Das Biest

Roman
303 Seiten, Hardcover
€ 24.7
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ISBN 9783518425558
Erscheinungsdatum 11.09.2016
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
Übersetzung Helga van Beuningen
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HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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Kurzbeschreibung des Verlags


Knallgelb ist das Staubtuch, das Tante Tiny stets mit sich führt, um es bei Bedarf blitzschnell und ungeniert zu zücken – gern auch, wenn sie bei anderen zu Gast ist. Tientje Putz nennt man sie in der Familie, vorsichtshalber jedoch nur hinter ihrem Rücken. Denn so weich ihr Staubtuch ist, so scharf und verletzend kann ihre Zunge sein, mit der sie über Leichen geht. Ihr Neffe Albert Egberts – den wir aus van der Heijdens schon fast sagenhaftem Zyklus Die zahnlose Zeit kennen – verfolgt das Treiben seiner jungen, attraktiven Tante aus nächster Nähe, befremdet und gleichzeitig fasziniert. Es dauert Jahre, bis er entdeckt, was sie ein Leben lang antreibt, was in stillschweigender familiärer Übereinkunft geheim gehalten wird.




Das Biest ist ein grandioses Frauenporträt, von Adri van der Heijden, dem »Saft- und Kraftgenie« (Tagesspiegel) der zeitgenössischen niederländischen Literatur, gezeichnet bis in die feinsten Verästelungen, liebevoll, beklemmend und absolut komisch.


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ISBN 9783518425558
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FALTER-Rezension

Die Tant, bei der dem Neffen die Hose spannt

Klaus Nüchtern in FALTER 41/2016 vom 14.10.2016 (S. 24)

Mit dem Roman „Das Biest“ knüpft A.F.Th. van der Heijden an sein Opus magnum an und errichtet einem Scheusal ein Denkmal

Amsterdam, März – April 2013“ steht nach dem Schlusssatz des Romans. Ach so, alles klar: Der nicht nur namensmäßig ziemlich barocke Adrianus Franciscus Theodorus van der Heijden hat in zwei Monaten schnell einmal einen 300-Seiten-Roman rausgehauen, anstatt an seinem Romanzyklus „Homo duplex“ weiterzuarbeiten, von dessen acht projektierten Bänden bislang nur zwei („Die Movo-Tapes“, „Das Scherbengericht“) zu insgesamt knapp 2000 Seiten erschienen sind.
Mit „Das Biest“ hat es sich der Kraftlackl der niederländischen Literatur quasi leichtgemacht und seiner mehrere tausend Seiten starken „Sex, Drugs & Hausbesetzung“-Heptalogie „Die zahnlose Zeit“ („De tandeloze tijd“, 1983–1996) einen kleinen Appendix hinzugefügt. Er konnte also auf bereits eingeführtes Personal zurückgreifen, allen voran auf den aus der „Zahnlosen Zeit“ als Junkie und Teilzeitimpotenzler bekannten Albert Egberts (* 30.4.1950, 24 Uhr), der hier als Ich-Erzähler aufritt.

„Wer sich in Familie begibt, kommt darin um“, lautet ein Bonmot Heimito von Doderers, und van der Heijden, der einen Roman mit dem schönen, keineswegs nur metaphorisch gemeinten Titel „Fallende Eltern“ geschrieben hat, ist fraglos der richtige Mann, seinen Leserinnen und Lesern diese Einsicht in größtmöglicher Drastik vor Augen und zu diesem Behufe eine bislang unbekannte Tante einzuführen: Tientje van der Serckt ist die Schwester von Alberts Mutter Hanny und sie ist das „Biest“ in dem gleichnamigen Roman. Ihres aggressiven Putzfimmels wegen auch „Tientje Putz“ genannt macht sie den Menschen in ihrer Nähe das Leben zur Hölle. Halb unfreiwillig, halb mit heißen Ohren und ausgestattet mit der Fähigkeit von kleinen Buben, hinter einem Buch zu verschwinden, bekommt Albert so einiges von Dingen mit, die nicht für seine Ohren bestimmt sind – der ängstlich-verärgerte Hinweis „Es sind Kinder im Raum!“ zählt zum Standardrepertoire der Familie.

So giftig und gemein, verschlagen und manipulativ die Tante mit dem stets einsatzbereiten, lodernd gelben Staubtuch auch ist, es wäre nicht van der Heijden, hätte er seine so hitzig hassende Heldin nicht auch mit einer gehörigen Portion Glamour ausgestattet: Egal, ob nun eingebildet oder real, Tientje Putz trägt ihre gesammelten Kränkungen mit einem Stolz, als hätte sie soeben das Fahrtenschwimmerabzeichen an ihre Bluse geheftet bekommen.
Aber auch was die Außenausstattung anbelangt, ist Tante Tiny alles andere als eine graue Maus. An Verehrern mangelt es ihr nicht, bereits im Backfischalter hat sich, wie lange Zeit angedeutet und in einem furiosen Vinterberg’schen „Festen“-Auftritt dann endgültig ausgesprochen wird, Ungeheures zugetragen; bei den schlüpfrigen Geschichten, die sie diesem erzählt, spannt dem Neffen die Pyjamahose, und es wäre nicht Albert Egberts, würde er nicht im Mai 1976 – für A.F.Th.-Aficionados: der Monat, in dem Albert mit Gonnie Schwantje-Stultiëns, der Schwiegermutter seines Freundes Thjum, in die Kiste hüpft – bei seiner Tante mit einem Schokoladeosterei vorstellig werden, um auf ein X-rated Reenactment des seinerzeitig semisteifen Schäferstündchens zu dringen.
Sieht man davon ab, dass die ganze schreckliche, unter einer dicken Decke aus Lügen, Schweigen und Intrigen begrabene Wahrheit erst nach und nach ausapert, ist „Das Biest“ ein ziemlich geradlinig erzählter Roman. Er ist gewiss nicht das komplexeste und raffinierteste Werk des Autors und treibt dessen Faible für krudes Körperkino mitunter an die Grenze zur Selbstparodie. Aber die unzimperliche Unmäßigkeit, mit der hier das Body-Horror-Szenario „Vertrocknen vs. Ausrinnen“ durchgespielt wird, ist schon beeindruckend und stellenweise auch richtig komisch.

Verglichen mit Tientje Putz und ihrem Gatten Koos Kassenaar, genannt „Onkel ­Kusch“, sind die Ehepaare von August Strindberg Philemon und Baucis. Im Duell darum, wer Schuld trage an der gemeinsamen Kinderlosigkeit, wirft Tientje ihrem Gatten vor, dass dessen Sperma schon vollkommen eingetrocknet sei: „Neulich, ich hab meinen Ohren nicht getraut … du krachst beim Gehen, Koossie.“
Man wird schwer behaupten können, ­Tientje hätte sich „verhört“ – aber stärker geirrt hat sie sich kaum jemals.

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