Das verhängnisvolle Dreieck

Rasse, Ethnie, Nation
212 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783518587256
Erscheinungsdatum 02.10.2018
Genre Soziologie
Verlag Suhrkamp
Übersetzung Frank Lachmann
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HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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Kurzbeschreibung des Verlags



Flaschenpost an die Zukunft! In diesem postum veröffentlichten Buch über das verhängnisvolle Dreieck von Rasse, Ethnie und Nation zeichnet der große Soziologe und Begründer der Cultural Studies, Stuart Hall, nach, wie alte Hierarchien in unseren Gesellschaften aufgebrochen wurden und unterdrückte Minderheiten neue Repräsentationsformen von kultureller Identität durchzusetzen begannen – und wie sich dagegen immer wieder Widerstand formierte.


Von der Renaissance bis zur Aufklärung und darüber hinaus diente der Begriff »Rasse« dazu, soziale Unterschiede aufgrund von Hautfarbe als natürlich und unwandelbar darzustellen. Auch heute findet die rassistische Fundierung von ethnischer und politischer Zugehörigkeit im Zeichen der Identitätspolitik wieder verstärkt Zuspruch. Die Neudefinitionen, die im 20. Jahrhundert von der schwarzen Bürgerrechtsbewegung und von Migrantinnen und Migranten in westlichen Gesellschaften durchgesetzt wurden, zeigen für Hall jedoch, wie Identitäten und Vorurteile im Medium der Sprache transformiert werden können. Sie geben Grund zur Hoffnung, dass in der migrantischen Diaspora immer wieder neue Anstöße entstehen, um den Bedrohungen des Fundamentalismus und des Nationalismus zu begegnen. Ein Vermächtnis von brennender Aktualität.


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Erscheinungsdatum 02.10.2018
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FALTER-Rezension

Identität? Nein, danke!

Robert Misik in FALTER 42/2020 vom 14.10.2020 (S. 17)

Eine der seltsamen Eigenschaften unserer Zeit ist, dass umso mehr von „kultureller Identität“ die Rede ist, je weniger es davon gibt. Die radikalen Rechten wollen explizit die „Kulturen“ auseinanderhalten, linke Identitätspolitik hält eine Äußerung für unangreifbar, sobald sie etwa vom Standpunkt einer diskriminierten Identität aus geäußert wird.

Beide tappen in die Falle eines Identitätsbegriffes, „der dazu neigt, die Verbundenheiten mit den Ursprüngen besonders zu betonen und Kontinuität, Beständigkeit und unveränderliche Verwurzelung unterstellt“. So formuliert das Stuart Hall in seinen Lebenserinnerungen. „Vertrauter Fremder – Ein Leben zwischen zwei Inseln“. 82-jährig ist Hall vor sechs Jahren verstorben, die Autobiografie ist posthum im Frühjahr erschienen, ebenso wie der Essayband „Das verhängnisvolle Dreieck“.

Hall war zeitlebens der womöglich global prägendste Denker „postkolonialer Theorie“ und luzider Analytiker von Mosaik-Identitäten. In dieser atemberaubenden Autobiografie wird klar, wie sehr ihm das von Kindestagen an in die Wiege gelegt war.

Zunächst waren die westindischen, karibischen Inseln seit Jahrhunderten Orte ethnischer Mischung. Der britische Kolonialismus etablierte ein Klassensystem, in dem es zwischen den weißen, kolonialen Oberschichten und den ehemals versklavten, schwarzen Unterschichten koloniale Funktionseliten schwarzer Jamaikaner gab, die zu so etwas wie einer Mittelschicht aufgestiegen waren.

Das Erziehungssystem war britisch, sodass die kulturellen Codes des britischen Schulsystems einfach den jamaikanischen Verhältnissen übergestülpt wurden.

Britishness ist kulturelle Fortschrittlichkeit, mit dieser Selbstverständlichkeit wuchs Hall auf. Als der junge Stuart Hall dann die westliche kulturelle Moderne entdeckte, war er fasziniert von der radikalen Avantgarde, rebellierte gegen die „koloniale Ordnung“, war aber zugleich mit der Arroganz der „Idee der Moderne“ konfrontiert, die Aufklärung, philosophische und literarische Errungenschaften des Westens als Gipfel des Fortschritts ansah, alle nichtwestlichen Kulturen dagegen als „unzivilisiert“.

Er lebte in einer Welt des Dazwischen. Erst recht, nachdem er mit einem Stipendium nach England ging. Stets begleitete ihn das Bewusstsein der Differenz: „Oft war ich die einzige schwarze Person im Raum“, schreibt er über seine Zeit in Oxford.

Als dann kurz nach seiner Ankunft in einer ersten großen Migrationswelle karibische Arbeitsmigranten nach England kamen, begegnete er einer Unterschicht von „Landsleuten“, mit denen er daheim nichts zu tun hatte. Schnell kam ein ganz neuer Rassismus auf, der nicht nur mit „Race“ und Fremdheit zu tun hatte, sondern mindestens so viel mit Klasse, also Armut.

Retrospektiv sieht sich Hall, der ab den 60er-Jahren zu einer Zentralfigur der Neuen Linken wurde, als „Historiker der Gegenwart“, der alle Begriffe auseinandernimmt, die nicht mehr stimmen. Rasse, Ethnie, Nation. Alles hohl gewordene Phrasen. Schwarze Haut ist ein mächtiger Marker von Differenz, auch wenn wir hundertmal intellektuell erklären, dass es Menschenrassen nicht gibt.

Das Wort Ethnizität ist schnell gebraucht, aber hat ein Austrotürke, der in Ottakring aufwächst, mit türkischem Fernsehen, amerikanischem Rap, wienerischer Sprache, saudischem Islam und Turnschuhen aus Asien eine „Ethnizität“, und wenn ja, welche? Vielleicht hat er ja eine subjektive Identität, aber dann eine, die eigentlich das Gegenteil von Identität ist – denn sie kann übermorgen schon wieder anders geformt sein.

In dieser Rezension ebenfalls besprochen:

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