

Den Kapitalismus verbessern
Margaretha Kopeinig in FALTER 45/2024 vom 06.11.2024 (S. 20)
"Gutes Tun" möchte Markus Gabriel. So lautet der Titel seines Buches. Der deutsche Professor für Erkenntnistheorie und Philosophie an der Universität Bonn fordert eine ethische Dimension für das vorherrschende Wirtschaftssystem. "Ethischer Kapitalismus" zum Nutzen aller und zur Rettung der Demokratie. Dieser Ansatz steht im Gegensatz zur gängigen Vorstellung von Kapitalismus als reinem Streben nach Profit. "Ethischer Kapitalismus" bedeute nicht, dass Wirtschaften eingestellt oder auf Privateigentum verzichtet werden sollte.
Im Gegenteil. Wirtschaftliche Aktivitäten seien so zu gestalten, dass sie zum "höchsten Gut" beitragen, wie es Immanuel Kant definiert hat. Markus Gabriel nennt Beispiele, wie moralisch fortschrittliche Geschäftsideen entwickelt werden können: Etwa durch eine obligatorische Ethik-Abteilung in jedem Unternehmen, die vom CPO - dem Chief Philosophy Officer -geleitet wird. Mit einer Reform des Kapitalismus will der Philosoph eine "Neue Aufklärung" durchsetzen. Er bezieht sich auf "Capitalism and Crisis: How to Fix Them" des ehemaligen Oxford-Professors Colin Mayer. Der Kapitalismus, der globale Ungleichheit produziert und für Krisen und Umweltzerstörung verantwortlich ist, bekäme ein humanes Antlitz verpasst.