

Florian Baranyi in FALTER 33/2016 vom 19.08.2016 (S. 26)
Warum tun Menschen Böses? Den Fixstern in Bettina Stangneths Spurensuche bildet Kants Theorem des radikal Bösen. Stangneths leichtfüßige Einführung in dessen Erkenntnistheorie wird nicht so schnell ihresgleichen finden. Genauso gekonnt gerät ihr Versuch, die Diskussion um Hannah Arendts These der „Banalität des Bösen“ zu entwirren.
Wo Stangneth aber sozusagen „ohne Geländer“ denkt, werden die Thesen gar zu groß. Etwa wenn sie meint, dass das „akademische Böse“ dort lauere, wo das Denken von Kants Vernunft abweiche. Dieses Böse habe nicht nur den Nationalsozialismus philosophisch grundiert, sondern verstecke sich in jeder pathologischen Erscheinung der Gegenwart: in der narzisstischen Selbstdarstellung in den sozialen Medien sowie im Dschihadismus und den Auswüchsen der Political Correctness. Eine reine Kant-Studie aus Stangneths Feder wäre da vorzuziehen.