Eine scharfsinnige Analyse unserer emotionsgeladenen Gegenwart
447 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783518432068
Erscheinungsdatum 13.10.2024
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Verlag Suhrkamp
Übersetzung Michael Adrian
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HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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Kurzbeschreibung des Verlags



Über die Schlüsselgefühle unserer Zeit


Politiken der Angst, Spiralen der Enttäuschung, Menschen in Wut. In ihrem neuen Buch blickt Eva Illouz auf unsere aufgewühlte Zeit aus der Perspektive der Gefühle, die sie prägen. Angst, Enttäuschung und Wut, aber auch Scham oder Liebe sind fest in die sozialen Arrangements der westlichen Moderne eingebaut – und werden von ihrer Ökonomie, Politik und Kultur intensiv bewirtschaftet. Sie sind psychologisch relevant, moralisch bedeutsam, politisch wirksam – und hochgradig ambivalent. Das macht die Gegenwart, in der wir leben, so brisant, ja explosiv.


Illouz erhellt diese Phänomene in einer meisterlichen Komposition aus soziologischen Analysen, historischen Miniaturen und Lektüren ikonischer Werke der Weltliteratur. In präzisen Porträts der Emotionen, die Gesellschaft unter Hochspannung setzen, beleuchtet sie die Mechanismen ihres Wirkens sowie den Grund ihrer machtvollen Präsenz. Das Verblassen des amerikanischen Traums und die Fragilität der liberalen Demokratie, das Hamsterrad des Kapitalismus und die Konflikte rund um Identität, aber auch Antisemitismus, Rassismus und Misogynie: Ohne Bezug auf die Schlüsselgefühle der explosiven Moderne lassen sie sich weder verstehen noch einhegen oder bekämpfen. Das zeigt dieses so fesselnde wie zeitgemäße Buch.


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ISBN 9783518432068
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FALTER-Rezension

Wo Enttäuschung nagt, ist die Wut nicht weit

Gerlinde Pölsler in FALTER 4/2025 vom 24.01.2025 (S. 19)

Die Allerzornigsten sind laut einer Gallup-Erhebung die Amerikaner. Aber auch im weltweiten Schnitt bezeichnen sich 22 Prozent der Menschen als zornig. "Neuerdings scheinen alle auf hundertachtzig zu sein", schrieb die New York Times: "Und zwar die ganze Zeit." Der Zorn wiederum sei laut Forschungen der stärkste Antrieb, autoritäre Politiker zu wählen, zitiert die Autorin Eva Illouz einschlägige Studien.
Da stimmt doch was nicht, fand die israelisch-französische Soziologin und Autorin viel beachteter Bücher über Liebe, Kapitalismus und Antisemitismus: Psychische Probleme und Suizide nehmen zu, gefährliche Gefühlsgemengelagen brodeln vor sich hin. Doch die Menschen fühlten sich für ihre Krisen allein verantwortlich und glaubten, sie müssten bloß zur Therapie, was eine "hochlukrative Branche der Selbstoptimierung" hervorgebracht habe. Doch das sei Bullshit: Gebe es doch "gewaltige Risse im Sozialgefüge infolge von Kapitalismus, Liberalismus, Globalisierung und Ungleichheit", Wut, Angst, Neid: Die Moderne und ihr mentaler Unterbau befeuerten diese Emotionen geradezu.

Vergebliche Hoffnungen Nehmen wir das Gefühl der Enttäuschung. Im Mittelalter hegten Menschen bloß bescheidene Ziele: Ein Bauer wollte ein größeres Feld oder die Tochter des Nachbarn heiraten. Der Spielraum für Veränderungen war überschaubar, "und man glaubte auch nicht, dass er nur von den eigenen Anstrengungen abhing". Heute dagegen schüren die Idee der Gleichheit und das Versprechen vom Aufstieg durch Leistung hochfliegende Hoffnungen. Dabei, so Illouz, "geht die überwältigende Mehrheit aller Hoffnungen und Träume nie in Erfüllung". Konnten sich etwa früher viele Menschen aus kleinen Positionen in Führungsfunktionen hinaufarbeiten, so besetzen diese heute Uni-Absolventen. Betriebe bauten mittlere Führungsebenen ab, stattdessen kumulieren Konzernbosse Macht und Bezüge in ungeahntem Ausmaß. Enttäuschung macht sich breit. Selbst bei Bildungsaufsteigern: Illouz zitiert Untersuchungen, wonach Menschen aus der Arbeiterklasse auch als Akademiker weniger schnell aufsteigen als ihre Kollegen.

Rollen unterlaufen

Bei alledem pocht die zeitgenössische Kultur darauf, dass jeder sein Schicksal selbst gestalte. Jede geplatzte Hoffnung sei daher mit einer noch schlimmeren Enttäuschung verbunden: der von sich selbst. Armut gilt da nicht mehr als Unrecht, sondern erzeugt Scham. Und wo Enttäuschung nagt, sind Neid und Wut nicht weit. Wobei der Zorn heute als legitim gelte und via soziale Medien im Nu Massen infiziere.

Man könnte bekritteln, dass Illouz Begriffe und Ären oft nicht scharf abgrenzt: Was hat etwa der Kapitalismus schon in seiner Entstehungszeit ausgelöst, was entstand erst in jüngerer Zeit? Doch das wiegt nicht allzu schwer angesichts der insgesamt treffenden, scharfen Zeitdiagnose.

Nur -was jetzt? In die mittelalterliche Ständegesellschaft will auch keiner zurück. Illouz' Vorschlag: Man mache sich bewusst, wie sich im inneren Leben das Kollektive mit dem Autobiografischen verbindet. Als Beispiel nennt sie das Buch "Weiblichkeitswahn" von Betty Friedan aus 1963, das Millionen von Hausfrauen dabei half, ihren Frust und ihre Aggressionen nicht mehr als persönliches Versagen zu sehen. Es gehe darum, unsere Rollen zu unterlaufen. Das ist freilich leichter gesagt als getan. Immerhin könne man dann "manchmal Revolutionen auslösen, private oder kollektive".

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