Eigensinnige Ansichten

656 Seiten, Hardcover
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Reihe Nabokov: Gesammelte Werke
ISBN 9783498046620
Erscheinungsdatum 23.07.2004
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Rowohlt
Übersetzung Katrin Finkemeier
Übersetzung Dieter E. Zimmer, Gabriele Forberg-Schneider, Christel Gersch, Sabine Hartmann, Kurt Neff, Norbert Randow, Dieter E. Zimmer
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Rowohlt Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags

Gut sechzig Texte Vladimir Nabokovs aus der gesamten Zeit eines russisch-amerikanischen Schriftstellerlebens in fünf Ländern, entstanden zwischen 1921 und 1977, hat Dieter E. Zimmer versammelt: Interviews, Feuilletons, Vorträge, Rezensionen, Nachrufe, Umfrageantworten, Leserbriefe. Sie stammen aus vierzig verschiedenen Quellen, die meisten entlegen und einige nahezu verschollen. Mehrere sind Erstdrucke aus dem Nachlaß.
So verschieden die Anlässe dieser Texte, ihr Umfeld, ihr Ton, durchzieht sie dennoch ein roter Faden. Es ist Nabokovs emphatische und unbedingte Liebe zur konkreten Einzelheit und seine Abneigung gegen Verallgemeinerungen, Allgemeinbegriffe, Klischees. "Eigensinnige Anisichten" ergänz Nabokovs eigene Sammlung "Deutliche Worte" (1973) und weitet gleichzeitig deren zeitlichen, räumlichen und thematischen Rahmen.

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ISBN 9783498046620
Erscheinungsdatum 23.07.2004
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FALTER-Rezension

Franz Koglmann in FALTER 41/2004 vom 08.10.2004 (S. 5)

Ist nicht Vladimir Nabokov, dieser unsentimentale Meister komplexer Unaufrichtigkeit, das literarische Pendant eines Miles Davis, Chet Baker oder Jimmy Giuffre? Eine persönliche Würdigung.

Warum mag ich Nabokov? Die Schuld liegt eindeutig bei der Betriebsbibliothek der Fa. Brown Boveri. In relativ jungen Jahren meines Musikstudentendaseins jobbte ich bei dieser Firma als Nachtwächter und entdeckte während einer der langweiligen - aber mit Lesen und Harmonielehreaufgaben voll gestopften - Nächte in eben jener Bibliothek Nabokovs Roman "Das Bastardzeichen". Diese gespenstische Abrechnung mit Diktatur und Gefangenschaft des Geistes erwies sich als Einstiegsdroge. Erste Entzugserscheinungen wurden mit der genialen Groteske über den patschert-pedantischen aber integren Professor "Pnin" eingedämmt. Jetzt erst folgte die Geschichte des erotischen Sonderlings Humbert Humbert und der "unerträglichen Göre" Lolita.

In einem der Interviews des Bandes "Eigensinnige Ansichten" beantwortet Nabokov die Frage nach den Reaktionen, die "Lolita" in verschiedenen Teilen der Welt verursacht hat: "Zum Beispiel haben sie das Buch in Japan mit einem sehr schönen Umschlag herausgebracht, worauf man eine junge Frau mit schön runden Brüsten sieht, blond, die Augen leicht schräg. Lolita Monroe sozusagen. Die Japaner kommen auf sehr kuriose Ideen." Interviewer ist übrigens Alain Robbe-Grillet. Es sitzen sich hier zwei Autoren gegenüber, die sich der gegenseitigen Wertschätzung versichern, und wer Robbe-Grillets autobiografisches Buch "Corinthes letzte Tage" kennt, wird über bestimmte gemeinsame Privatinteressen der beiden Literaten von Weltrang durchaus Mutmaßungen anstellen dürfen.

In diesem Interview mit Robbe-Grillet spricht Nabokov von der Suche nach "ökonomischen und eleganten Lösungen, wie bei einem Schachproblem, wo es bestimmte Regeln zu beachten gäbe", an anderer Stelle von seinen Themen insgesamt: "Täuschungen, Fallen, Preisgabe der Deckung, Irreführung bis zur Hexerei", womit wir bei dem Nabokov wären, der mich nicht nur durch die Plastizität und Anschaulichkeit seiner Figuren, seiner bisweilen manierierten Handlungen und seiner "genialen Kühle" (Giorgio Manganelli) in meiner (wohlgemerkt musikalischen) Arbeit stark beeinflusst hat, sondern den ich auch als Theoretiker einer "komplexen Unaufrichtigkeit" zu schätzen gelernt hatte.

Wie das? In meinem Metier des Jazz, der jazzverwandten Musik und Improvisation et cetera gilt ein Dogma spontaner Erfindung; etwas unbescheiden formuliert: Das Ziel ist Goethes "erfüllter Augenblick", in dem sich der Spontankünstler in naiver Aufrichtigkeit die Seele aus dem Leib und dem geschätzten Rezipienten direkt ins Ohr bläst, wodurch dieser die Persönlichkeitsstruktur des Musikers angeblich völlig unmittelbar vernimmt.

In letzter Zeit haben sich zwar diverse Jazztheoretiker zur Annahme hinreißen lassen, dass da was nicht ganz stimmen kann, dass es keine voraussetzungslose Kreation gibt und dass Improvisation eventuell auch mit einem Repertoire angelernter Klischees zu tun haben könnte, doch meine ich ganz bescheiden, dies relativ früh erkannt zu haben. Der Grund: Ich hatte einen sehr guten Lehrer namens Nabokov. Dieser hatte 1964 in einem Interview (nachzulesen in "Deutliche Worte") erklärt, die Kunst sei niemals einfach und aufrichtig, sie sei ganz im Gegenteil fantastisch, trügerisch und komplex. Die Haltung des Künstlers bestehe eher aus einem Hang zur Komplexität denn aus naiver Aufrichtigkeit.

Nabokov, der trockene Unsentimentale, der einen völlig unprätentiös (im Gegensatz zu manchen seiner Werke) auf den Boden einer nüchternen Kunstrealität zurückholt. Das alles schien einleuchtend, und noch was: Die zeitgenössische Kunst (nicht nur die bildende) zeigt uns seit langem ein "demonstrativ vorgetragenes Unvermögen ... man schludert, um nicht als arriviert zu gelten, dabei ist nichts so altväterlich, so abgeschmackt" (Hanno Rauterberg). Dem gegenüber steht Nabokovs Kunst der Verfeinerung, der fantastischen Kombinatorik, der gekonnten (aber nie kunstgewerblichen) Irreführung. Es blieb keine Wahl: Mit dieser unzeitgemäßen Haltung wurde er vorbildlich.

Natürlich ist mir bekannt, dass Nabokov mit Musik im Allgemeinen wenig am Hut hatte und mit Jazz schon gar nicht. Aber ist nicht gerade er, der so "leidenschaftlich in seiner Prosa und sogar ekstatisch, heißblütig und auf wunderbare Weise poetisch, aber gleichzeitig auch distanziert und skeptisch, kühl und nüchtern ist" (Reich-Ranicki), die eigentliche literarische Entsprechung eines Miles Davis, Jimmy Giuffre, Chet Baker ...?

Übrigens ist Nabokovs Methode des Eierkochens (Eier à la Nabocoque, S. 491 f.) sehr zu empfehlen: "Eier unter den Warmwasserhahn halten, um sie auf das vorzubereiten, was ihnen bevorsteht." Nach mehreren Versuchen weiche ich jedoch in einem Punkt von Nabokov ab. Ich setze das Ei nicht mit dem "runden Ende" nach oben in den Eierbecher, sondern andersrum, um danach ganz so wie der Dichter mit dem Teelöffel "kreisförmig tack - tack" zu machen ...

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