

Stefanie Panzenböck in FALTER 48/2018 vom 30.11.2018 (S. 34)
Der Geschichtslehrer darf keines natürlichen Todes sterben. Das wünscht sich die 18-jährige Lela mehr als alles andere. Sie lebt Anfang der 1990er Jahre in einem Internat in der georgischen Hauptstadt Tbilisi; dort ist sie die älteste. Die anderen Kinder und Jugendlichen, die wie sie als „Debile“ abgestempelt und in dieser Schule abgegeben worden sind, suchen bei ihr Schutz. Und Lela nimmt diese Aufgabe sehr ernst. Sie ist stark, weil sie stark sein muss. Sie ist grob und zeigt kein Mitleid, aber sie würde sich sogar prostituieren, damit sie einem ihrer Schützlinge den Englischunterricht finanzieren kann.
Es ist eine Welt der Gewalt, die die Schriftstellerin und Filmemacherin Nana Ekvtimishivili eindrucksvoll in knapp und kühl formulierten Sätzen schildert. Da ist kein Pathos, kein Hilfeschrei, sondern eine Kämpferin, Lela, die nicht stehen bleibt. Ein brutales und gleichzeitig einfühlsames Buch.