Am Fenster

Roman
160 Seiten, Hardcover
€ 18.4
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ISBN 9783552054721
Erscheinungsdatum 07.09.2009
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Zsolnay, Paul
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HerstellerangabenAnzeigen
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Nach einem Aufenthalt im Sanatorium ist Donatey in seine Zürcher Wohnung zurückgekehrt. Es quält ihn nicht nur die Stange im Rückgrat, die seine Wirbelsäule stabilisieren soll, sondern auch die Befürchtung, von Seraphine, seiner jüngeren Freundin, verlassen zu werden. Er trinkt Kaffee, raucht, blickt aus dem Fenster und erinnert sich: an die Jahrzehnte, die er als Assistent eines berühmten Regisseurs im Theater verbrachte; an die Großeltern, Offenbacher Juden, denen einst im letzten Moment die Emigration gelang; an Mathild, seine Mutter, die sich bis zu ihrem Tod weigerte, über die genauen Umstände der Flucht zu berichten; an Freunde wie den für seine zierlichen Gegenstände berühmten Bildhauer Ingo Licht oder an Piotr, den Pariser Anwalt kaukasischer Herkunft. Der berühmte Regisseur Luc Bondy hat seinen ersten Roman geschrieben, ein charmantes Capriccio, dessen Lektüre sinnliches Vergnügen bereitet.

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ISBN 9783552054721
Erscheinungsdatum 07.09.2009
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FALTER-Rezension

Theatergebäude zu Schwimmbädern und Parkplätzen

Wolfgang Kralicek in FALTER 42/2009 vom 14.10.2009 (S. 15)

Der Theaterregisseur Luc Bondy hat seinen ersten, ziemlich autobiografischen Roman geschrieben

Vor dem Fenster, aus dem der Held dieses Romans schaut, gibt es nicht viel zu sehen. Sein Blick fällt auf der einen Seite auf eine ruhige Straße in Zürich (in der wenig los ist), auf der anderen Seite auf einen Kinderspielplatz (auf dem selten jemand spielt). Mit "Am Fenster" legt der Festwochen-Intendant Luc Bondy nach zwei Bänden mit Erzählungen seinen ersten Roman vor – wobei die Gattungsbezeichnung Roman etwas übertrieben ist. Wer sich von einem Roman eine komplexe Struktur oder auch nur etwas Handlung erwartet, wird enttäuscht: Es passiert herzlich wenig in dem schmalen Buch.
Herr Donatey, der Ich-Erzähler, sitzt vor dem Fenster seiner Züricher Altbauwohnung. Er trinkt Kaffee, macht sich Sorgen, dass ihn seine Freundin betrügen könnte, und erinnert sich an Episoden aus seinem Leben. "Wo das Leben aufhört und man nur noch vegetiert, da beginnt vielleicht das Leben", schreibt er. "Nur die Erinnerungen (auch die falschen) sind das Leben, der Rest ist ein Tun, ein Treiben, ein Sichvergessen und Dämmern."

Man tritt Luc Bondy nicht zu nahe, wenn man Donatey (auch) als Selbstporträt des Autors betrachtet. Beide sind Juden, Schweizer und über 60; beide haben eine um einiges jüngere Freundin und ein Rückenleiden. Und beide haben ihr Leben dem Theater gewidmet. Im Unterschied zu Bondy hat Donatey sein Theaterleben allerdings nicht als berühmter Regisseur, sondern als ergebener Assistent eines berühmten Regisseurs verbracht. Nach dessen Tod hat er sich ins Privatleben, ans Fenster zurückgezogen.
Gaspard Nock heißt der Regisseur, berühmt wurde er unter anderem durch eine blutige "Macbeth"-Inszenierung mit nackten Hexen und einer schwangeren Lady Macduff. Dass Donatey die Aufführung nicht mochte, ist ein selbstironischer Insiderwitz: Die Beschreibung passt ziemlich genau auf eine frühe Bondy-Inszenierung (Köln 1982). In der Figur des Gaspard Nock bannt Bondy die Angst des Theaterkünstlers auf Papier, er könnte eines Tages nicht mehr gefragt sein. Gegen Ende seiner Karriere ist Nock in der entwürdigenden Situation, sich um Inszenierungen bewerben zu müssen; und in Kritiken muss er lesen, seine Arbeit sei "altmodisch" und "passé".
Wenn Bondy mit Nock auch den Beruf des Regisseurs sterben lässt, ist Ironie von Kulturpessimismus kaum noch zu unterscheiden. "Der Beruf war seltener geworden, etwa wie eine Handwerksarbeit aus dem Mittelalter, von der man heute nichts mehr weiß", notiert Donatey. Und: "Einige große Theatergebäude wurden zu Schwimmbädern oder Parkplätzen umgebaut."
Bondy hat den Roman seiner Mutter gewidmet. Denkbar also, dass er ihr in Donateys Mutter Mathild ein Denkmal setzen wollte. Als deutsche Jüdin musste diese mit ihren Eltern aus Offenbach nach Marseille fliehen; sie hat sich zeitlebens geweigert, mit ihrem Sohn über diese Zeit zu reden. Nach ihrem Tod aber fand er zwischen ihren Sachen Briefe, die sie ihm geschrieben hatte. "Du bist unzufrieden, dass ich dir über mich so wenig erzählt habe", heißt es da etwa. "Ich bin doch nicht die Heldin eines Dokumentarfilms, die vor der Kamera weint und erzählt, wie man ihre Tante in Bergen-Belsen rasiert hat. Erwarte das nicht."

Mathild ist die heimliche Heldin des Buchs, dennoch bleibt sie ziemlich unnahbar. Die eigentliche Hauptfigur heißt Luc Bondy. "Wo war ich?" hieß sein vor elf Jahren erschienener Debütband. "Wer bin ich?" heißt es im neuen Buch. "Bin ich überhaupt? Und wie kann ich es mir beweisen?"
Schreibend versucht der Autor sich seiner selbst bewusst zu werden. Er tut das durchaus mit Grandezza. Donatey vergleicht sein Schreiben mit dem Klaviergeklimper von Kindern, die darauf hoffen, "es entstehe plötzlich eine Melodie, eine kleine Komposition".
Der Autor Luc Bondy hat eine eigenwillige, leise, eingängige Melodie gefunden. Den Schriftstellerblick hat er sowieso. Jetzt müsste er nur noch ein Thema finden, bei dem er sich besser auskennt als bei sich selbst.

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