
Sebastian Gilli in FALTER 28/2021 vom 14.07.2021 (S. 29)
„lieder an das große nichts“ heißt der neue, durchgängig in Kleinschreibung gehaltene Gedichtband der deutschen Journalistin und Autorin Juliane Liebert (Jg. 1989). Er enthält Lobgesänge auf den Nihilismus und zelebriert zugleich die Überwindung alles Verneinens. „statt dem himmel zuzuunken“, hopsen die Verse durch das irdische Jetzt, handeln von lebendig Begrabenen, von „superweichen schamhaaren“ oder vom Battle-Rapper, der getröstet werden will.
Die poetischen Kleinode über „welträtsel“, „neun geliebte“ und „taggespenster“ der in Berlin lebenden Liebert wirken in ihrer sprachlichen Leichtfüßigkeit wie allzu schnell hingeworfen. Dem ist aber nicht so. Bewusste Themen- und Sprachbrüche, produktive Zeilensprünge, ein streng getakteter, eigenwilliger Sound sowie aus einem „Anything goes“-Zeitgeist geschöpfte Bilder machen diese Gedichte zu einem bejahenden Leseerlebnis.


