Die politische Differenz

Zum Denken des Politischen bei Nancy, Lefort, Badiou, Laclau und Agamben
391 Seiten, Taschenbuch
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Reihe suhrkamp taschenbuch wissenschaft
ISBN 9783518295564
Erscheinungsdatum 24.05.2010
Genre Politikwissenschaft
Verlag Suhrkamp
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Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
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Kurzbeschreibung des Verlags

Kaum ein Begriff wird derzeit heftiger diskutiert als der des Politischen, der im starken Kontrast zu dem steht, was gemeinhin unter »Politik« verstanden wird. Oliver Marchart legt nun den ersten systematischen Vergleich der Denker des Politischen vor. Er unterzieht die Schriften von Jean-Luc Nancy, Claude Lefort, Alain Badiou, Ernesto Laclau und Giorgio Agamben einer kritischen Analyse, verortet sie in den breiteren Strömungen eines Linksheideggerianismus und bezieht sie auf den systematischen Horizont eines Denkens ohne Letztbegründungen. In diesem Horizont zeigen sich die philosophischen, politischen und ethischen Implikationen eines Denkens der politischen Differenz: die heutige Rolle politischer Ontologie, die Möglichkeiten einer »minimalen Politik« und eine demokratische Ethik der Selbstentfremdung.

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FALTER-Rezension

Handreichung für Postfundamentalisten

Isolde Charim in FALTER 5/2011 vom 04.02.2011 (S. 15)

Oliver Marchart demonstriert in seinem neuen Buch eindrucksvoll, warum es heute mehr denn je politische Philosophen braucht

Noch immer haben die meisten Theorieinteressierten einen "Frankotropismus", der ihre Köpfe sich nach Frankreich wenden lässt. Wie viele Jahre schon kommt von dort das neue, das aufregende Denken? Oliver Marchart hat eine Bestandsaufnahme aktueller französischer Theorie unternommen– und inkludiert darin neben Claude Lefort, Alain Badiou, Jean-Luc Nancy und Jacques Rancière auch "geistige" Franzosen, die nur zufällig anderswo geboren wurden, wie Ernesto Laclau oder Giorgio Agamben.
Solch ein Referat alleine wäre schon verdienstvoll genug, handelt es sich doch durchwegs um schwer zugängliche Theorien. Es ist schön, wenn da einer kommt, der in der Lage ist, einem das richtig gut zu erklären. Und das kann Marchart. Sein Buch zeigt aber, dass man zu solcher Klarheit nur kommt, wenn man von einem eigenen Standpunkt aus spricht. Insofern ist dieses Buch "zwei in einem": Referat fremder und Darstellung eigener Theorie. Eine eigene Theorie heißt, sich einen Weg durch das Dickicht des Gedachten zu bahnen, heißt, Entscheidungen zu treffen. Und Marchart ist sehr entschieden.
Am Ausgang des Zeitalters aller politischen Gewissheiten scheint es, dass Politik sich auf Verwalten und Interessenausgleich reduziert. Wenn dem so wäre, dann könnte sich politische Theorie damit begnügen, empirische Missstände aufzuzeigen oder die Postdemokratie auszurufen.
Dafür würden die "Mittel der herkömmlichen Politikwissenschaften" tatsächlich ausreichen, wie Thomas Assheuer in seiner Besprechung des Buches in der Zeit meinte. Tatsächlich lässt sich aber keine Gesellschaftsordnung auf ihre empirische Funktionsweise beschränken. Auch Demokratie nicht. Nur ist dieser Umstand hier nicht so offensichtlich wie etwa beim Gottesgnadentum. Eben deshalb braucht es gerade heute eine politische Philosophie.
Diese versucht, die verborgene Dimension der Demokratie zu denken, indem sie zwischen der Politik und dem Politischen unterscheidet. Politik meint die profane, alltägliche Politik-Politik im engeren Sinne, im Unterschied zu dem fundierenden Politischen, der symbolischen Ordnung. Das ist die Ausgangslage von Marcharts Untersuchung mit dem programmatischen Titel "Die politische Differenz".

Auf der Suche nach dem ...
Wie aber lässt sich das Politische, das, was unserer Gesellschaft zugrunde liegt, denken, wenn sich alle "Figuren der Letztbegründung, alle festen Grundlagen" aufgelöst haben? Was ist das Fundament unserer postfundamentalistischen Zeiten? Postfundamentalismus, der eigentliche Zentralbegriff des Buches, bezeichnet die paradoxe Situation, in der Letztbegründungen unmöglich, aber nichtsdestotrotz notwendig sind. Denn ohne solch eine symbolische Ordnung ist eine Gesellschaft keine Gesellschaft. Es gibt sie also noch, die grundlegende Dimension unserer politischen Gesellschaft. Deren Besonderheit besteht nun darin, nicht ein für alle Mal festgelegt zu sein. Ständige, konfliktreiche Neubestimmungen sind das eigentliche "Fundament" der Demokratie – ein äußerst kontingentes Fundament, das immer wieder infrage gestellt wird.
Ist das nun linke Metaphysik, wie Thomas Assheuer schreibt? Nur eine verführerische, aber überflüssige Mystifikation? Dies ist keine Mystifikation, so wenig wie das Unbewusste eine Mystifikation ist. Und es ist alles andere als überflüssig, wenn man dies vor der drängenden Erfahrung des wachsenden Rechtspopulismus in Europa liest. Denn dieser lässt sich nicht alleine auf der empirischen Ebene begreifen, operiert er doch massiv auf der Ebene des Symbolischen. Indem er nämlich die Kontingenz der Letztbegründung – das Beste und gleichzeitig das Heikelste, was unsere Demokratien zu bieten haben – durchzustreichen versucht. Indem er etwa das "Volk", das nur als Vorstellung existiert, zu einem "empirischen Gespenst" macht, wie es bei Helmut Dubiel heißt. Postfundamentalismus ist also nicht nur unsere unhintergehbare Situation, sondern gleichzeitig auch heftig umkämpfter Einsatz der politischen Auseinandersetzung. Denn wir werden nach wie vor von "den Gespenstern der alten metaphysischen Figuren" heimgesucht, wie Marchart schreibt.

... Fundament moderner Politik
Und damit sind wir beim dritten Teil des Buches, Marcharts eigener Theorie. Der springende Punkt dabei ist Marcharts vehemente Entscheidung: gegen jene postfundamentalistischen Theoretiker, die eine unbedingte und letztlich unmögliche, eine "große Politik" propagieren. Gegen das unheilvolle Phantasma der großen Entscheidungsschlacht, der Revolution, des radikalen Bruchs, des authentischen Akts.
Das ist eine beachtliche und – wie der Rummel um das Pamphlet "Der kommende Aufstand" zeigt – sehr eigenständige Position. Angesichts all des Getöses um millenaristische Entscheidungsschlachten schreibt Marchart den wunderbar nüchternen Satz: "Man fragt sich, ob Politik nicht vielleicht doch etwas billiger zu haben ist."
Statt für die "Sektierer des Wahrheitsereignisses" plädiert Marchart für Antonio Gramsci: Stellungskrieg statt Revolution. Die Kontingenz überall dort in Stellung bringen, wo sich Identitäten verfestigt haben. Das ist für ihn wahrlich demokratische Politik, das heißt Politik im Einklang mit dem symbolischen Dispositiv der Demokratie, im Unterschied zu einer All-or-nothing-Logik. Denn "nicht jede postfundamentalistische Politik ist demokratisch, aber jede demokratische Politik ist postfundamentalistisch".
Hat die taz nicht erst vor kurzem die "unkritische Frankophilie der postmodernen Linken" beklagt, denen die revolutionäre Geste alles ist? Hier ist der Gegenbeweis.

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