Die Wunder

Roman | Elegant und feministisch | Das Sensationsdebüt über die jüngere Geschichte Spaniens
221 Seiten, Hardcover
€ 23.7
-
+
Lieferung in 2-5 Werktagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783518430286
Erscheinungsdatum 15.08.2022
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
Übersetzung Susanne Lange
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags


Noch nie sind sie sich begegnet: María und Alicia, Großmutter und Enkelin. Die Ältere kommt Ende der Sechziger einer Schande wegen nach Madrid, arbeitet als Kindermädchen, als Hausangestellte, der komplette Lohn fortan bestimmt für die zurückgelassene, fast unbekannte Tochter. Die Jüngere flieht Jahrzehnte später in die Stadt, von einer Tragödie um ihre Herkunft und den Schlaf gebracht. María und Alicia, beide führen sie ein Frauenleben, beiden fehlt das Geld. Und damit die Zuversicht und das Vertrauen. In sich selbst, ihre Männer, dieses Land, in dem sich alles verändert zu haben scheint, bis auf das eigene Elend. Und plötzlich fordert jede auf ihre Weise die hergebrachte Ordnung heraus.



Als literarische Ausnahmeerscheinung gefeiert, wurde ihr Sensationsdebüt blitzschnell zum Klassiker einer neuen Generation. Elena Medel schreibt darin die jüngere Geschichte Spaniens aus Sicht der vergessenen Hälfte. Die Wunder ist ein eleganter feministischer Bildungsroman über die herrschenden Kräfte, über das Geld, das Begehren, die Mutterliebe, und wie sie als Waffen seit jeher gegen die Frauen verwendet werden. Augenöffnend und wunderschön.


Mehr Informationen
ISBN 9783518430286
Erscheinungsdatum 15.08.2022
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
Übersetzung Susanne Lange
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

Der Preis weiblicher Freiheit

Florian Baranyi in FALTER 42/2022 vom 21.10.2022 (S. 12)

Als „Las maravillas“ 2020 erschien, überschlug sich die spanische Kritik vor Begeisterung: Medel war bis dahin als kompromisslose Dichterin und Verlegerin der kleinen Lyrikedition La Bella Varsovia bekannt. In elf Kapiteln auf unterschiedlichen Zeitebenen durchmisst Medel in ihrem Debütroman das Leben dreier Frauen aus einer Familie, deren Freiheiten nur allzu deutlich eingehegt werden: von der späten Etappe des Franquismus 1969 bis zur jüngsten, noch von der Eurokrise belasteten Vergangenheit, die Medel bis 2018 verfolgt. Zwischen María und ihrer Enkelin Alica bleibt Marías Tochter Carmen der erzählerische Scheitelpunkt zwischen den beiden: Opfer der Älteren und Täterin gegenüber der anderen.

Der Ursprung dieser gehörig zerrütteten Konstellation ist bereits im patriarchalen, nationalkatholischen Moralverständnis des spanischen Faschismus angelegt. Als Jugendliche wird María in ihrer Heimatstadt Córdoba schwanger. Ihre Familie drängt sie, sich in Madrid eine Arbeit zu suchen, während ihre eigene Tochter bei den Großeltern aufwächst.

María ist die personifizierte Systemerhalterin, erst Kindermädchen, dann Altenpflegerin, schließlich Putzfrau. Zugleich vollzieht sie eine langsame Emanzipation, engagiert sich in einer Bürgerinitiative, reduziert den Kontakt zur Familie, die sie verstoßen hat, auf ein Minimum. Zugleich macht Medel mit geschickt über die Jahrzehnte verteilten Schlaglichtern deutlich, wie prekär diese Freiräume bleiben und zu welchem Preis María diese verteidigt: Die Entfremdung von ihrer Tochter geht so weit, dass sie ihre Enkelin nie zu sehen bekommt; und auch im fortgeschrittenen Alter muss sie ihre Entscheidung, allein zu wohnen, noch gegen ihren Partner verteidigen.

Man kann sich das Verhältnis der drei Frauengenerationen wie eine Sinuswelle vorstellen, die den sozialen und ökonomischen Status beschreibt: Während María beim Minimum startet, um sich hinaufzuarbeiten, wird Carmen, die die Geschichte ihrer Mutter zu wiederholen scheint, durch ihren Mann Teil der prosperierenden oberen Mittelklasse, wodurch die Enkelin Alicia in ein neureiches Setting geboren wird.

Eine Tragödie in der Familie offenbart freilich, dass dieser Wohlstand nur auf Sand gebaut war; auch das ein Befund, der sich weit über das Einzelschicksal hinaus auf die gesamte Gesellschaft übertragen lässt, so wie hier jedes Schicksal emblematisch auf Umbrüche in Spanien hin lesbar ist.

Dabei bleibt die subtile sprachliche Brillanz der Lyrikern Medel immer spürbar: „Die Wunder“ liest sich leicht und flüssig, jeder Satz ist rhythmisch durchkomponiert. Wobei erst der Blick auf das spanische Original die außergewöhnliche Qualität von Susanne Langes Übersetzung wirklich erschließt: Nur selten gelingt es, so nahe am Klang der Ausgangssprache zu bleiben.

Alicia arbeitet als Verkäuferin, lebt in einer unspektakulären Ehe und vertreibt sich die Zeit mit spontanen Affären, die ihr ein Gefühl von Freiheit vermitteln. Die gekonnt konstruierten Korrespondenzen zwischen ihr und ihrer Großmutter erhellen die Unterschiede: Während es für María ein Sieg war, mit den Männern der Bürgerbewegung in einer Bar zu diskutieren, hat Alicia keine Lust, mit ihrem Mann und dessen Freunden auszugehen – lieber will sie Zeit für sich selbst haben. Und während Sexualität für María ein Element der Unterdrückung darstellt, ist sie für Alicia eine Waffe, die sie – wenn auch im Stillen – zur Rebellion nutzt.

Der Sukkus dieses politischen Spiels des Auf und Ab, der Parallelen und Verschiebungen ist allerdings bitter: „Es geht nicht um Familie, nicht um Liebe: Es geht um Geld“ – Freiheit ist gekoppelt an Liquidität. Oder wie es das vorangestellte Motto des englischen Dichters Philip Larkin formuliert: „Clearly money has something to do with life.“

weiterlesen