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Kurzbeschreibung des Verlags
»Heimat« löst Erinnerungen und intensive Gefühle aus – ein Assoziationsgenerator, heute auch ein politischer Kampfbegriff:
Der Text analysiert personale und kollektive Bilder von »Heimat«: Der soziologische Blick von außen stellt die Frage nach der Funktion von Heimat für individuelle und nationale Identitätsbildung. Deren oft unbewusste Voraussetzungen – so Gross’ These – liegen primär in der Psychodynamik und Genese von »Heimat-Gefühlen« im Spannungsfeld zwischen vorgegebener Herkunft und selbstgewählten Sehnsuchtsorten der Ankunft, zwischen Idealisierung eines verlorenen Paradieses und utopischer Verklärung der Sehnsuchtsorte, zwischen Kollektivpsychologie und individueller Biographie.
Immer mehr Menschen sehnen sich heute nach Zugehörigkeit, versuchen aber im Gegensatz zu den exkludierenden, starren Bildern von Heimat ihren Heimatbegriff im Plural zu denken: aufgehoben sein, daheim sein, bei sich selbst, in Beziehungen, Beruf ...
Anywheres“ werden Menschen genannt, die nirgendwo und deswegen überall zu Hause sind, also Kosmopoliten, „Somewheres“ diejenigen, die irgendwo hängen geblieben sind, in den Ghettos der Vororte oder der Trostlosigkeit der Provinz. Daneben gibt es dann noch jene, die gerne daheim blieben, aber nicht können, weil sie auf der Flucht vor Verfolgung oder Perspektivlosigkeit sind.
Für Rainer Gross, Psychiater, Psychoanalytiker und Vorkämpfer der Antipsychiatriebewegung, ist Heimat nicht in erster Linie ein Ort, sondern eine Haltung und eine Gemengelage von Gefühlen. Heimat trägt man im Hirn – frei nach Tom Waits’ „Anywhere I’m gonna lay my head (I’m gonna call my home)“. Gross verortet sie im psychodynamischen „Spannungsfeld zwischen Herkunft und Ankunft, vorgegebener Biografie und veränderbarer“. Der Heimatbegriff werde dadurch zum „Assoziationsgenerator“ und zum „politisch umkämpften Konzept“.
Gross’ Buch „Heimat“ fungiert selbst als Assoziationsgenerator. Das liegt nicht etwa daran, dass seine Thesen unausgegoren wären, sondern daran, dass sein Buch so unausgesetzt zum Denken auffordert. Auf knapp 170 stilistisch im besten Sinne lässigen, aber inhaltlich dichten Seiten wird dem Leser nichts geschenkt.
Dieser kann sich auf eine flotte, ungemein gelehrte Auseinandersetzung mit Heimat aus etymologischer, soziologischer und psychoanalytischer Perspektive gefasst machen. Willkommene Atempausen und Konkretisierung bilden Fallbeispiele über den Heimatfilm, Fußball oder Ostalgie.
Wer hofft, eine Antwort auf die Frage, ob Heimat nun „Symptom oder Bewältigungsstrategie“ ist, einfach vorgekaut zu bekommen, wird todsicher enttäuscht. „Heimat“ will nicht belehren, sondern zum Nachdenken anregen, denn: „Ein ‚Nachdenken‘ über Heimat scheint immerhin möglich.“ In politisch brisanten Zeiten wie diesen scheint es außerdem ratsam, Gross’ kleines Buch als Vademecum gegen die populistische Vereinnahmung der Heimat dabei zu haben.