

André Behr in FALTER 20/2021 vom 19.05.2021 (S. 32)
Das 19. Jahrhundert war, wie Jürgen Osterhammel im Monumentalwerk „Die Verwandlung der Welt“ darlegt, das Zeitalter einer sich steigernden Selbstreflexion. Exemplarisch etwa der Diskurs über die Rolle der Religion, die im Alltag der Menschen fundamental für Sinnbildung war und damit auch im Zentrum aller geistigen Kultur stand. Noch bei Feuerbach und Hegel hatte gegolten, Religion könne nur philosophisch gerechtfertigt werden, mit der Wende zum 20. Jahrhundert öffneten sich Wege zu einer differenzierteren Sicht auf das Verhältnis von Wissen und Glauben.
Von dieser bedeutenden wissenschaftshistorischen Wende und ihren Wurzeln handelt das jüngste Buch des Sozialphilosophen und Religionssoziologen Hans Joas (Jg. 1948), der an der Uni Regensburg lehrt. Eine anspruchsvolle, aber wichtige Lektüre, wenn es um das Verständnis von Religion und Freiheit geht – in Europa und darüber hinaus.