Ari heißt Löwe

Erinnerungen
344 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783552055858
Erscheinungsdatum 24.09.2012
Genre Belletristik/Romanhafte Biografien
Verlag Zsolnay, Paul
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Der legendäre, in Wien als Sohn galizischer Juden geborene Journalist Ari Rath war oft Zeuge einschneidender Ereignisse in Politik und Zeitgeschichte, die er nun in einem sehr persönlichen Buch aufgeschrieben hat. Er berichtet darin vom „Anschluss“ und der Flucht aus Österreich, vom harten Leben im Kibbuz, von seinen Jahren in den USA im Dienst der zionistischen Jugendbewegung und dem mühsamen Aufbau des Staates Israel. Und er erzählt von seiner Zeitung, der „Jerusalem Post“, bis zum Ende seiner Tätigkeit als Chefredakteur das Sprachrohr eines politisch liberalen Israel, und seinen Begegnungen als Journalist mit Adenauer und Ben-Gurion, Brandt, Schmidt und Sadat.

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FALTER-Rezension

Ari, der Löwe

Wolfgang Zwander in FALTER 42/2012 vom 19.10.2012 (S. 16)

Ari Rath wurde als Kind aus Österreich vertrieben. Er gehörte zum engen Kreis von Israels Premier David Ben-Gurion und war als Journalist ein Chronist der Weltpolitik. Nun wurde in Wien seine Autobiografie vorgestellt

Porträt:
Wolfgang Zwander
Ari", sagt Ari Rath, "Ari heißt Löwe." Der 87-Jährige sitzt so ruhig und gelassen im Café Landtmann, als hätte er vergessen, dass Wien ihn vor 74 Jahren brutal ausgespuckt hat. Und dass er damals noch froh sein musste, dass er überhaupt fliehen konnte, dass er im Maul der Bestie, in die sich die Stadt nach Hitlers Machtergreifung verwandelt hatte, nicht zermalmt wurde.
Man kann sich das Leben des gebürtigen Wieners so vorstellen, als ob es ein roter Faden durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts wäre. Rath wurde 1925 in eine wohlhabende jüdische Familie in Wien hineingeboren und hat nach der NS-Machtergreifung alles verloren. Mit 14 stand er allein und mittellos in einem fremden Land und schlug dort einen Weg ein, der ihn als Redakteur und Chefredakteur der Jerusalem Post in die höchsten Ebenen der israelischen und internationalen Politik führte. Am vergangenen Dienstag wurde seine Autobiografie in der Präsidentschaftskanzlei unter Beisein von Präsident Heinz Fischer vorgestellt.

Rath gehörte zum engen Kreis von Israels Staatsgründer David Ben-Gurion und verkehrte unter den höchsten Staatsmännern der Welt wie Konrad Adenauer, er bereitete den Besuch des ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat in Israel vor, der den Weg zum Frieden zwischen den zwei Staaten bereitete, und er war als Sympathisant des linken Präsidenten Salvador Allende in Chile, als Augusto Pinochet dort mit US-Unterstützung einen erfolgreichen Militärputsch durchführte.
Bevor Rath aber zum Chronisten der Weltpolitik wurde, bekam er ein paar Fußtritte und Kinnhaken von ihr. Es war der 31. Oktober 1938, die Nazis waren ein halbes Jahr an der Macht. Der 14-jährige Rath hatte für den nächsten Tag ein Zugticket nach Triest, von wo es per Schiff nach Palästina gehen sollte; es war eine der letzten legalen Ausreisemöglichkeit für junge Juden. Sein Vater war zu diesem Zeitpunkt bereits enteignet und im Konzentrationslager, seine Mutter hatte sich Jahre zuvor umgebracht.
Am Abend vor der Abreise streifte Rath mit seinen besten Freunden durch die Straßen im zweiten Bezirk, als Hitlerjungen auftauchten, die "Judenbuben, Judenbuben" schrien und ihnen nachjagten, sie umzingelten und in einen Lastwagen pferchten. In einem Hof im Prater wollten die Nazis sie umladen, um sie zur Zwangsarbeit in die Lobau zu karren. Ari sprang vom Lastwagen und lief davon. Wäre er nicht gesprungen, der Zug nach Triest, der ihm das Leben retten sollte, wäre am nächsten Tag ohne ihn losgefahren.
Die Lektion, die ihm das Leben mit diesem Vorfall erteilen wollte, hat er verstanden. Sei, wenn es darauf ankommt, niemals schwach, sondern sei stark und entschlossen. Lass dir dein Leben nicht stehlen, von niemandem. Das war die Haltung, mit der junge Leute wie er den Staat Israel aufgebaut haben.
In Triest angekommen, bestieg Rath das Schiff "Galilea" in Richtung Palästina, das damals noch unter britischer Verwaltung stand.
Wie er sich während der Seefahrt gefühlt hat? "Schauen Sie sich das Foto auf dem Cover meiner Autobiografie an", sagt Rath, "dann wissen sie alles, was sie aus dieser Zeit über mich wissen müssen." Es zeigt einen jungen Mann, der von einem Schiff geht. Sein Blick drückt Hass und Verbitterung aus, aber auch Stärke und Entschlossenheit. "Ich hatte das Vertrauen in die Welt verloren", sagt Rath, "aber stark war ich immer."

Wer Rath heute im Landtmann sitzen sieht, mit einem Gesicht, in das das Leben Milde und Weisheit gemeißelt hat, der fragt sich: Wie konnte aus dem wütenden und zornigen 14-Jährigen, den die Nazis aus Wien vertrieben haben, der 87-jährige Herr im Anzug werden, der nun ruhig und entspannt in einem Kaffeehaus im ersten Bezirk sitzt und dessen Buch in der Präsidentschaftskanzlei vorgestellt wird?
Rath ist ein politischer Mensch, der vor seiner Journalistenlaufbahn viele Jahre im Kibbuz lebte, wo er Kuhställe ausmistete und harte Feldarbeit verrichtete. Er sympathisiert seit Israels Gründungstagen mit der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie. Und obwohl er heute noch immer den Großteil des Jahres in Jerusalem lebt und ein israelischer Patriot ist, der für sein Land mehrfach in Uniform gekämpft hat, obwohl er also mit Herz und Seele Israeli ist, ist er von der aktuellen Politik in seinem Heimatland enttäuscht.
Über die Großmachtsfantasien
der rechten Parteien und ihre Haltung zu den Palästinensern schrieb er in seiner Autobiografie: "Mich erschüttert und beschämt es bis heute, wie viele meiner Landsleute, häufig Nachkommen der Opfer von Pogromen und Verfolgung, ungeniert zu Tätern wurden."
So wie Rath sein Leben nach der Vertreibung durch die Nazis mit viel Kraft neu aufgebaut hat, so hat sich auch der Staat Israel zu einem starken Staat entwickelt, der auf einmal in der Lage war, Macht auszuüben – im positiven wie im negativen Sinn.
Raths Verhältnis zu Israel hat sich im Herbst seines Lebens abgekühlt, gleichzeitig hat sich sein Verhältnis zu Österreich und Deutschland in den vergangenen Jahren zunehmend verbessert. "Die Wahlplakate und die
Erfolge der FPÖ machen mir noch
immer große Angst", sagt Rath, aber der bislang wichtigste Politiker ­Israels, der langjährige Premier David
Ben-Gurion, habe ihm bereits 1968 in einem Interview über den richtigen Umgang der Israelis mit Deutschland gesagt: "Die Deutschen sind wie alle anderen auch. Nicht die Nazis,
sondern die Deutschen. Andere Nationen haben ihre Nazis, wir haben unsere."
Rath wurde in Österreich mittlerweile hoch geehrt: 2006 erhielt er das Goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien, 2011 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Aber letztlich sind es nicht die Auszeichnungen, die zählen, sagt Rath. Sondern es seien Ben-Gurions Worte, dass sich jedes Land seinen eigenen Nazis stellen müsse. Wie es Österreich damit hält, daran wird sich zeigen, ob sich jemand wie Rath weiterhin in Wien wohlfühlen wird
können.

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