Monde vor der Landung

Roman | Das neue Buch des Georg-Büchner-Preisträgers | Ausgezeichnet mit dem Österreichischen Buchpreis 2023
528 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783518431092
Erscheinungsdatum 13.02.2023
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
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Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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Kurzbeschreibung des Verlags



Ein faszinierender, unorthodoxer Blick auf Querdenkertum und alternative Wahrheiten


Worms, Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Peter Bender, ehemals Fliegerleutnant des Deutschen Heeres, macht sich als Gründer einer neuen Religionsgemeinschaft und mit der Proklamation der sogenannten Hohlwelt-Theorie einen Namen: Die Menschheit, so diese Theorie, lebe nicht auf, sondern in einer Kugel, außerhalb derselben existiere nichts. Benders Gemeinde bleibt überschaubar, dennoch wird er wegen der Verbreitung aufwieglerischer und gotteslästerlicher Flugschriften zu einer mehrmonatigen Kerkerhaft verurteilt. Als sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten herumspricht, dass seine Frau Jüdin ist, wenden sich selbst seine engsten Gefolgsleute von ihm ab. Die Benders verarmen, die Repressionen gegen seine Frau werden bald unerträglich, bis die Familie 1942 verhaftet und deportiert wird. Nur der Sohn überlebt das Konzentrationslager.



In seinem lange erwarteten neuen Roman rekonstruiert Clemens J. Setz eine reale, so bewegende wie verstörende Lebens- und Familiengeschichte. Mehr noch ist Monde vor der Landung aber die Untersuchung der zerstörerischen Wahnwelt eines manischen Egozentrikers und die Veranschaulichung eines Querdenkertums avant la lettre: bestürzend aktuell, von unüberbietbarer sprachlicher und gedanklicher Originalität.


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ISBN 9783518431092
Erscheinungsdatum 13.02.2023
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FALTER-Rezension

Ich kann beim besten Willen nur Hakenkreuze erkennen

Klaus Nüchtern in FALTER 7/2023 vom 17.02.2023 (S. 31)

Das heliozentrische Weltbild ist natürlich Quatsch. Wie sonst wäre es möglich, dass sich ausgerechnet in den der Sonne am nächsten liegenden Gipfeln der Berge der Schnee hält, hä?! Das dürfte Kopernikus, Kepler & Co wohl entgangen sein. Im Unterschied zu Peter Bender, 1893 in Bechtheim geboren, Kampfpilot im Ersten Weltkrieg, Gründer der "Wormser Menschengemeinde", 1944 in Mauthausen ermordet und Vertreter der sogenannten "Hohlwelttheorie".

Dass die Erde eine hohle Kugel ist, auf deren Innenseite wir wandeln, ahnte man schon lange. 1864 hat Jules Verne diese Theorie in Science-Fiction umgesetzt, der US-Amerikaner Cyrus Reed Teed, auch unter dem selbstgewählten Namen Koresh bekannt, hat sie kurz darauf "wissenschaftlich belegt". Anfang des 20. Jahrhunderts gewinnt dann die Lehre auch in Deutschland ihre Anhänger, nicht zuletzt durch ihren umtriebigen Propagandisten Bender, der sich für die Reinkarnation Teeds hält und mit einer Koresh-Gemeinde in Florida korrespondiert.

Wer sollte sich eines solchen weitgehend vergessenen Obskuranten annehmen wenn nicht der Grazer Büchner-Preisträger Clemens J. Setz, der es liebt, von Verrückten, Eigenbrötlern und Exzentrikern bevölkerte Parallelwelten zu ersinnen? Diesfalls auf Grundlage von Quellen aus deutschen und amerikanischen Archiven, mithilfe derer der Autor das Faktengerüst für "Monde vor der Landung" rekonstruiert hat.

Der Clou des Unterfangens liegt in der mimetischen Anverwandlung: Der Erzähler schreibt sich sozusagen bis an die schmerzgepeinigten Schädelnähte in Benders durch einen Flugzeugabsturz nachhaltig havarierten Kopf hinein, durch den Halluzinationen, Visionen und Assoziationen flackern, dass es nur so seine Art hat.

All das wird einerseits ausfantasiert, andererseits durch authentische Belege untermauert, die der Autor in Form von Zitaten aus Benders Roman "Karl Tormann", aus Briefen, Broschüren und psychiatrischen Gutachten oder als Fotos und Faksimiles in seinen Roman collagiert hat. Darunter auch eine Skizze, mit der Bender seine bizarre Theorie von der "Quadratform der Geschlechter" erläutert und welche unübersehbar Hakenkreuzgestalt hat -obgleich der eher unpolitische Wirrkopf der inhumanen Ideologie gar nicht anhängt.

Auf seinem ureigensten Terrain, jenen Regionen menschlichen Verhaltens, in denen Skurriles ins Sinistre übergeht und der Slapstick in den Horror kippt, läuft Setz auch in "Monde vor der Landung" immer wieder zu großer Form auf. Was Bender im Krieg oder im Gefängnis (wo er wegen Betrug und Steuerhinterziehung einsitzt) durchmachen muss, gewinnt albtraumhafte Dringlichkeit; und die sowohl mentale als auch buchstäblich handgreifliche Machtergreifung des Nationalsozialismus wirkt besonders bösartig, wo sie von Bender in einer Mischung aus Ignoranz, Feigheit und Indolenz nur wie nebenher wahrgenommen wird, obwohl sie ihn und seine engsten Angehörigen unmittelbar betrifft: Seine Frau Charlotte, eine österreichische Jüdin, wird zusehends drangsaliert und schließlich wenige Woche nach ihrem Mann in Auschwitz zu Tode gebracht.

Allerdings überlässt sich der Autor auch ziemlich haltlos seiner Lust an Abschweifungen, Aufzählungen, Exkursen und Einschüben. Eine stringente Erzählung, die jenseits loser Bezüge zum querulierenden Querdenkertum der Gegenwart auf eine These zusteuerte, ergibt sich daraus nicht. Warum man sich über 500 Seiten lang im Kopf Benders aufhalten soll, weiß letztendlich wohl nur einer: Clemens J. Setz.

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