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Kurzbeschreibung des Verlags
Die edition suhrkamp digital präsentiert kurze, aktualitätsbezogene, thesenstarke Bände, Manifeste, Langreportagen, Dossiers und Features. AlleTitel sind auch als eBook erhältlich. Mehr zur Reihe und den einzelnen Bänden unter: www.editionsuhrkampdigital.de
E. L. James’ BDSM-Trilogie Shades of Grey war weltweit ein gigantischer Erfolg, insbesondere bei Frauen. Aber warum? Wegen des vermeintlich pornographischen Inhalts? Weil eine ausgeklügelte Marketingstrategie dahintersteckte? Eva Illouz liest die Trilogie vor dem Hintergrund der These, daß manche Bücher deshalb zu Bestsellern werden, weil sie ein tatsächlich bestehendes und weitverbreitetes soziokulturelles Problem zugleich darstellen und lösen. Shades of Grey ist ihr zufolge weder ein »Mamiporno « noch ein antifeministisches Machwerk, sondern funktioniert wie ein gut gemachter Ratgeber, der zeigt, wie sich die Aporien zeitgenössischer heterosexueller Liebesbeziehungen praktisch überwinden lassen.
Eva Illouz ist Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität von Jerusalem. Im Suhrkamp Verlag erschien zuletzt ihr vieldiskutierter Bestseller Warum Liebe weh tut. Eine soziologische Erklärung (2011 und st 4420).
Die überwiegend weiblichen Massen lieben das Buch, die Literaturkritiker hassen es: die von der britischen Autorin Erika Leonard alias E. L. James verfasste BDSM-Trilogie "Shades of Grey", die einer der großen Verkaufserfolge der Literaturgeschichte ist (wobei das Akronym für Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism steht). Millionen Leserinnen können sich nicht irren, dachte die israelische Soziologin Eva Illouz und unterzog die Qualitäten des Buchs einer erfrischend unorthodoxen Prüfung. Illouz bürstet den Text gegen den Strich: Das Erfolgsgeheimnis des Buches sei gerade nicht in seinem pornografischen Inhalt zu suchen, sondern in der Art und Weise, wie in der sadomasochistischen Liebesgeschichte des Romans die Beziehungen zwischen Männern und Frauen in der Spätmoderne mitschwingen.
Während der französische Soziologe Pierre Bourdieu in den komplexen Romanen Flauberts die Feinmechanik sozialer Beziehungen am Werk sah, wagt sich Illouz auf das glitschige Terrain des Trivialen vor und gewinnt: Unter der Hülle erotischer Erzählklischees verberge sich der Kern einer romantischen Liebesgeschichte, in der die Sexualität Frauen und Männer gleichermaßen verschmilzt wie trennt.
Soziologisch aufschlussreich: Der Bestseller sei weniger Wichsvorlage als ein Rezept für ein erfülltes Leben. Dass das so gut funktioniert, hat auch mit der Entstehungsgeschichte von Leonards Romanen zu tun, die zuerst in einzelnen Episoden im Internet erschienen. So konnte die Autorin Rückmeldungen ihrer Leserschaft berücksichtigen.
Illouz ist in ihrem Fach selbst eine Erfolgsautorin. In ihrem Essay spinnt sie Argumente ihres Hauptwerks "Warum Liebe weh tut" (2011) fort, in dem sie Sexualität als Ort der Selbstfindung und Selbstverwirklichung beschreibt. Auch in einer SM-Beziehung zwischen Herr und Sklavin steht jener "Kampf um Anerkennung" im Mittelpunkt, der die Grenzen der eigenen Autonomie aufzeigt. "Ich brauche das Gefühl, dass du mich brauchst", sagt die sonst so souveräne, männliche Hauptfigur der Romane und gesteht so ihre Verletzlichkeit ein.