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Kurzbeschreibung des Verlags
Österreichs Politik hat ein Thema, das alt und neu zugleich ist: Der Islam in Öst- reich. Inzwischen bereits die zweitgrößte Religionsgemeinschaft – allerdings weit abgeschlagen hinter der nach wie vor dominanten römisch-katholischen Kirche, hat der Islam aufgehört, ein bloßes Randphänomen mit exotischem Anstrich zu sein. Als Resultat einer Migration, die vor allem in den 1960er Jahren einsetzte, ist der Islam in Österreich sichtbar geworden. Und doch hat der Austro-Islam eine alte Tradition. Im Ersten Weltkrieg wurden moslemische Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee von Militärimamen betreut. Diese gehörten ebenso zur Normalität der österreichisch-ungarischen Stre- kräfte wie christliche Pfarrer und die jüdischen Rabbiner. Schon vor 1914 hatte der Islam des „hanefitischen Ritus“ den Status einer staatlich anerkannten Religio- gesellschaft erhalten und war damit grundsätzlich auf einer Stufe mit den größeren Kirchen und der jüdischen Glaubensgemeinschaft. Doch der Islam heute wird von vielen in Österreich nicht als Teil pluralistischer Normalität, sondern als Bedrohung empfunden. Hier mischen sich freilich kultur- le und ethnische Bestimmungsfaktoren, die „Religion“ sagen – und nur zu oft etwas meinen, was nicht salonfähig ist, z.B. „Rasse“. Der Diskurs um den Islam in Österreich hat, weil dieser de facto heute weitgehend ein Produkt der Zuwanderung des letzten halben Jahrhunderts ist, eine eminente so- ale und sozialpsychologische Komponente. Ängste können mobilisiert werden: – Die Furcht vor dem sozialen Abstieg: Die „billigen“ Zuwanderer nehmen „uns“ die Arbeitsplätze weg. – Die Furcht vor abnehmender Berechenbarkeit des Lebens: Das Sozialgefüge in der Nachbarschaft verschiebt sich.
Mit Übertreibungen nimmt sich die Islamophobieforschung
den Wind immer wieder selbst aus den Segeln
Wenn in Österreich über Islamophobie diskutiert wird, ist Farid Hafez nicht weit. Mit seiner Dissertation hat der Politikwissenschaftler vergangenen Monat seine dritte wissenschaftliche Publikation zum Thema innerhalb von zwei Jahren veröffentlicht. Gegenstand sind die Minarettverbote in Kärnten und Vorarlberg. Das Ziel ist zu zeigen, dass die islamfeindlichen Argumentationsmuster der rechten Parteien auch auf die anderen abfärben.
Am Ende seiner Dissertation stellt Hafez kaum überraschend fest, dass sich nicht nur die rechtspopulistischen Parteien BZÖ und FPÖ islamophober Argumente bedienen, sondern auch die ÖVP. Angesichts der Aussagen zur angeblichen kulturellen Anders- oder Fremdartigkeit des Islam oder zum Kopftuch als politisches Signal, die immer wieder auch aus den Reihen der Volkspartei kommen, ist das nachvollziehbar. Bei der SPÖ ist das aber anders. Hier heißt es in den Schlussbetrachtungen, dass die SPÖ "den islamophoben Populismus der rechten Parteien partiell reproduziert". Die Grundlage für dieses "partielle" Urteil liefert eine einzige kurze Presseaussendung des Landesgeschäftsführers der SPÖ Kärnten, Gerald Passegger.
"Als Gaddafi-Intimus, Bauchtanz-Karikatur, Saddam-Hussein-Besucher und al-Jazeera-Vogelkundler ist Jörg Haider als Gegner des radikalen Islamismus ,lächerlich und unglaubwürdig'." Dieser eine Satz aus der Passegger-Aussendung unterstelle, so Hafez, dass all diese Dinge miteinander verbunden seien: "Unter den Deckmantel radikaler Islamismus fallen Diktatoren, der Bauchtanz und hier sogar der Auftritt in einer arabischstämmigen Fernsehanstalt." Für sich genommen mag diese Aussage problematisch sein, der Schluss, den Hafez daraus zieht, ist allerdings übertrieben: Der islamophobe Populismus der SPÖ ist nämlich derart "partiell", dass sich in allen anderen untersuchten Presseaussendungen, Wahlprogrammen und Landtagsdiskussionen keine einzige weitere Aussage findet, die dieses Urteil rechtfertigt.
Dieser leichtfertige Umgang mit dem Label "Islamophobie" verpasst der Forschung zu diesem Thema einen unangenehmen Beigeschmack. Zudem macht er die Differenzierung zwischen Islamfeindlichkeit, Kritik am Islam und Kritik an der Islamfeindlichkeit noch komplizierter. Vor allem aber bietet er Angriffsflächen für jene, gegen die man eigentlich vorgehen will.