

Andreas Kremla in FALTER 25/2015 vom 17.06.2015 (S. 32)
Weinen für Erwachsene war bisher nicht lieferbar. Ein paar Titel über Kinder finden sich im Angebot. Abseits davon aber schweigt die Literatur über diese genuin menschliche Fähigkeit. Renate Möhrmann will das ändern. Die Theaterwissenschaftlerin und ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete hat Autoren aus der Literatur- und Medienforschung versammelt, um in 19 einzelnen Beiträgen die „Verschiedenheit von Tränen“ zu erkunden. Das Spektrum reicht von den Tränen des Zorns in Homers „Ilias“ bis zu Oprah Winfreys Reality-Rührshow, von Shakespeares tragisch Trauernden bis zu weinenden Samurai. Dazwischen gibt es mittelalterliches Gebetsweinen und Liebestränen.
Etwas stilistische Heterogenität und stellenweise Fachjargon muss man in Kauf nehmen, die meisten Beiträge aber lesen sich plastisch und klar. Sie verbinden sich weniger zur im Titel verheißenen Kulturgeschichte als zu einer bunten Collage.