

Sebastian Kiefer in FALTER 26/2009 vom 26.06.2009 (S. 19)
Erwin Schrödinger (1887–1961) war nicht nur ein glänzender Physiker, seine "Wellenmechanik" ist das noch immer gültige Modell, um den Ort und Impuls von Elementarteilchen in einem physikalischen System zu bestimmen; Schrödinger dichtete, war ein grübelnder Mystiker und ein Virtuose des mathematischen Modells zugleich. Seine Spekulationen nahmen die DNA vorweg, den genetischen Code, ja sogar das heutige Denken in Vernetzungen. Der Pathologe Michael Hendrickson bewertet in seinem die Hälfte des Bandes einnehmenden Aufsatz mit klaren Argumenten und Bewusstsein für die Implikationen der eigenen Fragestellungen die Folgen von Schrödingers Denken in Genetik und Krebsforschung, führt in die moderne Genforschung ein und plädiert überzeugend dafür, das linear-kausale Denken der ursprünglichen Genforschung, dem Schrödinger weitgehend angehörte, durch ein Denken in Begriffen selbstorganisierender Systeme zu ersetzen.
Die Qualitäten dieses Aufsatzes alleine machen das Buch lesenswert – was sich vom geisteswissenschaftlichen Gegenpart des Bandes nicht sagen lässt. Er demonstriert vor allem seinen Unwillen, sich kundig zu machen, was in Schrödingers Forschung überhaupt auf dem Spiel steht, und ergeht sich ansonsten in assoziativen Anmerkungen über die Biografie und Paraphrasen von Motiven des "philosophierenden" Schrödinger.