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Kurzbeschreibung des Verlags
Vor nicht allzu langer Zeit wäre wohl kaum jemand auf die Idee gekommen, den Börsenteil der Zeitung vor der Bundesligaberichterstattung zu lesen. Heute wird plötzlich mehr und emotionaler über Wirtschaft geredet als jemals zuvor. Wir erleben – so Markus Metz und Georg Seeßlen – den Anbruch einer neuen Phase des Kapitalismus, in der er sich endgültig in ein gigantisches Spektakel verwandelt. Die Botschaft, die über alle Blödmaschinen verbreitet wird, lautet: Das Glücksrad dreht sich, es gibt die Guten und die Bösen, jeder kann mitmachen oder zumindest mitreden, Ökonomie ist auch nur ein Reality-Format. Die Autoren illustrieren ihre These an zwei aktuellen Beispielen: der »Redbullisierung« von Sport und Freizeit sowie der posthumen Verherrlichung von »Saint Steve« Jobs.
Vergangenes Jahr haben Markus Metz und Georg Seeßlen eine 780-Seiten-Schwarte mit dem schönen Titel "Blödmaschinen. Die Fabrikation der Stupidität" herausgebracht. Nun haben sie 690 Seiten eingespart und mit "Kapitalismus als Spektakel" eine schlanke Polemik geliefert, die auf lange Exkurse zur Spektakelgesellschaft verzichtet (Guy Debord kommt nicht vor) und stattdessen frisch vom Leder zieht – wie es sich für eine solche Intervention auch gehört.
Von der derzeit blühenden "feuilletonistischen Kapitalismuskritik", der die Banker zu "gierig" und der Finanzkapitalismus nicht "real" genug ist,
distanzieren sich die Autoren gleich in ihrem "Vorneweg" mit einigem Ekel und klaren Worten. Für sie existiert die Postdemokratie "als Machtdreieck von Regierung, Wirtschaft und Massenmedien", und der Kapitalismus, den sie meinen, ist weder System noch Glauben, sondern Spektakel. Ergo rechtfertigt er sich durch das Entertainment, das er abwirft.
Dankbarerweise geht die Polemik hier nicht auf Kosten der Präzision, und so zeichnet das Eingangskapitel über einen (buchstäblich) "verflüssigten Kapitalismus" detailreich die Geschichte und Strategien von Red Bull nach, jener Marke, die "als Eintrittskarte in einen Kultraum der angestrengten Nichtigkeiten" den Spektakelkapitalismus geradezu archetypisch verkörpert.
Wenn die Autoren die bizarre Sakralisierung von "Saint Steve" erörtern, dessen iPods, -Pads und -Phones ja nicht als Geräte, sondern als Lifestyle spendende Auraverstärker verkauft werden, knüpfen sie in gewisser Weise an Wolfgang Fritz Haugs "Kritik der Warenästhetik" (1971) an.
Dass es nicht bloß darum geht, den Dummen Illusionen zu verkaufen, machen die Kapitel zum "Ecotainment" klar, das uns ständig mit Börsengrafiken und -indices beballert und dabei hilft, die Peanuts aufzuklauben, die auf unseren Girokonten rumkullern. "Alte und nicht gar so alte Formen, Fürsorge zu treiben, dem Prinzip der aufgeschobenen Wünsche zu frönen, führen zwangsläufig zum Verlust des Geldes an das System oder den Staat." Wer den täglichen Sparappellen wirklich Folge leistet, dem frisst die Inflationsrate nicht bloß die Zinsen weg.