Luxus

223 Seiten, Hardcover
€ 30.9
-
+
Lieferbar in 14 Tagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783518586273
Erscheinungsdatum 06.09.2015
Genre Philosophie/20., 21. Jahrhundert
Verlag Suhrkamp
LieferzeitLieferbar in 14 Tagen
HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag AG
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags

»Luxus ist der Dadaismus des Besitzens.«

Luxus – allein das Wort erzeugt vielfältige Vorstellungen: von teurem Schnickschnack, Überfluss und Verschwendung, von Reichtum und Komfort, Geltungskonsum und Statussymbolen. Und es provoziert offenbar klare Meinungen, denn Luxus wird zumeist entweder scharf verurteilt oder vehement verteidigt. Aber wissen die zahlreichen Kritiker und Apologeten des Luxus überhaupt, wovon sie reden? Es gibt nämlich keine Luxusforschung, die vor aller Bewertung systematisch zu bestimmen versucht, wann etwas Luxus ist. Daher steht die Antwort auf eine scheinbar einfache Frage noch aus. Sie lautet: »Was ist Luxus?«

Lambert Wiesing leistet in seinem neuen Buch Pionierarbeit, denn er beantwortet diese Frage, und zwar mit dezidiert phänomenologischen Mitteln. Er zeigt, dass Luxus keine Eigenschaft von Dingen oder Handlungen sein kann, sondern durch eine private ästhetische Erfahrung entsteht: die Erfahrung des Besitzens von etwas, das zwar einen Zweck erfüllt, sich darin aber nicht erschöpft. Wird das Besitzen einer übertriebenen, überflüssigen oder irrational aufwendigen Sache von einem autonomen Subjekt als die eigensinnige Befreiung aus einer vereinnahmenden Herrschaft des Zweckrationalismus und Effizienzdenkens erlebt, so ist das – Luxus.

Mehr Informationen
ISBN 9783518586273
Erscheinungsdatum 06.09.2015
Genre Philosophie/20., 21. Jahrhundert
Verlag Suhrkamp
LieferzeitLieferbar in 14 Tagen
HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag AG
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

Luxus ist fein: haben, um zu sein

Klaus Nüchtern in FALTER 41/2015 vom 07.10.2015 (S. 44)

Philosophie: Lambert Wiesing arbeitet sich in jeder Hinsicht erschöpfend am Begriff des Luxus ab

Wer von diesem Buch erwartet, dass es mit exklusiven Automodellen, Preisen von Hotelsuiten oder süffigen Anekdoten eines dekadenten Lebenswandels aufwartet, ist auf dem falschen Luxusdampfer. Sein Verfasser, Lambert Wiesing (Jg. 1963), sitzt auf einem Lehrstuhl für Bildtheorie in Jena und hat davor Bücher mit Titeln wie „Sehen lassen. Die Praxis des Zeigens“ (2013) oder „Das Mich der Wahrnehmung. Eine Autopsie“ (2009) publiziert. Edutainment sieht anders aus.
Armbanduhren mit Tourbillon (einem sinnlos komplizierten, überflüssigen Mechanismus, der zur Ganggenauigkeit beitragen soll) sind so ziemlich das einzige konkrete Beispiel für das Phänomen, dem sich der deutsche Philosoph widmet: Luxus. Zu dem haben die Philosophen nach David Hume nämlich nicht mehr allzu viel zu sagen gehabt, wie Wiesing leicht verschnupft anmerkt.
Diese gleich im ersten Satz aufgestellte Behauptung wird zwar vom Autor selbst widerlegt, wenn er im letzten Siebtel seines Buches ausführlich auf Adorno und dessen Kritik an Thorstein Veblens „Theorie der feinen Leute“ eingeht, aber ein bisschen PR in eigener Sache wird man niemandem übelnehmen wollen. Nur leider braucht der Leser ziemlich lange, um herauszufinden, was überhaupt Sache ist.

Dass der Autor „Luxus und Protz“ (eigentlich gemeint: Protzerei) „als zwei grundlegend verschiedene Phänomene behandelt“, wird bereits auf Seite 15 deklariert, womit auch klargestellt ist, dass es hier nicht um eine moralische Verurteilung des Phänomens, sondern die Arbeit am Begriff geht. Die fällt hinreichend gründlich, um nicht zu sagen „übergründlich“ aus. „Friedrich Schiller ist nicht gerade berühmt dafür, sich philosophisch eingehend mit den Problemen oder Phänomenen des Luxus befasst zu haben“, schickt Wiesing dem ersten Teil seines Buches einen Satz voraus, dessen Teaser-Qualitäten als fragwürdig gelten müssen. Es folgen: 50 Seiten über Schillers Theorie des Spiels, gelesen durch die Brille von Heidegger, Husserl und Merleau-Ponty. Ein Drittel des Buches ist danach schon einmal durch.
„Das Ziel der Überlegungen ist die Entwicklung einer klaren Kategorie, um mit dieser differenzierte und präzise Beschreibungsmöglichkeiten zu erhalten“, lässt der Autor, ein wahrer Virtuose in der Disziplin des Bei-der-Stange-Haltens, die Leser auf Seite 76 wissen und zieht noch einmal ein Schnoferl ob der Luxus-Ignoranz der Philosophen. Das „Zwischenergebnis“ auf Seite 109: „Luxus ist das Produkt einer Interpretation von etwas technisch Nichtnotwendigem als etwas für Menschen Nichtnotwendiges, welches dann gegebenenfalls in einem zweiten Schritt auch noch als ein Gut oder Übel interpretiert wird.“ Ja, dann!
Keine Frage, der Autor hat über sein Thema gründlich nachgedacht und dabei einige luzide Einsichten gewonnen – etwa in das Verhältnis von Eleganz und Luxus: Erstere negiert die Kausalität so wie Letzterer die Zwecke; beide werden als „Formen des Entrücktseins, des Nichtteilnehmens, des Nichtmitmachens“ betrachtet. Unter dieser Perspektive gewinnt Luxus eine nachgerade subversive Qualität, und es ist bezeichnend, dass er bei Adorno ganz nah an dessen Kunstbegriff steht.

Leider verfügt die Prosa, die Wiesing schreibt, über die Eleganz einer Di­plomarbeit: Die Physis, die jene scheinbar zum Verschwinden bringt, haftet viskos wie Melasse an den Sätzen, denen jede Verve nicht zuletzt deswegen abgeht, weil die zutage beförderte Erkenntnis – Luxus ist eine ästhetische Erfahrung, die notwendig auf Besitz beruht und der, so wie dies Kant in seiner „Kritik der Urteilskraft“ am Beispiel des Schönen ausgeführt hat, die reflektierende Beurteilung des Gegenstands vorhergeht – ständig wiederholt wird.
Die durchaus überzeugenden Thesen wollen gerne frech und unkonventionell sein, kommen aber in etwa so dandyhaft daher wie ein Volkshochschulkurs für Peddigrohrflechten. „Luxus ist der Dadaismus des Besitzens“, steht auf dem Cover. Es ist der einzige Satz seiner Art. Insofern ist der ­Umschlag kein Luxus, sondern bloß eine Mogelpackung.

weiterlesen