

Juliane Fischer in FALTER 26/2015 vom 26.06.2015 (S. 26)
Emilia liebt Julio, Julio liebt Emilia, bis ans Ende ihrer Tage und darüber hinaus. „Bonsai“ erzählt die Geschichte eines studentischen Paares, das ein Faible für wahrhaftig klingende Sätze und endloses Rauchen hat. Die beiden kapseln sich vom Rest der Welt mit Sex, Pisco Sour und Literatur ab, lesen Gedichte von Rubén Darío bis Tomas Tranströmer, Yukio Mishimas „Der Tempelbrand“ und sogar Passagen von Nietzsche. Die gemeinsame Lektüre ist Quelle erotischer Inspiration und Harmoniekleister.
In seinem Debütroman komprimiert der Chilene Alejandro Zambra (Jahrgang 1975) die Naturgewalt Liebe zu einer literarischen Miniatur von lediglich 90 Seiten. Unter dem Titel „Bonsai“ gelingt dies besonders stimmig, symbolisiert der Baum doch die Harmonie zwischen Natur und Mensch in verkleinerter Form. Die Lektüre empfiehlt sich in einem Zug, vorzugsweise in Begleitung von schwerem Rotwein.