Unsere unbekannte Familie

Wahre Geschichten von Tieren und Menschen
285 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783518468609
Erscheinungsdatum 11.03.2018
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
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Suhrkamp Verlag AG
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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Kurzbeschreibung des Verlags



Tiere denken, Tiere fühlen, Tiere sind erfinderisch und haben ein komplexes Seelenleben – und nicht selten versuchen sie, sich uns Menschen verständlich zu machen. Bisweilen gelingt dies, und wem dies einmal widerfahren ist, wird nicht nur für immer verändert, sondern hat eine Geschichte zu erzählen, die auch unseren Blick auf die Tierwelt verändern kann. Viele Menschen haben Jürgen Teipel ihre ganz besonderen Begegnungen erzählt – es sind frappierende, überraschende und anrührende Geschichten: so wie die von dem Eichhörnchen, das in einem Park an jemandem hochkrabbelt, ihn geradezu »adoptiert« und nicht mehr von ihm weichen will, selbst nicht unter der Dusche; oder die von dem sieben Meter langen Glattwalbaby, das einen Taucher zu einer Rutschpartie auf seinem Rücken einlädt; oder die von der einstmals wilden Katze, die bei der Rückkehr ihres Lebensmenschen nach langer Abwesenheit so außer sich gerät, dass sie tagelange Freudentänze aufführt; oder die von der sterbenskranken Frau, die Trost durch die empathische Begleitung eines Pferdes bekam.


Diese oft unglaublichen, noch wahren Geschichten – von Kühen mit Humor, von Pferden, die sich selbst heilen, von künstlerisch begabten Affen, verliebten Katzen und von Angst-Hasen, die über sich selbst hinauswachsen – handeln von Vertrauen, Mitgefühl, Freundschaft und, ja, auch von Liebe zu und unter den Tieren. In ihnen scheint für Momente die Grenze zwischen Mensch und Tier aufgehoben.


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ISBN 9783518468609
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FALTER-Rezension

Sagt der Baby-Gorilla zu Ingrid…

Martin Pesl in FALTER 11/2018 vom 14.03.2018 (S. 25)

Ein Essay- und ein Geschichtenband versuchen die aktuelle Faszination des Animalischen zu erklären

Sind wir Menschen uns nicht mehr interessant genug? Der Nachschub an Büchern über Tiere reißt nicht ab. Als Zielgruppe dürfen weiterhin die zweibeinigen, ungefiederten Freunde vermutet werden, auch wenn die Lektüre fürs literatur­affine Hauskalb bestimmt nicht lange auf sich warten lassen wird, immerhin hat ein Wiener Theater schon „Performances for Pets“ angeboten.
Auf Martin Browns „Tiere, die kein Schwein kennt“ aus der vergangenen Saison folgt nun quasi das Gegenteil: „Berühmte Tiere der Menschheitsgeschichte“. Das erste auch auf Deutsch erschienene Werk der Amerikanerin Elena Passarello bietet gleich mehrere Ansätze zur Erklärung für die Konjunktur moderner Bestiarien an. So zitiert die Autorin etwa den Kunstkritiker John Berger, der die Antwort auf die titelgebende Frage seines Aufsatzes „Warum sehen wir Tiere an?“ ausgerechnet im zunehmenden Bedeutungsverlust der Viecher für das Leben der Menschen sieht. Während sie heute unkenntlich gemacht auf Tellern liegen oder als Haus- und Zooexemplare reiner Aufputz sind, waren Tiere früher – und sehr lange – essenziell für unseren spirituellen und praktischen Alltag. Kindern ist die Besessenheit von Getier aller Art aber noch immer von Anfang an eingeschrieben.

Die enge Beziehung zu Tieren liegt uns Menschen also in den Genen. Kein Wunder, dass wir auch etwas über die animalischen Verwandten lesen wollen, sodass in den letzten Jahren auch Erwachsene mit Belletristik und Sachtexten in den literarischen Zoo geschickt werden.
Passarellos Essayband gehört dabei zu den anspruchsvolleren Kompilationen. Der Originaltitel lautet „Animals Strike Curious Poses“ (ein Zitat aus dem Prince-Song „When Doves Cry“, das auf Deutsch so viel wie „Tiere nehmen seltsame Haltungen ein“ bedeutet), erst der deutsche Titel „Berühmte Tiere der Menschheitsgeschichte“ macht ein Lexikon daraus. Das ist irreführend, denn die Essays sind zwar chronologisch nach der Lebenszeit des jeweiligen Tierpromis geordnet, formal wie inhaltlich aber nimmt sich Passarello in ihrem gleichwohl äußerst informativen und packenden Eintrag alle Freiheiten.
Eine Reminiszenz an den ersten Elefanten auf dem amerikanischen Kontinent wird etwa mit einem Abriss über die Elektrifizierung durch Thomas Edison und dessen Nachfolger gegengeschnitten. Der elektrische Stuhl wurde nämlich zunächst an rabiaten Dickhäutern erprobt. An anderer Stelle versetzt sich die Autorin in die erste Spinne im Weltall hinein oder geht der Geschichte jenes Singvogels nach, eines Stars, den Mozart für 34 Kreuzer erwarb und dessen Tod er aufwendiger zelebrierte als den seines eigenen Vaters. Amüsant ist auch Passarellos ausführlich recherchierte Spekulation über die Genese von Albrecht Dürers Holzschnitt „Rhinocerus“, der vor 500 Jahren entstanden ist.

Die Verfasserin ist keine Zoologin, sondern schreibt aus der Perspektive eines Menschen, der sich – so wie ihrer Meinung nach alle – für Tiere interessiert. Da gönnt man es ihr auch gerne, in einem Kapitel persönlich zu werden und in die Ich-Form zu wechseln, um von ihrer Beziehung zur Ziege Lancelot zu erzählen. Deren Hautzellen wurden in den 1980er-Jahren nämlich mittels eines patentierten Verfahrens so manipuliert, dass ihr ein Horn aus der Stirn wuchs. So konnte der Ringling Bros. & Barnum and Bailey Circus mit einem Einhorn aufwarten, das Passarello als kleines Mädchen selbstverständlich und mit Begeisterung für genauso real hielt wie den Osterhasen oder den gestrandeten Buckelwal, von dem sie in den Fernsehnachrichten erfuhr.
In dem Abschnitt über den Gorilla Koko, dem Forscher Gebärdensprache beigebracht haben, konstruiert Passarello dafür einfach einen Witz, den der Affe erzählen könnte, mit einer Übersetzung der entsprechenden Syntax: „Baby-Gorilla holen Ingrid. ,Hallo!‘, machen Ingrid.“
Der Witz geht dann noch ein paar Zeilen weiter. Er ist nicht besonders gut, die Idee aber ist originell und gibt einen Eindruck von der angewandten Versuchsanordnung. Ohne umständliche Erläuterung rührt Passarello damit an einen weiteren Aspekt unseres archaischen Interesses am Tier: Es kann nicht sprechen, dabei wäre es so schön zu erfahren, was es sagen würde.

Die Schattenseite dieses Wunsches offenbart sich in einer weiteren Neuerscheinung, „Unsere unbekannte Familie“ von Jürgen Teipel. Hier gerieren sich etliche Menschen aus aller Welt als Tierdolmetsche. Sie versichern, wie gut sie diese wunderbaren Wesen doch verstehen und wie sehr diese doch eigentlich genauso tickten wie wir. Das Buch trägt den Untertitel „Wahre Geschichten von Tieren und Menschen“. Nun sind die etwa 40 Geschichten, die Teipel gesammelt hat, zweifelsohne wahr, für unbeteiligte Leser aber nur bedingt von Interesse.
Das liegt teilweise am Inhalt – eine Katze freut sich besonders über die Heimkehr ihrer Besitzerin, ein krankes Pferd überlebt länger als erwartet, stirbt dann aber eh –, größtenteils aber an der vom Autor gewählten Erzählweise. Wie er im Vorwort bestätigt, wollte er die persönliche Sprache der von ihm befragten Tierfreunde wiedergeben, auch wenn er deren Schilderungen umstrukturieren musste, um zumindest ansatzweise so etwas wie eine Pointe herauszuarbeiten. Da die meisten Menschen nun aber von Natur aus keine begnadeten Erzähler sind, wimmelt es in dem Band von ironiefreien Sätze wie „Es war sehr schlimm und furchtbar traurig“.
Man möchte kaum glauben, dass es sich um denselben Autor handelt, der mit seinem Band „Verschwende deine Jugend“ 2001 eine Art Punk-Revival ausgelöst hat. Sein neues Buch ist von Punk so weit entfernt wie ein herziges Kätzchenvideo im Internet. Elena Passarello dagegen überrascht mit jedem Kapitel. Selbst für den arg weit hergeholten Einstieg, in dem sie ein prähistorisches Mammut mit allerlei pathetischer Symbolik belädt, findet sie hunderte von Seiten (und Jahren) später die schließende Klammer, wenn davon die Rede ist, wie Forscher die „Deextinktion“, also Wiederbelebung der Gattung Mammut versuchen. Obwohl beide es in ihren Titeln andeuten, gelingt es Passarello um vieles besser als Teipel klarzumachen, worum es bei der ganzen Viecherei letztendlich geht: um den Menschen.

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