Zauberberg 2

Roman | Todtraurig. Todkomisch. Heinz Strunks Hommage an Thomas Manns "Zauberberg"
288 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783498007119
Erscheinungsdatum 28.11.2024
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Rowohlt
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Rowohlt Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags


Jonas Heidbrink, ein Erfolgsmensch. Schon vor dem Dreißigsten hat er sein Start-up versilbert; arbeiten muss er sein Leben lang nicht mehr. Aber es geht Heidbrink nicht gut, überhaupt nicht. Und so fährt er eines kalten Januartages los Richtung Osten, in die mecklenburgische Einöde, wo inmitten von Sümpfen ein schlossartiger Bau emporragt: das Sanatorium. Alles ausgesprochen nobel, aber eben doch: Klinik, für Menschen mit dem einen oder anderen Knacks. Schnell ist Heidbrink in das Korsett von Visiten und Anwendungen eingezwängt, muss er sich entscheiden, ob er im Speisesaal seiner Misanthropie folgen oder Anschluss finden will. Die Menschen hier, Ärzte, Schwestern, Patienten, sind ihm fremd, doch bald sind sie seine Welt.


Nur scheint die Klinik wirtschaftlich nicht rundzulaufen. Ein Nebengebäude wird geschlossen, das Personal reduziert sich, man munkelt, in der Küche werde nur noch Convenience Food in der Mikrowelle aufgewärmt. Und so reiht sich ein Monat an den anderen – bis es in den Sümpfen zu einem rätselhaften Unglücksfall kommt.


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FALTER-Rezension

Kotz! Rotz! Furz! Speib!

Klaus Nüchtern in FALTER 50/2024 vom 13.12.2024 (S. 35)

Das Sanatorium hat wieder Saison. Im Frühjahr war Timon Karl Kaleytas Roman "Heilung" erschienen, dessen Referenzen auf Thomas Manns Jahrhundertroman "Der Zauberberg"(1924) vom deutschen Feuilleton mit freudigem Schwanzwedeln apportiert worden waren. Noch vor Ende des literarischen Jubeljahres hat Heinz Strunk nun einen "Zauberberg 2" nachgeschossen und die Heilanstalt von Davos (Mann) oder den Dolomiten (Kaleyta) in eine Sumpflandschaft Mecklenburg-Vorpommerns verlegt.
Sein Roman "Der goldene Handschuh" (2016), der für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert und von der Kritik abgefeiert wurde, katapultierte den zuvor als Kultautor gehandelten Strunk endgültig in den Himmel der Hochliteratur. Seinen Titel hat das Werk von einer Hamburger Kneipe, in der auch der Serienmörder Fritz Honka verkehrte, dessen Gewalt-, Sex-und Alkoholexzesse der Autor mit elendspornografischer Detailfreudigkeit ausbreitet. Seitdem gilt der 1962 im niedersächsischen Kurort Bevensen geborene Strunk (eigentlich: Mathias Halfpape) als einer, der die Abgründe der menschlichen Existenz furchtlos auszuleuchten weiß.

Der jüngste Roman des äußerst produktiven Schriftstellers macht da keine Ausnahme und fügt sich nahtlos in dessen Œuvre ein. Der Hans Castorp des "Zauberberg 2" heißt Jonas Heidbrink, ist ganze 24 Jahre jünger als sein Erfinder und dank eines erfolgreichen Start-up-Unternehmens, das er längst verkauft hat, mit Mitte 30 schon so reich, dass er nie mehr zu arbeiten braucht und die Kosten für das Sanatorium, das er in Kaschmir-Rolli, -Sakko und rahmengenähten Stiefletten betritt, locker als Privatzahler berappen kann.

Die Vitalwerte Heidbrinks, die immer wieder überprüft und im Roman angeführt werden, liegen zwar klar im grünen Bereich, aber der empathiebefreite Dr. Börner stellt dem Nobelpatienten gleich beim initialen Check-up einen Leberschaden und ein doppeltes Karzinom in Aussicht; eine Diagnose, die nicht eben dazu angetan ist, die ohnedies chronisch verfinsterte Stimmung des Nobelpatienten aufzuhellen, den nach goldenen Kindertagen und seit der Pubertät "ein dauerhafter Zustand aus Angst, Panik, quälender Langeweile, Aussichtslosigkeit, Hoffnungslosigkeit und alle anderen Losigkeiten" quält.

Als Thomas-Mann-Hommage, als die der Roman vom Autor gedacht ist, funktioniert "Zauberberg 2" nicht wirklich. Klar, das Setting erinnert an "Zauberberg 1", und im vorletzten, sich vom Restroman erheblich unterscheidenden Kapitel "Kirgisenträume" hat Strunk einen ganzen Rattenschwanz an Zitaten aus Manns Prequel verwurstet, aber das Personal unterscheidet sich doch beträchtlich.

Von Charakteren, die einem Naphta und Settembrini, einem Mynheer Peeperkorn oder einer Madame Chauchat - abseits der Anspielung auf deren "Kirgisenaugen" - vergleichbar wären, kann hier beim besten Willen keine Rede sein.

Der Protagonist selbst bleibt, sieht man vom schwer gestörten Verhältnis zur Mutter ab, biografisch weitgehend unterbelichtet.

Der Rest des Personals besteht aus einer Ansammlung von Menschen, die an einer Stelle als "ein Haufen Irrer und Bedürftiger, Verbrauchter und Versehrter, Belämmerter und Benommener, Hinkender und Humpelnder" charakterisiert werden.

Abseits solch pauschalisierender Zuschreibungen gewinnen nur die wenigsten der versammelten Elendsdarsteller tiefere Dimension. Zwar tragen sie Namen, aber auseinanderhalten kann man Patrizia, Svenja und Selma, Knut, Uwe, Ulla und Ulf nur schwer, werden sie doch hauptsächlich über ihre körperlichen und psychischen Gebrechen charakterisiert.

Der Horror der Konturlosigkeit, der über sie verhängt wurde, hat auch die Physis erfasst, lässt das Gewebe erschlaffen, die Speckrollen quellen, Brüste sacken und Münder als elastische Gallertmasse erscheinen.

Einmal mehr feiert der Autor ein Hochamt des Abjekten; ein Mahlstrom von Schleim, Schweiß, Speichel, Sperma und Scheiße ergießt sich durch den Roman, und wenn Jonas Heidbrink das zum Sanatorium umfunktionierte ehemalige Schloss schon einmal verlässt, um einen Ausflug in die Natur zu wagen, dann endet dieser naturgemäß damit, dass er vom Hochstand kotzt und kackt.

Anstelle einer Handlung wartet "Zauberberg 2" mit einer ermüdenden Abfolge ennuierender Therapiesitzungen und stupider Dialoge auf -nicht ohne ständig darauf hinzuweisen, wie sinn-und freudlos das ganze Gebrabbel, Geblubber, Gesabber und Gesabbel ist: "Ein monotoner Teppich aus Versagen, Niederlagen und Vergeblichkeit." Tristesse nach Vorschrift also, von der sich der Präsident der Thomas Mann-Gesellschaft im Klappentext freilich entzückt zeigt und dem Autor konzediert, einen "neuen ,Zauberberg' geschaffen zu haben, an dem auch Thomas Mann seine Freude gehabt hätte". Ganz offensichtlich hat Professor Hans Wißkirchen nicht mehr alle Tassen im Schrank.

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