

Christof Mackinger in FALTER 27/2020 vom 01.07.2020 (S. 29)
Marcos ist ein angepasster Mann. Er arbeitet in einem Schlachthof für „Spezialfleisch“. Das stammt allerdings von Menschen. Der Grund: Ein Virus hatte die meisten Tiere ungenießbar gemacht und auf Druck der Fleischindustrie wurde das „Spezialfleisch“ legalisiert. Marcos beschleichen zwar Zweifel. Er wäre aber nicht angepasst, würde er sich ihnen ergeben.
Dass ein solcher Roman aus der Feder einer argentinischen Autorin stammt, ist kein Zufall: Agustina Bazterrica fordert damit den Nationalstolz ihres Landes, eines der größten Fleischproduzenten weltweit, heraus. Detailliert stellt sie die institutionalisierte Todesmaschinerie in ihrer Effizienz und Perfidität dar. Ihr Roman enthält tiefgründige Charaktere, unvorhersehbare Wendungen und lädt dazu ein, eine eigentlich unfassbare Normalität in Frage zu stellen. (Weitere Texte zum Thema finden Sie auf den Seiten 12 und 44.)