Suhrkamp Verlag AG Torstr. 44 | DE-10119 Berlin info@suhrkamp.de
Unsere Prinzipien
✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags
Eine neue Herausforderung für die Wissenschaft: Die Welt ist komplex, also sollten es auch unsere Vorstellungen von ihr sein. Viele Disziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften haben sich lange an diese Maxime gehalten. Die Naturwissenschaften aber haben traditionell nach einfachen, universalen und zeitlosen Gesetzen gesucht. Damit wollten sie die "schwirrende Verwirrung" ("blooming, buzzing confusion", William James) erklären, die die ungeschulten Sinne dem Geist präsentieren. Aber dieses Unternehmen ist gescheitert. Sandra Mitchell zeigt, daß uns die Komplexität der lebendigen Welt dazu zwingt, unsere Denkmodelle radikal zu revidieren und nach einer adäquateren Erkenntnislehre zu suchen. Dazu hat die Systemtheorie Vorgaben geliefert, die seit einigen Jahren von der Komplexitätstheorie spezifiziert worden sind. Komplexe Systeme – wie die Welt, in der wir leben – zeichnen sich unter anderem durch Emergenz und Relationen aus: Was auf der Makroebene sichtbar wird, ist erst durch Wechselwirkungen zwischen den Elementen des Systems zu erklären. Wohin zum Beispiel ein Vogelschwarm fliegt, hängt nicht nur von den Individuen ab, sondern vor allem von Feedbackprozessen zwischen ihnen. Mitchell fordert deshalb: Wer die Welt verstehen will, muß auch verstehen lernen, warum das Ganze tatsächlich mehr ist als die Summe der einzelnen Teile.
Dass die Bände der neu gegründeten edition unseld des Suhrkamp Verlags eher schmal sind, vermindert die Hemmung, sich mit ihren anspruchsvollen Themen auseinanderzusetzen. Sie treten mit unterschiedlichem Erfolg den Beweis an, dass man komplexe Inhalte nicht unbedingt auf hunderten von Seiten auswälzen muss, um erkenntnistheoretischen Gewinn davonzutragen. Um Erkenntnistheorie geht es auch gleich im ersten Band. In "Komplexitäten. Warum wir erst anfangen, die Welt zu verstehen" gelingt der Professorin für Wissenschaftstheorie Sandra Mitchell das Kunststück, auf einfache Weise darzustellen, warum einfache Modelle der Wissenschaft sich angesichts der Wirklichkeit komplexer Systeme als unzulänglich erwiesen haben. Als Ersatz schlägt Mitchell die Methode des integrativen Pluralismus vor.
Seit Jahrhunderten, so Mitchell, bemühe sich die Wissenschaft, die Welt anhand simpler, universell gültiger, zeitloser Grundprinzipien zu erklären. Und das durchaus mit einigem Erfolg. Allerdings wird dieses reduktionistische Prinzip nicht allen Arten von Wirklichkeit gerecht – der Physik vielleicht eher (aber auch nicht mehr ausschließlich), an Phänomenen, die etwa Biologie, Medizin oder Meteorologie untersuchen, wie Depressionen, die Arbeitsteilung bei Insekten, der Klimawandel oder die Evolution der Arten, muss dieses notwendigerweise scheitern. Das heißt, es führt weder zu sicheren Voraussagen noch zu vernünftigen Handlungsanweisungen.
Mitchells Hauptthese lautet: "Wenn wir komplexe Systeme verstehen und handhaben wollen, müssen wir unseren Begriff von Erkennen und Handeln überdenken." Und das fortlaufend, denn da die Welt in stetigem Wandel begriffen ist, muss sich auch unser Wissen ständig wandeln. Und da Voraussagen in komplexen Systemen mit instabilen Kausalzusammenhängen innerhalb verschiedener Ebenen und somit mit großer Unsicherheit rechnen müssen, schlägt sie vor, darauf mit anpassungsorientiertem Management und dynamischer, fortlaufender, von Rückkopplung geprägter Strategie der Entscheidungsfindung zu reagieren. "Das alles ist nicht so einfach, wie wir es uns vielleicht wünschen würden, aber das gleiche gilt auch für die Welt, mit der wir zurechtkommen wollen."