Die Glasglocke

262 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783518423653
Erscheinungsdatum 21.01.2013
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
Übersetzung Reinhard Kaiser
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HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Vor 50 Jahren erschien die amerikanische Erstausgabe der Glasglocke, Sylvia Plaths einzigem Roman – vier Wochen später nahm Plath sich das Leben. Ihr Roman avancierte bald zum Kult, beschrieb er doch wie kein Buch zuvor die Stimmungslage junger Frauen, ihre Zerrissenheit angesichts gesellschaftlicher Anforderungen.
»Es war ein verrückter, schwüler Sommer, dieser Sommer, in dem die Rosenbergs auf den elektrischen Stuhl kamen und ich nicht wusste, was ich in New York eigentlich wollte«: Die neunzehnjährige Esther gewinnt eine vierwöchige Hospitanz bei einem Modemagazin in New York, garniert mit Partyeinladungen und Werbegeschenken. Doch Esther, bisher strebsame Studentin, kann sich weder in den Arbeitsalltag so recht einfinden noch die Verlockungen der Stadt genießen. Sie fühlt sich, als lebte sie unter einer Glasglocke, die sie mehr und mehr von allem trennt …

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ISBN 9783518423653
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FALTER-Rezension

Leben unter der Glasglocke, Stromstoß im Hirn

Klaus Nüchtern in FALTER 26/2013 vom 28.06.2013 (S. 29)

Sylvia Plaths einziger Roman "Die Glasglocke" ist historisch geworden, fasziniert aber noch immer

Als der britische Verlag Faber & Faber zu Beginn des Jahres seine Jubiläumsausgabe von Sylvia Plaths "The Bell Jar" herausbrachte, verpasste er dem vor genau 50 Jahren erstmals erschienenen Roman einen Retro-Look: Das Cover zeigt eine junge Frau, die sich im Schminkspiegel betrachtet.
Darauf brach ein Sturm der Entrüstung los. "Hässlich" und "albern" lauteten noch die gnädigsten Urteile. Eine Journalistin warf dem Verlag vor, die gesamte weibliche Weltbevölkerung beleidigt zu haben, und die Bloggerin Tracie Egan Morrissey von der feministischen Website Jezebel.com meinte gar: "Hätte sich Plath nicht schon umgebracht, würde sie es wohl tun, wenn sie das Cover der neuen Ausgabe sähe."

Würden hässliche Cover tatsächlich irgendjemanden aufregen, müsste in Deutschland alle zwei Wochen ein Verlagshaus abgefackelt werden. Der Ärger über die Gestaltung entzündete sich ja nicht an Farbgebung oder Typografie, sondern am Umstand, dass ausgerechnet ein ikonischer Klassiker feministischer Literatur mit dem Appeal strandtauglicher chick lit an die Frau gebracht werden soll.
Inhaltlich liegt der Umschlag übrigens gar nicht so daneben, denn Esther Greenwood, die junge Ich-Erzählerin, blickt in der Tat auffällig oft in einen Spiegel – woraus ihr freilich nicht immer ein perfekt geschminktes Modelgesicht entgegenblickt: "Das Gesicht im Spiegel sah aus, als gehörte es einem kranken Indianer."
Die erste Hälfte des Romans spielt im mondänen New York der Bars, Partys und Modeschauen. Bloß, dass diese Welt für ihre Protagonistinnen lange nicht so glamourös ist, wie es den angestrebten Anschein hat; und dass Esther schwer depressiv ins Haus der Mutter nach Boston zurückkehrt und schließlich in die geschlossene Psychiatrie kommt; und dass der Suizid, der ihrer Heldin mehrfach misslingt, bei Sylvia Plath schließlich erfolgreich war: Vier Wochen nach Erscheinen ihres einzigen Romans nahm sie Schlaftabletten, legte den Kopf in den Ofen und starb am 11. Februar 1963 im Alter von 30 Jahren.
Der Suhrkamp Verlag, der nun anlässlich des düsteren Doppeljubiläums "Die Glasglocke" in Reinhard Kaisers Übersetzung von 1997 als Hardback neu aufgelegt hat, war schlau und hat einfach Shirley Tuckers Cover von 1966 adaptiert. Und das verschwurbelte Vorwort von Alissa Walser ist angenehm leicht zu überblättern.

Schon der erste Satz ist ein Hammer. Ohne eine Jahreszahl zu nennen, legt er exakt den Handlungszeitraum fest und verschränkt in einer hier für den Leser noch nicht zu durchschauenden Anspielung das Politische mit dem Privaten. "It was a queer, sultry summer, the summer they electro-cuted the Rosenbergs, and I didn't know what I was doing in New York. I'm stupid about executions. The idea of being electrocuted makes me sick, and that's all there was to read about in the papers (…)"
Das Problem der Übersetzung liegt hier nicht bloß in der Schwierigkeit, dem suggestiven Rhythmus und der stupenden Klanglichkeit gerecht zu werden, sondern auch darin, dass das Verb "to electrocute" im Deutschen keine Entsprechung hat, und man sich notgedrungen mit der Phrase "auf den elektrischen Stuhl kommen" behelfen muss. Auch die flapsige Formulierung "I'm stupid about …" geht in der mehr als doppelt so langen Übertragung ihres lakonischen schnoddrigen Charmes verlustig.
Esther wird zwar nicht auf den elektrischen Stuhl kommen, sich später aber einer Elektroschocktherapie unterziehen müssen und auch den Kurzschluss einer Stehlampe nur mit Glück überleben.
Dass Plath hier das Schicksal von Julius und Ethel Rosenberg, die der Rüstungsspionage verdächtigt und im Juni 1953 trotz internationaler Proteste hingerichtet wurden, mit der Biografie ihrer Heldin motivisch verknüpft, ist nicht ganz unheikel, aber konsequent. Und es ist nicht zuletzt der ganz generell gut geschärfte institutionenkritische Blick der Autorin, der diesen stark autobiografischen Roman übers bloß Bekenntnishafte hinaushebt.
In seiner Schilderung der glitzy Modewelt schlägt der Roman zunächst noch ein paar vergnügliche satirische Funken. Esthers Einsicht, dass man einen Fauxpas in Sachen Tischmanieren am besten vermeidet, indem man ungewohnte Speisen möglichst extravagant zu sich nimmt, ist sehr vergnüglich, die Kotzorgie unter den Models in Folge einer Lebensmittelvergiftung werden zumindest Anhänger kruden Körperschmähs komisch finden.
Nach und nach aber verdüstert sich das Geschehen. Die schlimmste Szene vor Esthers Rückkehr in ihre Heimatstadt Boston ereignet sich auf einer Party, wo die Begegnung mit dem buchstäblich handgreiflich werdenden Marco in atemberaubendem Crescendo von offener Verachtung in physische Gewalt umschlägt und der Leser wohl kaum weniger baff ist als Esther, die nur erstaunt registrieren kann: "Ich war noch nie einem Frauenhasser begegnet."

Vieles, worunter die ambitionierte, kluge und im Übrigen nicht übermäßig sympathisch dargestellte Esther lei-
det, wird heutigen Leserinnen und Lesern wie eine Flaschenpost aus einer versunkenen Epoche anmuten. Insulinschocktherapien sind in der Psychiatrie längst nicht mehr üblich und die Beschäftigung mit dem Erhalt oder dem Verlust der eigenen Jungfräulichkeit an US-amerikanischen Highschools hoffentlich etwas weniger obsessiv.
Dennoch tönt "Die Glasglocke" auch 2013 ganz gegenwärtig, was an Plaths wechselweise lakonischer und dann wieder wunderbar bildreicher Sprache liegt. Und an der Beschreibung eines Lebensgefühls, das man leider auch heute noch kennt: "(E)gal, wo ich saß – ob auf dem Deck eines Schiffes oder in einem Straßencafé in Paris oder Bangkok –, immer saß ich unter der gleichen Glasglocke in meinem eigenen sauren Dunst."

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