
Die Kulturrevolution des Kapitals
Wolfgang Zwander in FALTER 5/2015 vom 28.01.2015 (S. 18)
Der Kapitalismus ist nicht nur ein Wirtschaftssystem, sondern er ist ein Lebenssystem, das im Laufe der vergangenen Jahrhunderte so dominant geworden ist, dass es bei uns im Westen heute schwer bis teilweise unmöglich ist, darüber hinauszudenken, hinauszufühlen. Im Zentrum des kapitalistischen Systems steht die Figur des Bourgeois, also eine Person, die ihr Einkommen nicht mit ihrer Arbeitskraft bestreitet, sondern hauptsächlich ihr Geld oder Kapital für sich arbeiten lässt.
Der italienische Literaturwissenschaftler Franco Moretti veröffentlichte ein Buch darüber, wie die Figur des Bourgeois die Geisteswelt der vergangenen Jahrhunderte veränderte. Industrielle Revolution und aufkommender Kapitalismus ließen eine neue Kultur des Menschseins entstehen. Heute stehen wir, zumindest deutet einiges darauf hin, am Ende der Epoche des Kapitalismus. Wer etwas über ihre Anfänge erfahren will, ist bei Moretti bestens aufgehoben.


