

Mit Garri Kasparow am Grab von Bobby Fischer
André Behr in FALTER 50/2024 vom 13.12.2024 (S. 34)
Schach wird seit 1999 vom Internationalen Olympischen Komitee als Sport anerkannt und wie Fußball ist es weltweit in nationale und internationale Ligen eingebettet. Größere mediale Aufmerksamkeit erregt dieser Sport in unseren Breitengraden allerdings höchstens bei Anlässen wie WM-Kämpfen. Das zeigte sich gerade beim diesjährigen WM-Match in Singapur zwischen dem 32-jährigen chinesischen Titelverteidiger Ding Liren und seinem 18-jährigen indischen Herausforderer Gukesh Dommaraju. Wer sich grundsätzlich über die Hintergründe dieses komplexen Denksports kundig machen will, dem sei das Buch "Schach-Euphorie" von Peter Doggers empfohlen.
Der 1975 geborene Engländer war mit 15 einem Schachklub beigetreten und erreichte annähernd die Stärke eines sogenannten Internationalen Meisters. Seit fast 20 Jahren berichtet er nun schon als Journalist über Schach. Er ist einer der Direktoren der Plattform Chess.com: Auf dieser führenden Schach-Website kann man lernen, in allen Stärkeklassen spielen und Großveranstaltungen live mitverfolgen. In seinem Buch erklärt Doggers nicht nur die Spielregeln von Eröffnung, Mittelund Endspiel, er berichtet auch von seinen Dutzenden Interviews mit Großmeistern und seinen Erlebnissen bei Turnieren oder bei Reisen zu geschichtsträchtigen Orten.
So besuchte Doggers beispielsweise mit Garri Kasparow, dem in die USA emigrierten Putin-Gegner und Weltmeister der Jahre 1985 bis 1993, das Grab der US-amerikanischen Legende Bobby Fischer in Reykjavík. Das dabei entstandene Video verzeichnete auf Youtube über 850.000 Aufrufe. Im besten Reportage-Stil spürt Doggers auch anderen Stars wie der aktuellen Nummer 1, Magnus Carlsen, nach und erzählt von Marcel Duchamp, Humphrey Bogart und Stanley Kubrick. Außerdem erläutert er den Einfluss von künstlicher Intelligenz oder Online-Schach auf das traditionsreiche Brettspiel. Ein Lesespaß.