Die große Versuchung

Roman | Das ganze Leben, die ganze Welt in einem Buch | Nobelpreis für Literatur 2010
304 Seiten, Hardcover
€ 26.8
-
+
Lieferung in 2-5 Werktagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783518431788
Erscheinungsdatum 12.08.2024
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
Übersetzung Thomas Brovot
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags



Mario Vargas Llosa hat ein spätes Meisterwerk geschrieben, in dem er seine Lebensthemen virtuos zusammenführt. Von großen und noch größeren Versuchungen erzählt dieser sinnliche, kräftige, lebenspralle Roman, von der Verführungskraft der Musik, der grenzenlosen Leidenschaft für die Kunst und die Welt – und der Schwierigkeit, dabei Maß zu halten.


Toño Azpilcueta führt Familien- und Berufsleben mit sehr mäßiger Begeisterung. Seine Leidenschaft gilt der traditionellen Musik seines Landes, dem peruanischen Walzer, den er seit der Jugend akribisch erforscht. Eines Tages lernt er einen unbekannten, aber offensichtlich über alle Maßen talentierten Gitarristen namens Lalo Molfino kennen. Die Begegnung verändert Toños Leben – sehr zur Beunruhigung seiner Familie –, denn Molfino spielen zu hören, ist für ihn eine Offenbarung. Augenblicklich weiß Toño, was seine Mission ist: Er schreibt endlich das Buch, über Molfino, den peruanischen Walzer und vor allem die künstlerische Vision eines besseren Lebens. Es wird ein Erfolg und Toño berühmt. Was läge also näher, als das Buch zu erweitern, sein Land, dessen Geschichte, die ganze Welt darin unterzubringen? Immer mehr, geradezu manisch, schreibt Toño daran, taub gegen die lauter werdende Sorge seiner Familie …


Mehr Informationen
ISBN 9783518431788
Erscheinungsdatum 12.08.2024
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
Übersetzung Thomas Brovot
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

Die Geburt Perus aus dem Geiste der Volksmusik

Thomas Leitner in FALTER 42/2024 vom 18.10.2024 (S. 12)

Der Forschungs- und Lebensbericht eines die längste Zeit nur mäßig erfolgreichen Musikwissenschaftlers ist Gegenstand des neuen Buches von Mario Vargas Llosa. Das Interesse des Protagonisten gilt volkstümlichem Gesang und Tanz, er gilt als Kapazität für den Vals peruano, der im 19. Jahrhundert aus Europa übernommen und von Indigenen, städtischem Proletariat und später auch der weißen Mittelklasse gepflegt wurde.

Die klassenüberschreitende Leidenschaft für dieses Genre verbindet sich für Tono Azpilcueta mit der Hoffnung auf nationale Einheit. Trotz vielversprechendem Studienabschluss hält er sich mit prekären Jobs über Wasser, gibt Musikstunden, schreibt knappe Konzertkritiken in marginalen Magazinen. Die Begeisterung, die er seinen Lesern vermitteln möchte, steigert sich zur Leidenschaft, als er einen völlig unbekannten Sänger hört. Allerdings nur ein einziges Mal, denn das junge Genie verschwindet.

Als er von dessen frühem Tod erfährt, beschließt Tono, eine Biografie dieses Lalo Molfino zu verfassen. Er bereist den Norden Perus und besucht das Kaff, in dem Molfino als Findelkind unter Patronage eines Priesters aufgewachsen ist. Das Manuskript über das kurze Leben eines so genialen wie unleidlichen Einzelgängers wird nach vielen Ablehnungen von einem ambitionierten, unerfahrenen Verleger angenommen und zu einem überraschenden Erfolg: Es befriedigt das Harmonieverlangen der zerrissenen, vom Terror der Guerillaorganisation Sendero luminoso überschatteten Gesellschaft der 1980er-Jahre.

Tonos Selbstbewusstsein blüht auf, endlich eröffnet sich ihm eine akademische Laufbahn. Doch statt sich mit Neuauflagen des nachgefragten Buches zufrieden zu geben, überspannt er den Bogen und fügt Exkurse über peruanisches Kulturerbe wie den Stierkampf oder das kaum übersetzbare Lebensgefühl huachafería ein. Sie sollen nicht nur eine neue nationale Identität begründen, sondern den ganzen Kontinent, ja letztendlich die Welt vereinen. Das aber ist endgültig zu viel des Guten. Die Buchhändler verlieren die Geduld mit dem angeschwollenen Kompendium, der Verleger verliert sein Vermögen, Tono den Verstand.

Und auch der Leser ist verwirrt. Denn nun meldet sich die Stimme des Autors, der versichert, die Reise in den Norden Perus gerne unternommen zu haben. Ist man bei den seltsamen Heilsversprechungen aus Kitsch und Kommerz mit den Visionen eines vom Irrsinn Bedrohten konfrontiert, oder meint Vargas Llosa die Lobpreisungen der Populärkultur ernst? Die Akteure der geschilderten Musikszene sind jedenfalls real (wie sich auf Youtube überprüfen lässt).

Vargas Llosa liebt es zu verwirren, und das gelingt ihm seit den genialen Frühwerken wie „Das grüne Zimmer“ (1965) immer wieder. Auch in der „Großen Versuchung“, von dem der 88-Jährige behauptet, es wäre sein letztes literarisches Werk, frönt er wohl diesem Vergnügen. Andererseits sind seine politischen Äußerungen oft nichts weniger als das Versprechen der Geburt Perus aus dem Geiste der Volksmusik. In den letzten Jahren unterstützte er gar Brasiliens rechtsextremen Präsidenten Bolsonaro.

Um die Verdienste eines virtuosen Autors nicht zu schmälern, dessen Meisterschaft in der Personenzeichnung und dem Gefühl für Natur und Lokalkolorit in der Übersetzung von Thomas Brovot spürbar wird, sei der Vergleich mit einem der ganz Großen gewagt; schließlich kommt der Literaturnobelpreisträger von 2010 ja „von Cervantes her“. Das betont er zwar nicht explizit, aber unverkennbar sind seine Desorientierungstechniken, die er früh entwickelt und selbst so genannt hat, mit dem desengagno des spanischen Renaissancedichters verwandt. Auch manche Einzelmotive scheinen dessen Opus magnum entnommen: Die Ratten, die Tono bei Rückschlägen quälen, kann man durchaus als Analogie zu Don Quixotes vergeblichem Kampf gegen Windmühlenflügel sehen.

weiterlesen