilis, ein Schlaganfall. Von der Mutter umsorgt, stirbt er ein Jahr dar­auf in Paris.
1917, 50 Jahre nach Baudelaires Tod, erscheint eine erste, hochpoetische Übersetzung der „Fleurs“ des 19-jährigen Wolf von Kalkreuth, der bald danach Selbstmord begeht. In den 100 Jahren seither haben sich fast ebenso viele Dichter (neben George u.a. Paul Celan), Philologen und „Amateure“ wie Ernst Fischer und Carlo Schmid mit wechselndem Erfolg an Übertragungen gewagt. Simon Werle gelingt es in der neuen zweisprachigen Ausgabe wie keinem zuvor, allen Dimensionen der „Blumen des Bösen“ – Lautgestalt, Rhythmus, Reim, Sinngehalt – gerecht zu werden. Freilich mit Kompromissen: Nicht immer rein ist der Reim. Jedoch: Ohne Französischkenntnisse kam man dem Werk noch nie so nahe, und zugleich ist Werles Version eine großartige Hilfe bei der Lektüre des Originals.

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