

Sebastian Gilli in FALTER 37/2020 vom 11.09.2020 (S. 28)
Anna Berg ist Verkäuferin in einem Modegeschäft auf der Mariahilfer Straße, das in Michael Scharangs schrägem Roman „Aufruhr“ einmal „Klippenbock & Brunsbüttel“, ein anderes Mal „Kloppenbeug & Furzbeutel“ heißt. Sie setzt sich gegen Lohndumping zur Wehr und gründet gegen den Willen ihres Chefs Kreuzteufel auf abenteuerliche Weise einen Betriebsrat.
Die Protestbewegung in diesem recht unterhaltsamen, oft ins Theoretisch-Essayistische abschweifenden, doch neunmalklugen und sprachlich mauen Weltverbesserungsroman führt Dr. Maximilian Spatz an. Der 50-jährige Psychiater, der aus New York kommt, verliebt sich in Anna und hilft ihr mitsamt einer Schar illustrer Intellektueller prompt im Kampf gegen kapitalistische Habgier als schauspielender Schaufensterdekorateur. Jeder kleine Aufruhr endet in einem Fest: „Ein Zentrum der Revolution namens Weinhaus, das klingt gut.“