Ästhetik, Marxismus, Ontologie
Georg Lukács war einer der großen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts und gilt weithin als der bedeutendste Philosoph in der Geschichte des Marxismus. Der vorliegende Band erschließt anhand einer Auswahl seiner Schriften, darunter auch viele weniger bekannte Texte, seine theoretischen Stationen: Von den frühen ästhetischen Versuchen über die für den westlichen Marxismus bedeutsame Praxisphilosophie der mittleren Periode bis hin zur noch zu entdeckenden Ontologie des Spätwerks. Auf diesem Weg entsteht das Bild eines engagierten Denkers, dessen Radikalität, systematische Fassungskraft und Mut zur Selbstkorrektur noch heute beeindrucken.
Grand Hotel Abgrund
50 Jahre ist es her, dass Georg Lukács, der „Adorno des Ostens“, verstarb. Aus diesem Anlass brachte der Suhrkamp-Verlag diesen Leseband mit eher unbekannten Texten des großen ungarischen Bürgersohns heraus, den es zu den Bolschewiken verschlug, der zum Stalinisten und später zum Fürsprecher eines offenen Sozialismus wurde. Man kennt ihn wegen einiger bahnbrechender Bücher über Hegel, seiner „Theorie des Romans“ wegen und vor allem wegen seines Klassikers „Geschichte und Klassenbewusstsein“ und Begriffen, die er prägte: etwa dem von der „Verdinglichung“. Retrospektiv sind die Texte in diesem Band eher deprimierend. Sie zeigen einen Dogmatiker und Doktrinär, der mit seinen ästhetischen Theorien über „Realismus“ im Zweifelsfall danebenlag. Selbst Texte mit grandiosen Titeln wie „Grand Hotel Abgrund“ – gemünzt auf die Frankfurter Schule – sind eher plump als irgendwie erhellend.
Robert Misik in Falter 23/2021 vom 11.06.2021 (S. 20)
Reihe | suhrkamp taschenbuch wissenschaft |
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ISBN | 9783518299395 |
Ausgabe | Originalausgabe |
Erscheinungsdatum | 10.05.2021 |
Umfang | 572 Seiten |
Genre | Philosophie/20., 21. Jahrhundert |
Format | Taschenbuch |
Verlag | Suhrkamp |
Herausgegeben von | Rüdiger Dannemann, Axel Honneth |