Die Verkrempelung der Welt

Zum Stand der Dinge (des Alltags) | Über Scheininnovationen und Bauhaus-Kitsch
185 Seiten, Taschenbuch
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Reihe edition suhrkamp
ISBN 9783518030028
Erscheinungsdatum 14.04.2025
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Verlag Suhrkamp
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HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
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Kurzbeschreibung des Verlags



Warum es gar nicht so leicht ist, den Planeten gesundzukonsumieren


»Knebel« nennt man die drehbaren Elemente an Küchenherden, mit denen sich bequem die Temperatur regulieren lässt. Wer heute einen Induktionsherd kauft, verbiegt sich freilich bald die Finger auf widerspenstigen Touchflächen. Solche Dinge, die in gewissen Hinsichten schlechter sind, als sie einmal waren oder sein könnten, nennt Gabriel Yoran »Krempel«. Warum existieren sie überhaupt? Würde man sich die Weiterentwicklung von Produkten nicht als linearen Fortschritt vorstellen?



Warenkritik gilt wahlweise als angestaubter Antikapitalismus oder Ausdruck reaktionärer Nostalgie. Gleichzeitig sollen wir mit unseren Kaufentscheidungen das Klima retten oder zu besseren Arbeitsbedingungen im globalen Süden beitragen. In dieser Lage fragt Yoran, ausgehend von Brauseschläuchen und Kaffeevollautomaten, nach den Ursachen der Verkrempelung. Und er wagt sich an den oft tabuisierten Versuch, über Kriterien für die Legitimität von Bedürfnissen nachzudenken. Yoran tut dies so unterhaltsam wie umfassend informiert – und in dem Bewusstsein, dass wir als Verbraucher:innen ebenfalls in den Verkrempelungszusammenhang verstrickt sind.


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FALTER-Rezension

Die große Verkrempelung

Gerlinde Pölsler in FALTER 20/2025 vom 14.05.2025 (S. 14)

Wo sind die Knöpfe hin?? Gabriel Yoran steht vor dem Kochfeld seines neuen Herds und kennt sich nicht aus. "0 1 3 5 8 10 14 A" steht da. Bitte was? Und warum muss er jetzt auf einem widerspenstigen Touchscreen herumtappen, anstatt einfach einen Knopf zu drehen? Die Dinge sollten doch besser werden statt schlechter, denkt der Autor. Und fragt sich: Warum gibt es so viel Krempel?
"Die Verkrempelung der Welt. Zum Stand der Dinge (des Alltags)" heißt Yorans Buch. Der breit interessierte Deutsche gründete mit 18 seine erste Firma, eine Softwareschmiede. Später studierte er Wirtschaftskommunikation, promovierte in Philosophie und schrieb als Sohn zweier Orchestermusiker das Buch "Schleichwege zur Klassik". Die Konsumkritik überfiel ihn in letzter Zeit geradezu - aus Groll über um Aufmerksamkeit bettelnde Geräte und Waschmaschinen, die Schuberts "Forelle" spielen ("Das hat sich die deutsche Romantik nicht verdient"). Wie Yorans Vita nahelegt, bleibt es nicht bei Gemäkel: Schlechte Produktqualität führt ihn zu Kapitalismus-und Verteilungskritik, zu Tech-Milliardären und der Frage, welche Bedürfnisse noch legitim sind. Das alles hat er mit so viel Schwung und Witz gestrickt, dass es eine Freude ist.

Webfehler des Kapitalismus

Am Beispiel eines neuen Brauseschlauchs zeigt Yoran den "gigantischen Verkrempelungszusammenhang". Gegen den Schlauch ankämpfend findet er sich in der Dusche wieder. Das Geheimnis: Früher kamen die Schläuche mit "Drehwirbel", so konnten sie sich frei bewegen. Das galt als selbstverständlich, daher konnte man keine Werbung damit machen und zusätzliche Schläuche verkaufen -also wurden die Wirbel eingespart. Wen's stört, der kann sich ja das Premium-Produkt "TwistFree" kaufen. Gegen Aufpreis, versteht sich.

Auch andere Dinge hätten gelitten: Heutige Waschmaschinen verbrauchen zwar weniger Strom und Wasser, dafür gehen sie viel schneller kaputt als ihre Vorgängerinnen, wie das Deutsche Umweltbundesamt herausfand. Hier offenbare sich ein "Webfehler" des Kapitalismus: "Ein gutes Produkt für die Kundschaft kann ein schlechtes Produkt für den Produzenten sein." Ist die Kundschaft lang zufrieden, kauft sie nichts Neues. Alles schwierig für die Bürger, die neuerdings angehalten sind, mit ihrem Konsum nicht weniger als die Welt zu retten.

Wer sich jetzt bestätigt fühlt, immer der Geneppte zu sein, höre weiter: "Wenn ich mich morgens in der Dusche ( ) um mich selbst drehe, ist das ein guter Moment, sich an die eigene Nase zu fassen." Gehört Yoran doch zu den Millionen Menschen, die Geld in ETFs und damit in Unternehmen investiert haben. Und die erzielen Profit unter anderem ,indem sie ihm als Konsumenten "mit schlechter Ware und bizarren Preiserhöhungen in den Rücken fallen. () Der Verkrempelungszusammenhang ist ein stinkendes, rumpelndes Perpetuum mobile."

Die eine Lösung hat der Autor nicht. Weder will er zurück in die Vergangenheit, noch mahnt er, bei "Gute Dinge"-Händlern wie Manufactum zu kaufen: Dessen Katalogprosa "wimmelt nur so vor letzten sorbischen Muhmen, die dank des Versandhändlers wieder Bierdeckel handfilzen". Für die breite Masse ändere das nichts.

Um die geht es Yoran aber, und um faire(re) Verteilung. "Das Problem ist, dass Milliardäre aus Jux ins All fliegen, weil es auf Erden nichts mehr zu kaufen gibt, was sie nicht schon besäßen, während sie der Mittelschicht hinfälliges Zeug verkaufen." Yoran regt zum scharfen Blick an, auf den kleinen Krempel genauso wie aufs große Getriebe. Die Verkrempelung der Welt, hofft er, "ist ein spätes, aber vielleicht nicht zu spätes Signal, unsere Bedürfnisse zu hinterfragen".

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