

Winzige Weltverbesserung
Robert Misik in FALTER 39/2024 vom 27.09.2024 (S. 23)
95 Jahre ist Jürgen Habermas mittlerweile alt, aber immer noch hyperaktiv. Im jüngsten Gesprächsband blickt der große, alte Junggebliebene der Frankfurter Schule auf ein langes Philosophenleben zurück. Beinahe verzweifelt klingt Habermas "angesichts erdrückender politischer Regressionen". Der große Optimist des deutschen Geisteslebens ruft aber aus, dass "der Defätismus nicht das letzte Wort behalten" dürfe: "Wir sind es, die uns zusammenrappeln müssen."Funken schlägt die Selbstauskunft da, wenn Habermas seine jungen Jahre beschreibt. Wie er ans Institut für Sozialforschung kam und Mitarbeiter von Theodor W. Adorno wurde. "Plötzlich war die doch längst versunkene, von uns durch die Nazizeit abgeschnittene intellektuelle Epoche der Weimarer Zeit alltägliche Gegenwart." Die Maxime seiner Philosophie und seines ganzen geistigen Tuns formuliert er lapidar: "Die Welt um ein Winziges besser zu machen oder auch nur dazu beizutragen, die stets drohenden Regressionen aufzuhalten."