Ladivine

444 Seiten, Hardcover
€ 25.7
-
+
Lieferung in 7-14 Tagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783518424261
Erscheinungsdatum 19.05.2014
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
LieferzeitLieferung in 7-14 Tagen
HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags

Eine Familientragödie? Eine Verwechslungskomödie? Eine Geschichte dreier Generationen zwischen Afrika, Berlin und französischer Provinz im globalen Zeitalter? Ein Bericht über den Einbruch des Fantastischen in die Realität? All dies − und natürlich noch viel mehr − vereint der neue Roman von Marie NDiaye mit einer sprachlichen Leichtigkeit und Virtuosität, einer raffinierten Einfachheit, die das Komplexe durchsichtig macht.

Malinka besucht ihre Mutter Ladivine Sylla einmal im Monat in Bordeaux. Die Tochter möchte eine ganz andere Frau werden: Und so legt sie sich, auf dem ersten Schritt nach oben, den (von ihr für typisch gehaltenen französischen) Vornamen Clarisse zu, als sie eine Stelle als Kellnerin antritt. Dort lernt sie ihren Mann, Richard Rivière, kennen.

Damit setzen ungewöhnlich ereignisreiche Handlungsabläufe ein, die von Frankreich nach Afrika und nach Berlin reichen.

Und es wäre zu erwähnen der Hund, der immer wieder in Erscheinung tritt. Er muß als Symbol gelten für das nicht-realistische Erzählen der Marie NDiaye. Sie beschreibt Zusammenhänge zwischen den Menschen aus deren Innenperspektive, zergliedernd, jede Regung hin- und herwendend − und zugleich deutlich machend, dass alle Personen etwas nicht rational Reduzierbares bergen und verbergen, das sie durch Ereignisse in der Realität bestätigt glauben. Ihre Personen verrät Marie NDiaye nie. Dadurch entsteht das intensive Textgewebe, die Spannung zwischen realer und irrealler Welt.

Mehr Informationen
ISBN 9783518424261
Erscheinungsdatum 19.05.2014
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
LieferzeitLieferung in 7-14 Tagen
HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

Die Frau ohne Eigenschaften

Kirstin Breitenfellner in FALTER 31/2014 vom 30.07.2014 (S. 26)

Marie NDiaye legt mit ihrem Roman "Ladivine" ein beklemmendes Meisterwerk über eine Lebenslüge vor

In ihren Büchern geschehen die erstaunlichsten Dinge, und trotzdem handeln sie vor allem von der Welt im Inneren ihrer Protagonisten, von deren Denken, Fühlen, deren Geheimnissen, seelischen Abgründen und Lebenslügen. Auf diese richtet Marie NDiaye ihren kühlen, fast wissenschaftlichen und dennoch obsessiven Blick, breitet sie aus, arrangiert sie neu, deutet sie um.
So entsteht eine furiose Literatur, bei der man den Atem anhält und das Herz klamm wird, bei der man nicht aufhören kann zu lesen, obwohl auf der Handlungsebene manchmal kaum etwas passiert. Da sinniert etwa ein Küchenverkäufer, bevor er aus seinem Auto steigt, seitenlang über seine Ehe, da steht eine Tochter vor dem Haus ihres Vaters und geht nicht rein.

Von einem Mord in einem Provinzwohnzimmer, vom Verschwinden einer Frau und Mutter im afrikanischen Regenwald wird hingegen so beiläufig erzählt, als sei es das Normalste auf der Welt. Marie NDiaye ist der beste Beweis für die alte Weisheit, dass es bei Literatur nicht darauf ankommt, wovon sie handelt, sondern wie sie erzählt ist.
NDiaye, Jahrgang 1967, Tochter einer Französin und eines Senegalesen, wuchs bei ihrer alleinerziehenden Mutter in der französischen Provinz auf, die in ihren Büchern oft den Schauplatz abgibt. Den Eintritt in das französische Eliteschulsystem schlug sie aus, weil sie Schriftstellerin werden wollte. Mit 17 legte sie ihren ersten Roman vor, 25 Jahre später, mit "erst" 43, erhielt sie für "Drei starke Frauen" (dt. 2010) die renommierteste Literaturauszeichnung Frankreichs, den Prix Goncourt. Da lebte sie schon – aus Protest gegen die Regierung Sarkozy – mit ihrer Familie in Berlin.
Alle Bücher dieser außergewöhnlichen Autorin handeln von der Normalität – und der Unmöglichkeit, sie zu erreichen. NDiayes Protagonisten haben selten "gesunde" Gefühle und trotzdem ein untrügliches Gefühl für das, was schiefläuft.
Sie sei kein bisschen abergläubisch, hat NDiaye in einem ihrer seltenen Interviews einmal gesagt. Trotzdem bricht in die scheinbare Normalität oft etwas Übernatürliches, Mythisches ein. So auch in ihrem jüngsten Roman, einem Meisterwerk über die Auswirkungen einer Lebenslüge auf eine gesamte Familie bis in die dritte Generation.
Malinka Sylla ist die Tochter einer schwarzen Putzfrau, hat aber das "Glück" gehabt, die helle Haut und die Augen ihres unbekannten Vaters zu erben. Aus Scham und Angst vor ihrer Herkunft legt sie sich, kaum erwachsen, den Namen Clarisse zu, besucht ihre Mutter zwar einmal im Monat, lässt sie aber in keiner Weise an ihrem Leben teilhaben.

Ladivine Sylla, von ihrer Tochter insgeheim abfällig "die Dienerin" genannt, weiß nicht einmal, dass ihre Tochter mit einem Autoverkäufer namens Richard Rivière in einem kleinen Ort verheiratet ist und ihre kleine Tochter nach ihrer Mutter Ladivine (die Göttliche) heißt. Der Preis dieser "Normalität" ist hoch.
Denn die "auf Biegen und Brechen neutrale Clarisse Rivière" vergiftet die Atmosphäre ihrer kleinen Familie durch ihre undurchdringliche Güte und Freundlichkeit, Unkompliziertheit und Selbstverleugnung, hinter denen sich ein schlechtes Gewissen und pure Angst verbergen. Trotzdem kann sie hinter die einmal getroffene Entscheidung nicht mehr zurück. Sie versucht mit ihrem Gram und ihrer Schuld, der "ruhigen, unwiderruflichen, befriedigten Trauer der Dogmatiker" zu leben.
Als Richard Rivière sie nach 25 Jahren Ehe, unfähig, die gnadenlos perfekte Fassade weiter zu ertragen, verlässt, lernt sie einen Mann kennen, dem sie sich zu öffnen entschließt. Mit fürchterlichen Folgen für sie selbst und ihre Tochter Ladivine.
Die junge Frau lebt mittlerweile in Berlin und hat mit einem Deutschen zwei Kinder. Bei einem Urlaub in einem ungenannten afrikanischen Land, dessen Beschreibung in puncto Trostlosigkeit und Grauen seinesgleichen sucht, kommt sie abhanden. Das hat mit jenem rothaarigen Hund zu tun, der sie schon eine Weile verfolgt oder vielmehr beschützt – eines der mystischen Motive, mit denen NDiaye gerne ihren stupenden psychologischen Realismus aufbricht und an denen sich Kritiker regelmäßig reiben.
Dabei arbeitet NDiaye einfach mit allen Mitteln, die der Literatur ganz legitim zur Verfügung stehen. Mit "Ladivine" legt sie ein so grandioses wie verstörendes Buch über die Liebe, ihre Gefahren und, ja, ihre Unzerstörbarkeit und Bedingungslosigkeit vor, denn sowohl Malinka als auch ihre Mutter und ihre Tochter Ladivine lieben nicht nur auf eine verquere, sondern auch auf jene "göttliche" Weise, auf die der Titel hinweist.

weiterlesen