

Klaus Nüchtern in FALTER 15/2013 vom 12.04.2013 (S. 26)
Geruch und Gedächtnis gehören zusammen, und in diesem schmalen Buch wird viel gerochen und erinnert. In "Grochów", der mit Abstand längsten Geschichte, riecht es nach Harz und Benzin, nach heißem Öl und Metall, nach Kohlenrauch, Kreosot und den "Funken unter den Korundscheiben". Gesund ist das nicht, und die Erinnerung an den rapide gealterten und schließlich gestorbenen Gefährten aus Kindertagen evoziert auch die versunkene Welt der von harter Plackerei ausgezehrten Väter, aus der sich der Protagonist als eingestandener "Verräter" immer davonmachen wollte – den Straßen und Schienen nach in ein reales Kroatien oder ein imaginiertes Brooklyn. Der im Warschauer Grätzel Grochów aufgewachsene Autor ist ein vielleicht altmodischer, aber ebenso suggestiver wie packender Erzähler, der immer auch gegen den Tod und das Vergessen anschreibt und dem es dabei gelingt, den Lesern eine vielfach wohl fremde Welt sinnlich, ja fast körperlich spürbar zu vermitteln.