

Ulrich Rüdenauer in FALTER 40/2020 vom 30.09.2020 (S. 32)
Die Mitarbeiter des Suhrkamp Verlags, die mit dem 2002 verstorbenen Siegfried Unseld noch zu tun hatten, dürften sein Credo kennen: „Noch der Geringste unter den Autoren steht turmhoch über uns!“ Es könnte auch den „Reiseberichten“ Unselds vorangestellt sein. Der Cheflektor Raimund Fellinger hat eine Auswahl noch kurz vor seinem Tod im April zusammengestellt: 35 Protokolle von Begegnungen und Verhandlungen mit Literaten.
1500 davon hat Unseld im Laufe seines Verlegerdaseins verfasst. Die nun vorliegenden umfassen 40 Jahre und damit einige wichtige Etappen im Werden der sogenannten Suhrkamp-Kultur. Thomas Bernhard, Max Frisch, Peter Handke, die Unselds Langmut und Leidensfähigkeit einiges abverlangt haben, dürfen hier nicht fehlen. Die Texte sind zugleich Fragmente einer Autobiografie Unselds und zum 70. Geburtstag von Suhrkamp ein wichtiger Teil deutscher Literaturgeschichte.