Sachbuch-Bestenliste August 2019

Aspekte des neuen Rechtsradikalismus

Ein Vortrag
86 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783518587379
Erscheinungsdatum 14.07.2019
Genre Politikwissenschaft/Politisches System
Verlag Suhrkamp
Nachwort von Volker Weiß
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Suhrkamp Verlag AG
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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Kurzbeschreibung des Verlags



Am 6. April 1967 hielt Theodor W. Adorno auf Einladung des Verbands Sozialistischer Studenten Österreichs an der Wiener Universität einen Vortrag, der aus heutiger Sicht nicht nur von historischem Interesse ist. Vor dem Hintergrund des Aufstiegs der NPD, die bereits in den ersten beiden Jahren nach ihrer Gründung im November 1964 erstaunliche Wahlerfolge einfahren konnte, analysiert Adorno Ziele, Mittel und Taktiken des neuen Rechtsradikalismus dieser Zeit, kontrastiert ihn mit dem »alten« Nazi-Faschismus und fragt insbesondere nach den Gründen für den Zuspruch, den rechtsextreme Bewegungen damals – 20 Jahre nach Kriegsende – bei Teilen der bundesdeutschen Bevölkerung fanden.



Vieles hat sich seitdem geändert, manches aber ist gleich geblieben oder heute, 50 Jahre später, wieder da. Und so liest sich Aspekte des neuen Rechtsradikalismus wie eine Flaschenpost an die Zukunft, deren Wert für unsere Gegenwart Volker Weiß in seinem Nachwort herausarbeitet.


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FALTER-Rezension

Adorno über Rechtsradikalismus: „Niemand will ein Dummer sein, oder, wie man in Wien sagen wird, niemand will die ,Wurzen‘ sein“

Klaus Nüchtern in FALTER 33/2019 vom 14.08.2019 (S. 30)

Das Wieder-groß-sein-Wollen war auch damals schon aktuell: „Deutschland muß wieder obenauf kommen“, hieß es, und Theodor W. Adorno ordnete dieses Gefühl in seinem Vortrag „Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“ vor allem Menschen zu, die „so als Fünfzehnjährige um 1945 den Zusammenbruch erlebt haben“.

Das Neue am Rechtsradikalismus waren weder seinen ideologischen oder sozialpsychologischen Aspekte, die noch stark im Nationalsozialismus und in dem wurzelten, was Adorno und das Institut für Sozialforschung bereits im amerikanischen Exil als „autoritären Charakter“ bestimmt hatten, sondern in der politischen Institutionalisierung. 1964 war die NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) gegründet worden und als rechtsextreme Sammlungsbewegung durchaus erfolgreich: 1968 zog sie in sieben Landesparlamente ein, bei den Bundeswahlen im Jahr darauf scheiterte sie nur knapp. Als Ursachen für diesen Zuspruch machte Adorno unter anderem den Verlust der Souveränität des Nationalstaates zwischen den Machtblöcken des Kalten Krieges angesichts der zunehmenden Konzentration des Kapitals, aber auch „das Gespenst der technologischen Arbeitslosigkeit“ im Zuge fortschreitender Automatisierung aus. Weder sei der Rechtsradikalismus aus Konjunkturbewegungen zu erklären, noch bilde er eine konsistente Ideologie.

Als zentral erachtet Adorno vielmehr eine Mobilisierungstechnik, in der das Mittel der Propaganda, welche „die fraglose Differenz zwischen den realen Interessen und den vorgespiegelten falschen Zielen ausgleicht“, selbst zum Zweck und zur eigentlichen Substanz der Politik geworden sei. Die Bezüge zu aktuellen Entwicklungen – Pegida, AfD, Fake News, Mobilisierung des kollektiven Narzissmus à la Trump – liegen auf der Hand und werden vom Historiker Volker Weiß im Nachwort auch ausführlich analysiert.

Adornos Vortrag ist um einiges legerer, als man es von dessen manieriert ziselierten Essays gewohnt ist – „Disziplin für was?“ heißt es an einer Stelle reichlich kolloquial –, an pointierten Auslassungen, etwa zum schönen Begriff des „Vulgäridealismus“, herrscht indes kein Mangel. Schauderbar treffend auch die Beobachtung, dass ein Antisemitismus, der die Juden überlebt hat, das Schuldgefühl durch Rationalisierung abwehrt: „Etwas muß doch daran sein, sonst hätte man sie nicht umgebracht.“

Was die Strategien der Gegenwehr anbelangt, bleibt Adorno allerdings widersprüchlich und ein Gefangener der eigenen Aporien. Denn einerseits wird argumentiert, dass der Rechtsradikalismus irrationale Züge trage, eben nicht einem ökonomischen Interessenskalkül folge, dass der Untergang – wie schon von Hitler – einkalkuliert, in Kauf genommen, ja herbeigesehnt werde: „Wer nichts vor sich sieht und wer die Veränderung der gesellschaftlichen Basis nicht will, dem bleibt eigentlich gar nichts anderes übrig, als wie der Richard-Wagnersche Wotan zu sagen: ,Weißt Du, was Wotan will? Das Ende‘ –, der will aus seiner eigenen sozialen Situation heraus den Untergang, nur eben dann nicht den Untergang der eigenen Gruppe, sondern wenn möglich den Untergang des Ganzen.“

Andererseits setzt Adorno auf die Kraft „der wirklich unideologischen Wahrheit“, empfiehlt, die verführten Massen über ihre wahren Interessen aufzuklären und die „autoritätsgebundenen Charaktere“, die ihm eigentlich als „unansprechbar“ gelten, gegen die Tricks der neuen Rechten „zu impfen“ – denn schließlich wolle „niemand ein Dummer sein oder, wie man in Wien sagen wird, niemand will die ,Wurzen‘ sein.“

Adornos Einwurf gegen die Frage nach der Zukunft des Rechtsradikalismus ist freilich aller Ehren wert. Diese empfindet er nämlich als „viel zu kontemplativ“, stecke darin doch „bereits eine Art von Resignation, durch die man sich selbst als politisches Subjekt eigentlich ausschaltet, es steckt darin ein schlecht zuschauerhaftes Verhältnis zur Wirklichkeit.“

Das hat der Herr Professor doch sehr schön und verständlich ausgedrückt.

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