

Karin Janker in FALTER 14/2017 vom 07.04.2017 (S. 35)
Auch die deutsche Schriftstellerin Nina Bußmann lässt ihre Hauptfigur verschwinden: Geophysikerin Nelly stürzt mit einem Propellerflugzeug über dem Dschungel von Nicaragua ab und mit ihrem Verschwinden kommt auch jede Gewissheit abhanden.
Bußmanns Roman kreist um diese Leerstelle, ohne die Leere füllen zu können, die ein Mensch hinterlässt, wenn er verloren geht. Eine namenlose Ich-Erzählerin begibt sich auf die Suche nach der Verschollenen. Auf die Frage, was Nelly für ein Mensch war, wird man aber bis zum Schluss keine Antwort, sondern nur Annäherungen bekommen. Denn dem Roman ist nicht nur die Hauptfigur, sondern auch die Chronologie abhanden gekommen. So entwickelt sich eine Form multiperspektivischen Erzählens, in der sich die Uneindeutigkeit und die Unverbindlichkeit menschlicher Beziehungen spiegeln. Das ist eine Herausforderung an den Leser. Eine, die sich lohnt.