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Kurzbeschreibung des Verlags
Die Kultur, nicht politische oder ökonomische Strukturen, unterscheiden die Stadt vom Land. Nach Georg Simmel ist es etwa das »Geistesleben«, das die Metropole zu einem besonderen Ort macht. An diesen Gedanken knüpft Walter Siebel an. Heute, so seine zentrale These, charakterisieren zwei Merkmale die urbane Lebensweise: die Entlastung von notwendigen Arbeiten und die ständige Begegnung mit Fremden. In seiner historisch und theoretisch umfassenden Monographie entwirft Siebel ein detailliertes Bild dieser Kultur der Stadt, zeichnet ihre ambivalenten Entwicklungen nach und begründet daraus die Renaissance der Stadt und ihre kulturelle Produktivität.
Urbanität ist heute immer mehr zum Schlagwort verkommen, mit dem etwa sündteure Innenstadtimmobilien angepriesen werden. Doch was macht Stadt und Urbanität aus? Warum sind Städte attraktiver denn je?
Walter Siebel untersucht in seinem jüngsten Buch den Begriff der Stadtkultur mit der gebührenden Sorgfalt. Dabei spannt er den Bogen von der griechischen Polis bis zur virtuellen Welt. Für Siebel ist die Stadt der Ort, an dem man dem Fremden begegnet. Für seine Mitbürger bedrohlich und verlockend zugleich, produziert die „Reibungswärme“ dieser Begegnungen kulturelle Energie. Der Fremde ist der Prototyp des Städters. Die goldenen Zeitalter der Stadtgeschichte liefern dafür reichlich Beweise. „Städte entstehen nicht nur durch Zuwanderung, sie sind auch auf Zuwanderung angewiesen“, so Siebel. Eine Tatsache, die man sich gerade heute wieder bewusst machen sollte.
Weitere Kapitel widmen sich der Stadtkultur von anderen Seiten: mit einer kritischen Beleuchtung der „Kulturisierung“ der Städte im Zeichen von Selbstvermarktung und Wettbewerb, der Erosion des Bürgertums, die paradoxerweise einhergeht mit einer Sehnsucht nach den Fassaden dieses Bürgertums. Das Gespenst des wiederauferstehenden Berliner Stadtschlosses zeugt davon. Wie seine Kollegin Saskia Sassen fragt Siebel: Wem gehört die Stadt? Er verweist auf die zunehmende Privatisierung des öffentlichen Raums, in dem Einkaufsstraßen und Shoppingmalls einander immer mehr angleichen.
Wer ist drin, wer ist ausgegrenzt? Warum ziehen Städte heute die Menschen gleichzeitig kulturell an und stoßen sie ökonomisch ab?
Siebels zentrale These: Die Stadt ist in der heutigen Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft eine Maschine, die kulturelles Kapital produziert. Dabei fallen viele Zwänge weg, gleichzeitig entstehen neue. Siebel ist zu sehr sorgfältiger Soziologe, um sein Buch in polemischen Forderungen gipfeln zu lassen, aber als dichte und gut lesbare Bestandsaufnahme der Stadt von heute zwischen Kontinuität und Wechsel ist es jetzt schon ein Standardwerk.