Komplett Kafka

Vom Großmeister des Minimalismus – originell, gewitzt und irre komisch
127 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783518473740
Erscheinungsdatum 19.11.2023
Genre Belletristik/Comic, Cartoon, Humor, Satire/Comic
Verlag Suhrkamp
Gelesen von Franz Kafka
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HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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Kurzbeschreibung des Verlags


Franz Kafka hat nicht nur Prosa geschrieben, er zeichnete auch leidenschaftlich gern: »Du, ich war einmal ein großer Zeichner«, schrieb er 1913 halb ironisch, halb stolz an seine Dauerverlobte Felice Bauer über seine künstlerischen Ambitionen. Sein Zeichnen hätte ihn einst »mehr befriedigt als irgendetwas«. Was liegt also näher, als ihn zu seinem Jubiläum mit einer Comic-Biografie zu ehren? Und dann auch noch von Nicolas Mahler, der einen ähnlich minimalistischen Zeichenstil pflegt?


Auf unnachahmlich witzig-pointierte Weise setzt Mahler hier Kafkas Leben und Werk in Szene und schreckt dabei auch nicht vor den ganz großen Fragen zurück: Warum scheiterte Kafkas Plan, eine Reihe von Billigreiseführern zu schreiben? Wer verfasste die Fortsetzung eines seiner wichtigsten Werke, »Die Rückverwandlung des Gregor Samsa«? Und was hatte es mit der »weißen Sklavin« auf sich? Die Antworten und noch vieles mehr findet sich in Komplett Kafka.


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ISBN 9783518473740
Erscheinungsdatum 19.11.2023
Genre Belletristik/Comic, Cartoon, Humor, Satire/Comic
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FALTER-Rezension

„Alles kann ich nicht zeichnen“

Sebastian Fasthuber in FALTER 12/2024 vom 22.03.2024 (S. 4)

Nicolas Mahler – oder kurz Mahler – setzt sich am liebsten zwischen die Stühle Comic und Literatur. In dem neuen Band „Komplett Kafka“ führt er in ausgewählten Szenen durch Franz Kafkas Leben und Werk. Gleichzeitig beginnt er seine Tätigkeit als neuer Leiter der Wiener Schule für Dichtung.

Falter: Herr Mahler, Ihr Vorgänger Fritz Ostermayer führte die Schule für Dichtung als kreatives „Narrenhaus“. Hat Sie das gereizt?

Nicolas Mahler: Das Narrenhaus-Argument hat mich überzeugt, mit dem Begriff kann ich mich anfreunden. Es gibt in Wien ja auch das Institut für Sprachkunst. Neben dieser Uni kann etwas Kleines bestehen, wo man sich mehr erlauben kann. Nur der Name Schule für Dichtung ist für mich noch gewöhnungsbedürftig.

Inwiefern?

Mahler: Ich habe eigentlich nur zu dem kürzesten Wort einen entspannten Zugang, dem „für“. Dichtung – in dem Begriff schwingt etwas so Seriöses mit, wo ich mich nicht sehe. Und mit Schule verbinde ich eigentlich wenig Positives, ich war ein furchtbarer Schüler.

Sagen das nicht alle, aus denen später etwas geworden ist?

Mahler: Ich war wirklich ein furchtbarer Schüler. Nicht, weil ich faul gewesen wäre. Ich habe versucht zu lernen und war trotzdem schlecht.

Haben Sie deshalb nichts studiert? Sie haben gleich nach der Matura als Comiczeichner begonnen.

Mahler: Ich wollte schon eine Ausbildung machen, aber es gab nichts. Interessiert haben mich technische Dinge, für die sich die Kunsthochschule nicht zuständig fühlte. Da ist mir sehr überheblich begegnet worden: „Wir bilden Künstler aus. Wenn sie wissen wollen, wie Siebdruck funktioniert, gehen Sie auf eine Volkshochschule.“ Mir waren Volkshochschulen immer sympathischer als Kunsthochschulen.

Sie wollten kein Künstler werden?

Mahler: Das war nicht mein Anspruch. Ich wollte das machen, was mich interessiert und reizt.

Wie lange dauerte es, bis Sie Ihren reduzierten Stil entwickelten?

Mahler: Schon circa zehn Jahre. Meinen ersten Job hatte ich kurz nach der Matura bei der AZ. Der Gourmetkritiker Christoph Wagner war damals stellvertretender Chefredakteur. Meine Serie war über Frühstückseier. Ich glaube, weil es um Lebensmittel ging, hatte er einen Bezug dazu und hat sie genommen. Ein halbes Jahr lang, bis zum Ende der AZ, habe ich jeden Tag einen Comicstrip gezeichnet. Das war die beste Schule, das kann dir keine Uni bieten.

Sie waren in den letzten Jahren wahnsinnig produktiv. Haben Sie immer schon so schnell gezeichnet?

Mahler: Überhaupt nicht. Ich habe früher sehr lang gebraucht. Für den Standard habe ich Anfang der 1990er einen Comicstrip für Kinder gemacht. An einer Zeichnung bin ich zwei Tage gesessen. Mittlerweile ist das anders. Mein Ziel war immer, eine Idee schnell umsetzen zu können. Weil ich mehr an der Idee und am Konzept interessiert bin.

Mochten Sie die Zeitungsarbeit, oder wollten Sie eigentlich Bücher machen?

Mahler: Ich wollte immer schon Bücher machen. Aber wenn du noch keines vorweisen kannst, will dich kein Verlag. So ist das jahrelang gelaufen. Die Zeitungsarbeit war mir aber auch immer sympathisch, vor allem, weil man da sehr schnell sein muss. Und die Sachen erscheinen dann in einer hohen Auflage. Für mich ist es eine Horrorvorstellung, sich mit dem Kunstmarkt auseinandersetzen zu müssen, von ein paar Sammlern abhängig zu sein.

Wie kam es zum ersten Buch?

Mahler: Ich habe mit meinem Kollegen Heinz Wolf einen Selbstverlag gegründet. Natürlich hat in den Buchhandlungen niemand auf uns gewartet. Der Umschwung kam nach einem Paris-Aufenthalt. Da habe ich den Verlag L’Association entdeckt. Die haben das publiziert, was mich interessiert hat. Ich habe ihnen etwas geschickt und sie haben es sofort genommen. Das ist 25 Jahre her. Seither wurde fast jedes Buch von mir dort auf Französisch veröffentlicht. Gleichzeitig mit meinem Debüt brachten sie „Persepolis“ von Marjane Satrapi. Meines wurde 1500 Mal verkauft, „Persepolis“ eine Million Mal. Damit war der Verlag gerettet.

Ab wann dachten Sie: Okay, jetzt läuft’s?

Mahler: Das passierte schleichend. Es gab viele Ablehnungen. Rückblickend war ich sehr zäh. Was ich an Absagen bekommen habe, füllt heute buchstäblich Aktenordner. Ich habe sie aufgehoben und gesammelt. Aber es gab auch immer Ermutigungen durch Einzelpersonen oder Verlage, die meine Sachen gut fanden.

Die Termine auf Ihrer Website lesen sich fast wie bei einem Rockstar. Sie sind international sehr gefragt.

Mahler: Durch die französischen Ausgaben sind viele Übersetzungen zustande gekommen. Meine Bücher erscheinen in zwölf Ländern. Das Lustige ist, Österreich war bei den Verkäufen immer schon auf dem letzten Platz. Aber eines ist in jedem Land gleich: Die Bücher funktionieren in kleinen Buchhandlungen besser, es braucht engagierte Buchhändlerinnen, die sie richtig platzieren. In großen gehen sie unter. Meistens liege ich da zwischen Mangas und Witzbüchern, auch meine Adaptionen von Joyce, Proust oder Arno Schmidt. Dort wird sie natürlich niemand suchen.

Ihre Kollegin Anke Feuchtenberger ist für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Hilft das der Comicszene?

Mahler: Ideal wäre natürlich, wenn man Comics in Zukunft bei den literarischen Neuerscheinungen am Buchmarkt finden würde. Wie gesagt landen gezeichnete Bücher in Buchhandlungen meist im hintersten Winkel. Bei Feuchtenberger, die seit 30 Jahren herausragende Bücher macht, wird das durch die Nominierung hoffentlich anders sein. Ich denke, es wird jetzt als „richtiges“ Buch wahrgenommen.

Sie selbst sind schon vor einiger Zeit bei Suhrkamp gelandet. Wie kam es zu Ihren Comic-Adaptionen von Werken der Weltliteratur?

Mahler: Suhrkamp wollte eine Comicreihe machen. Ich konnte mir ein vorhandenes Werk aus ihrem Katalog aussuchen und bin gleich auf Thomas Bernhard gekommen. „Alte Meister“ war mein erster Bernhard, ich hatte ihn als sehr witzig in Erinnerung. Ich machte ein paar Probeseiten und musste sie Peter Fabjan vorlegen, dem Halbbruder. Der fand das gut und hat mir vertraut. Zu meiner Überraschung ist das Buch sehr positiv aufgenommen worden. Von da an konnte ich machen, was ich wollte.

Was muss ein Text haben, um für Sie infrage zu kommen?

Mahler: Alles kann ich nicht zeichnen. Bücher müssen übersichtlich sein. Ich mag es nicht, wenn sie zu viele Figuren oder verworrene Handlungen haben. Und es muss ein gewisser Witz drin sein.

Wo war der Witz am schwierigsten aufzuspüren?

Mahler: Bei Proust musste ich lange suchen. Aber ich habe ihn gefunden.

Und wie sieht es mit Kafka aus?

Mahler: Es gab immer schon Leute, die gesagt haben, sie lesen ihn, weil er so lustig ist. Das ist mir ein bissl übertrieben und blasiert vorgekommen. Jetzt habe ich mich intensiv mit Kafka beschäftigt. Meiner Meinung nach kann man sich an bestimmten Dingen erfreuen. Es ist schön, wenn sich bei ihm die Sätze drehen, ohne Pointen zu haben. Aber direkt witzig war er nicht.

Sie haben bei ihm Leben und Werk zusammengezogen. Weil Sie sich für kein bestimmtes Buch entscheiden konnten?

Mahler: Genau. Geholfen hat mir, dass eines Tages der inzwischen verstorbene Bernhard-Lektor Raimund Fellinger angerufen hat. Er hat gesagt, ich soll die Biografie von Thomas Bernhard zeichnen. Mir kam das zuerst ganz schön anmaßend vor. Heute bin ich sehr froh, es gemacht zu haben. Ich kann bei der Arbeit alles verwenden – das ganze Werk, das Leben, die Briefe. Dieses Reingraben und Raussuchen macht mir gerade viel Spaß. So war’s auch bei Kafka.

Gibt es Sachen, die nicht funktioniert haben oder abgelehnt wurden?

Mahler: Suhrkamp hat sich „Warten auf Godot“ gewünscht. Aber Becketts Nachlassverwalter wollten keine Adaptionen. Gottfried Benn ist auch nichts geworden. Der war mir nach meiner Recherche so unsympathisch. Und Wittgenstein habe ich mir nicht zugetraut. Den kapiere ich einfach nicht.

Wie kam es überhaupt zu der Annäherung von Literatur und Comic?

Mahler: Kleinverlage wie Reprodukt oder Edition Moderne gibt es schon lange. Aber sie kamen nicht in Buchhandlungen rein, waren nur in Comicshops präsent. Man hat es mit Krücken wie „Kunstcomics“ oder „Comics für Erwachsene“ versucht. Darüber hat im Betrieb natürlich jeder gelacht. Der Erfolg von „Persepolis“ hat viele Türen geöffnet. Die großen Buchverlage wurden hellhörig und haben meine Kollegen teilweise mit hohen Vorschüssen eingekauft.

In Ihrem Buch „Akira Kurosawa und der meditierende Frosch“ stellten Sie die Diagnose: „Die Comics sind nicht erwachsen geworden, der Kulturbetrieb vertrottelt nur zunehmend!“

Mahler: Ist ja auch so. Die Comics haben sich nicht groß verändert. Man könnte sagen, der Kulturbetrieb rutscht vom Niveau her auf die Augenhöhe der Comicszene. Ich erwarte minütlich, dass alles zusammenbricht. Aber ich will auch nicht kulturpessimistisch werden. Mich erstaunt immer wieder, dass Personen ihre Wohnung verlassen und zu meinen Terminen in Literaturhäusern kommen. Sie könnten ja auch „Tatort“ schauen.

Funktionieren die Auftritte gut?

Mahler: Egal, wo ich hinkomme, habe ich aktuell auf jeden Fall 60 Leute. Die Veranstalter sind oft enttäuscht, weil sie sich mehr erwartet haben. Ich nicht. Zumindest nicht in Städten wie Bielefeld oder irgendwo sonst, wo ich keinen Bezug hin habe. Wegen der Bilder, die ich zeige, ist es dankbarer als eine Lesung. Ich mache mir auch viele Gedanken über Vermittlung und halte Vorträge.

Gehen Sie auch in Schulen?

Mahler: Viel. Und ich mache Lehrerfortbildungen. Früher haben die Lehrer gesagt, dass Comics Schund sind. Jetzt müssen die Comiczeichner Lehrer fortbilden. Das sagt auch einiges. Früher hab ich die Vorträge für Schüler einfacher gehalten als die bei den Lehrerfortbildungen. Aber mittlerweile habe ich sie von Niveau her angepasst. Die Lehrer waren auch schnell überfordert.

Sie touren gerade mit Kafka. Wie läuft das?

Mahler: Neulich war ich in Lissabon an einer deutschen Schule. Da gehen keine Kinder von Deutschen hin, sondern von betuchten Portugiesen. Kostet tausend Euro Schulgebühr im Monat, das Durchschnittsgehalt in Portugal ist 900 Euro. Du gehst da rein und glaubst, du bist in einem Urlaubsclub. Ich sollte zu 17-Jährigen über Kafka sprechen, nur leider haben sie im Vorfeld nichts von Kafka gelesen.

Was haben Sie dann erzählt?

Mahler: Ich habe mich mehr auf meine eigene Entwicklung konzentriert und alle meine Bücher gezeigt. „Alte Meister“ war das 36. und eigentlich das erste, das wirtschaftlich relevant war. Dieses Bild hat eingeschlagen. Die Eltern dieser Kinder erwarten ja, dass die ein paar Jahre nach der Schule richtig Geld verdienen. Die Lehrerinnen haben mir danach gratuliert und meinten, es ist toll, wenn einer kommt und ihnen erzählt, er hat bis 40 überhaupt kein Geld verdient

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