Die Geträumten

89 Minuten, DVD
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Reihe filmedition suhrkamp
ISBN 9783518135419
Erscheinungsdatum 23.10.2017
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag/Label Suhrkamp
Drehbuch von Ina Hartwig
Regie Ruth Beckermann
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HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag AG
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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Kurzbeschreibung des Verlags



»Ein literaturgeschichtliches Ereignis.«



Die Süddeutsche Zeitung über Herzzeit



Ein solches Buch erscheine nur alle paar Jahrzehnte, hieß es 2008 über Herzzeit, den Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Die Korrespondenz der beiden bedeutendsten deutschsprachigen Dichter der Nachkriegszeit erstreckt sich über die Jahre 1948 bis 1961 und dokumentiert eine so intensive wie wechselhafte Beziehung. Die vielfach ausgezeichnete österreichische Dokumentarfilmerin Ruth Beckermann hat den Briefwechsel nun gemeinsam mit der Autorin und Kritikerin Ina Hartwig ins Bild gesetzt: Die Musikerin Anja Plaschg und der Burg-Schauspieler Laurence Rupp lesen die Briefe in einem Tonstudio, sprechen darüber in den Pausen und zeigen somit, was diese Texte noch heute »mit zwei sehr modernen Menschen machen«. Das feinfühlige Kammerspiel wurde bei der Diagonale 2016 als bester österreichischer Spielfilm prämiert und liegt nun erstmals auf DVD vor.


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ISBN 9783518135419
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FALTER-Rezension

Die Literatur als letzter Ort der Liebe

Frauke Meyer-Gosau in FALTER 49/2017 vom 08.12.2017 (S. 35)

Ein Buch und ein Film erzählen die Geschichte der literarischen Königskinder Ingeborg Bachmann und Paul Celan

Schon merkwürdig: Nur für wenige Wochen hat sich die Liebesbeziehung der beiden bedeutendsten deutschsprachigen Dichter der frühen Nachkriegszeit, Ingeborg Bachmann und Paul Celan, tatsächlich ereignen, sich auch im physischen Beieinander materialisieren können – eine kurze Zeit, die sich auch noch auf insgesamt zehn Jahre verteilte, von ein paar Glückswochen im Frühling 1948 in Wien bis zum Juli 1958 in Paris, als Bachmann Celan das Ende der Beziehung erklärte.
Lange war diese Liebe in ihrer von hochfliegendem Überschwang und mutwilliger Verkennung, von aggressiver Abwehr und inniger Hingezogenheit geprägten Dynamik außerhalb der Forschung so gut wie unbekannt. Just 50 Jahre nach ihrem Ende aber rückte sie mit dem Erscheinen des Briefwechsels zwischen Bachmann und Celan unter dem programmatischen Titel „Herzzeit“ ins Blickfeld der literarischen Öffentlichkeit. Sichtbar wird hier von Anfang an die Durchdringung von Liebe und Literatur, schließlich die Literatur als letzter Ort der Liebe: Weit nachhaltiger als im konkreten Leben hatte sie dort Gestalt angenommen.

Ruth Beckermanns Film „Die Geträumten“ ebenso wie auch Helmut Böttigers literarische Paargeschichte „Wir sagen uns Dunkles“ führen mit analytischer Klarheit in Zeiten zurück, die uns inzwischen einigermaßen fremd geworden sind. Bachmann und Celan treten dabei in all ihren Widersprüchen und widerstreitenden Wünschen in deutlichem Umriss, bei Beckermann aber geradezu leuchtend hervor. Als „Die Geträumten“ hatte Celan sich selbst und die Geliebte in einem Gedicht apostrophiert. Und Bachmann hatte zurückgefragt: „Aber sind wir nur die Geträumten?“
Es ist das Medium Film, das üblicherweise den Eindruck von Wirklichkeit unmittelbar suggeriert, und wie peinlich hätte das in diesem Fall werden können – welcher Sprache allein hätte sich ein Bio-Pic bedienen sollen? Ruth Beckermann, die für „Die Geträumten“ zusammen mit der Bachmann-Biografin Ina Hartwig (siehe Seite 34) auch das Drehbuch schrieb, traf die klügstmögliche Entscheidung: Nicht das Leben, sondern den Briefwechsel der beiden Protagonisten macht sie zum Sujet. Und sie lässt Anja Plaschg und Laurence Rupp zwei junge Darsteller spielen, die im legendä­ren Radiostudio des ORF Briefe von Bachmann und Celan lesen.
Sehr nah kommt ihnen dabei die Kamera, bis in feinste Regungen hinein wird sichtbar, wie die Schauspieler aufeinander reagieren. Und dann treten sie aus ihren Rollen wieder heraus, sitzen vor dem Studio und rauchen, liegen auf dem Boden und hören, wie James Brown „It’s a Man’s, Man’s, Man’s World“ singt. Der bis zu 70 Jahre zurückliegende briefliche Dialog wirkt gegenwärtig, fast alltäglich. Und gewinnt zugleich eine fesselnde Intensität: Bachmann und Celan sind ganz da, weil Plaschg und Rupp im jeweiligen Augenblick ganz da sind. Sentimentalität ist hier nicht einmal eine Versuchung.
Dieser Genauigkeit von Wahrnehmung und Empfindung tritt Helmut Böttigers Dichter-Paargeschichte durch den erzählten Verlauf der beiden Biografien, ihrer Verklammerungen und Fliehkräfte sowie der jeweiligen kulturhistorischen Kontexte zur Seite, und auch sie hat ihre eigene Sprachmelodie: „Das Wien des Frühjahrs 1948 war ein Film in Schwarz-Weiß“, lautet der erste Satz. Und mündet am Schluss in die Charakterisierung dieser „einzige(n) und große(n) Liebe“, die „nur in der Literatur zu verorten (war), wo auch die berühmten zwei Königskinder aufzufinden sind, die nicht zueinanderkommen konnten“.
Dazwischen aufgefächert werden zwei Lebens- und Schreibgeschichten, wie sie unterschiedlicher schon im Herkommen nicht hätten sein können – diejenige der Tochter eines Nazis aus der österreichischen Provinz und die des aus Galizien stammenden Sohnes zweier von den Nationalsozialisten ermordeter Juden, der das Lager überlebt hatte. Die dann zusammentreffen im Nachkriegs-Wien und trotz manchmal jahrelangen Stillschweigens, scheinbarer Reglosigkeit einander gegenüber doch lebenslang aufeinander bezogen blieben.

Wie die Beziehung sich von Anfang an in ihrer Literatur aussprach, wie Bachmann, von Celan 1948 in seinem Gedicht „In Ägypten“ in leicht herrischer Zuordnung „die Fremde“ genannt, den Geliebten, der sich im April 1970 in der Seine ertränkt hatte, in ihrem Roman „Malina“ in den „Fremden im schwarzen Mantel“ verwandelte, und was alles an glühender Nähe wie schrecklicher Verfehlung des je anderen dazwischenlag – Böttiger zeigt es in feiner Differenzierung: Zwei anfänglich auch in ihrer literarischen Bedeutung gänzlich Ungleiche, die zu Dichtern „auf Augenhöhe“ werden und ihrem Werk dem Leben gegenüber letztlich immer den Vorrang geben, werden hier ebenso deutlich wie die Verschiebung der Kräfteverhältnisse zwischen ihnen.
Dass das Bild von Paul Celan dabei bis hinein in dessen befremdliche Annäherung an Martin Heidegger und einen schwülstige Tiraden führenden früheren SS-Offizier detaillierter konturiert ist als dasjenige der Intellektuellen und Dichterin Bachmann, kann beim Celan-Spezialisten Böttiger nicht verwundern. Doch beeinträchtigt es das Bild dieses Paares nicht wesentlich: eine „poetische Geschwisterliebe“, für die es „jenseits des Alltags eine Nähe (gab), die für andere nicht erreichbar war“.

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