

Thomas Leitner in FALTER 24/2015 vom 10.06.2015 (S. 30)
Lenz nervt. Eine gegenwärtige Gestalt dieses Namens trägt alle Probleme der historischen Person und des Büchner’schen Protagonisten mit sich herum: Vaterkonflikt, eine daraus resultierende Identitätskrise und eine unglückliche Liebesbeziehung sowieso. Und er hat nichts Besseres zu tun, als all dies in den immer noch kriegsgebeutelten Libanon zu schleppen. Zunächst noch „eingebettet“ in eine offizielle Delegation des deutschen Außenministers, sucht Lenz bald tiefer ins Herz der Finsternis einzudringen, ein phantasmagorisches, verschneites Baalbek, um schließlich aus den dröhnenden Discos Beiruts im Fieberwahn in gefährliche Wüsten zu fliehen. In anderen Werken des auch als Dramatiker und Lyriker hervorgetretenen Albert Ostermaier wurde der expressionistische Beat und das Pathos bisweilen durch Humor gebremst und gebrochen. Hier ist davon leider keine Spur, dafür reiht sich eine missglückte Metapher an die nächste.