Lob der Grenze

Kritik der politischen Unterscheidungskraft
208 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783552055834
Erscheinungsdatum 27.08.2012
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Politik
Verlag Zsolnay, Paul
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Ohne Grenzen gibt es kein Miteinander, ohne Differenz keine Erkenntnis: Wer als Mensch wissen will, wer er ist, muss wissen, von wem er sich unterscheidet. Und wer das Risiko sucht, muss wissen, wann er die Sicherheit verlässt. In seinem neuen Buch spürt der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann den Grenzen und Unterscheidungen nach, ohne die weder der Einzelne noch eine Gesellschaft überlebensfähig wären. Immer geht es Liessmann dabei um den Menschen in seiner Zeit, um jene entscheidenden Fragen in Philosophie, Politik und Gesellschaft, die durch die herrschende Ideologie der grenzenlosen Grenzüberschreitungen erst gar nicht gestellt werden. Ein eloquentes Plädoyer für die Kraft der Unterschiede.

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FALTER-Rezension

Von der Gleichheit zur Grenze

Kirstin Breitenfellner in FALTER 15/2015 vom 10.04.2015 (S. 19)

„Ein Stuhl wird nicht diskriminiert, wenn man feststellt, dass er kein Tisch ist. Eine Grenze kategorial zu ziehen, bedeutet noch nicht, zu werten.“ In einer Zeit, wo alle von Gleichheit besessen sind, wächst die Angst vor der Grenze. Deswegen kann es nicht schaden, sich dieses brillante Plädoyer für die Unterscheidungskraft erneut zu Gemüte zu führen, eine notwendige Korrektur der herrschenden Lust an der Gleichmacherei und eine Schule des Denkens.

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Für eine Schule der Unterscheidungskraft

Kirstin Breitenfellner in FALTER 41/2012 vom 12.10.2012 (S. 36)

Philosophie: Konrad Paul Liessmanns Essaysammlung "Lob der Grenze" erklärt den Zusammenhang zwischen Krise und Kritik

Die Menschen, die den Schwarzen Freitag des Jahres 1929 erlebten, wussten nicht, dass dies der Beginn eines der furchtbarsten Kapitel der neueren Geschichte war. Die Menschen, die im Jahre 2008 den Zusammenbruch traditionsreicher Banken und Automobilhersteller erlebten, wissen immer noch nicht, welche Seite im Buch der Geschichte damit aufgeschlagen wurde."
Erst im Rückblick werden wir Klarheit haben, ob hier eine Krise vorlag und welche, meint Konrad Paul Liessmann, der derzeit produktivste und vielseitigste unter Österreichs Philosophen.
"Wann ist eine Krise eine Krise?" Das sei keine müßige Frage und hänge in hohem Maße von Spekulation ab. Denn die Krise, meint Liessmann, biete jedem eine Chance – nämlich, die Ursache dort zu orten, wo es ihm beliebe.

Krise und Kritik
Das Wort Krise kommt aus dem Griechischen und bedeutet trennen oder unterscheiden, die dazugehörige Technik ist die Kritik, die Kunst der Beurteilung, die auf der Fähigkeit beruht, zu unterscheiden und Unterschiede zu erkennen. "Kritik und Krise stammen aus derselben sprachlichen Wurzel, und sie markieren Grenzen."
In einer Zeit, in der es als hehrste Aufgabe gilt, Grenzen einzureißen, und Grenzen geradezu als "unfein" gelten, legt Liessman mit "Lob der Grenze" eine Korrektur zur herrschenden Lust an der Gleichmacherei vor, die es sich mit dem Ignorieren von Unterschieden oft nur allzu leicht macht.
Liessmann erinnert daran, dass Kapitalismus notwendigerweise mit Krisen verbunden ist und ständiges Wachstum keineswegs eine Selbstverständlichzeit bzw. Normalität dieser Wirtschafts- und Gesellschaftsform darstellt. Und daran, dass wir den Staat als Regulativ – das dann rettet, was noch zu retten ist – nicht nur in Zeiten der Krise brauchen, sondern auch und besonders, wenn die Krise vorbei ist.
Damit plädiert er nicht nur für eine Renaissance der politischen Unterscheidungs- und Entscheidungskraft, sondern auch des Politischen an sich.
Zum Politischen gehört für ihn auch die gerne geschmähte Bürokratie. "Angesichts dessen", bemerkt Liessmann mit einem Augenzwinkern, "was in letzter Zeit an Spitzenmanagern, Lobbyisten und Beratern zu sehen war, gewinnt das Bild des unbestechlichen Beamten doch wieder an Charme."

Anfänge und Grenzen
Der Zeitgeist, kritisiert Liessmann, scheut sich prinzipiell davor, Unterscheidungen zu treffen, denn unterscheiden bedeutet ausschließen, diskriminieren (lat. discriminare heißt übersetzt ebenfalls unterscheiden!). Wenn er sich darauf konzentriert, Grenzen zu überschreiten und damit zum Verschwinden zu bringen, täuscht er sich ebenso über ihre Funktionen wie über die Bedeutung, die Grenzen für die Analyse und Bewältigung von Krisen einnehmen können.
Deswegen, meint Liessmann, lohne es sich, "einmal darüber nachzudenken, wie alles begann, wann und wo und warum erste Grenzen gezogen werden müssen, wann und unter welchen Bedingungen Grenzen aufgehoben oder überschritten werden können, wer durch Grenzen ausgeschlossen, aber unter Umständen auch geschützt werden kann".
Liessmann beginnt seine Analyse, wie sollte es bei diesen Vorgaben auch anders sein, bei Adam und Eva, bei der Genesis, der Erschaffung der Welt, denn mit Himmel und Erde erschuf Gott auch die Grenzen. In einem brillanten philosophischen Schnellkurs stellt er die Theorie der Zeit des Augustinus und das Konzept der Natalität von Hannah Arendt vor, das die Bedeutung von Anfang und Initiative, Freiheit und Verantwortung betont, sowie Hegels Dialektik des Sein und Nichts und ortet die Grenze als originäre Domäne der Kunst.
"Grenzen schließen ein, und Grenzen schließen aus. Aber erst die Grenzen lassen etwas in seinem So-Sein gewähren. Der Bilderrahmen symbolisiert diese Dialektik."

Wertung und Welt
"Ein Stuhl wird nicht diskriminiert, wenn man feststellt, dass er kein Tisch ist. Eine Grenze kategorial zu ziehen, bedeutet noch nicht, zu werten." Aber die Grenzen des eigenen Denkens, der eigenen Sprache, betont Liessmann mit Ludwig Wittgenstein als Zeugen, bedeuten "die Grenzen meiner Welt".
Es gibt also auch eine Grenze des Denkens selbst, der Wittgenstein seinen "Tractatus logico-philosophicus" von 1921 gewidmet hat mit dem berühmten Satz: "Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen."
Liessmann hat sich auch diese Maxime zu Herzen genommen – zum Nutzen für die Leser. Die Themen der 13 Aufsätze reichen – nach den allgemeineren, philosophischen Einführungskapiteln – vom Wert des Menschen und seiner Verbesserung durch Selbstdisziplinierung und Genetik über das Aufweichen des Zusammenhangs von Staat und Macht und Europa bis zu Risiko, Nachhaltigkeit, Urbanität, Lärm, Arbeit und Freizeit, Jugend und Alter, Leben und Tod.

Staat, Politik und Schule
Nicht alle haben naturgemäß die gleiche Dichte, manchen merkt man auch an, dass sie Auftragstexte darstellen, aber Liessmann beherrscht das Geschäft der Kritik als Schule der Unterscheidungskraft in so hohem Maße, dass man sie alle mit Gewinn liest.
Unter ihnen sei "Der Staat. An der Grenze zwischen Macht und Ohnmacht" hervorgehoben, der eine Einführung in Thomas Hobbes' Staatstheorie liefert und die Notwendigkeit des Staates und seine gleichzeitige Unvereinbarkeit mit der Freiheit zum Thema hat – die Dialektik zwischen "freien" Märkten und funktionierendem Staatswesen. Oder "Freiwillige vor", wo Liessmann die Erwerbsarbeit als das zentrale Paradigma unserer Zeit analysiert.
Die ersten 40 Seiten allerdings verdienten es, zur Schulung der Unterscheidungsfähigkeit an Politik, Medien und Schulen verteilt zu werden.
Denn diese Form der "Diskriminierung" wird im Moment allerorten zu wenig geübt und vor allem ausgeübt.

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