
Klaus Nüchtern in FALTER 49/2000 vom 08.12.2000 (S. 62)
Was für ein gewaltiger Roman, mit dem A.F.Th. van der Heijden 1985 seine Erzählerpranke auf den Tisch der niederländischen Literatur hat niederkrachen lassen: Endlich auf Deutsch erschienen, reißt sein Debüt "Das Gefahrendreieck" all jene Themen an, die uns in den bislang übersetzten Romanen seines gigantischen erzählerischen Labyrinths ("Fallende Eltern", "Anwalt der Hähne" u.a.) schon begegnet sind: die Last der Abstammung, die Wonnen der Erinnerung, der Suff und die existenzsteigernden Folgen von Impotenz. Von der Fülle der Handlung einmal ganz abgesehen, die neben den zahlreichen "Neben"figuren Albert Egberts durch Kindheit, Pubertät und Studienzeit folgen, schafft van der Heijden immer wieder bildstarke und unpeinlich sinntiefe Bilder und Szenen, die sich ins Gedächtnis des Lesers brennen: Etwa jene tragikomische Begegnung, in der der besoffene Vater über die Leiter ins Zimmer des Sohnes einsteigen will und diesen anweist, das Fenster, an dem die Leiter lehnt, endlich zu öffnen: nur, dass dieses nach außen aufgeht. Oder Beschreibungen der Unternehmenskultur von Philips oder die gestiefelten Marxistinnen oder ... Kurz und gut: A.F.Th. van der Heijden ist und bleibt der König der niederländischen Weltliteratur.